Glasfasernetz im Raum Backnang wird immer engmaschiger
Der Ausbau der Glasfasernetze schreitet rasant voran. Das Netz im Rahmen des Förderprojekts IKZ Stocksberg ist eines der ersten in der Region, das nun offiziell den Betrieb aufnahm. In manchen Gemeinden laufen mehrere Projekte gleichzeitig, auch mit privatwirtschaftlicher Beteiligung.

© Alexander Becher
Mit dem Druck auf den roten Knopf geht’s los (von links): Spiegelbergs Bürgermeister Uwe Bossert, Aspachs Rathauschefin Sabine Welte-Hauff, CDU-Bundestagsabgeordnete Inge Gräßle, Staatssekretär Wilfried Klenk, Bürgermeister Markus Kleemann aus Oberstenfeld und Beilsteins Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld nehmen das Glasfasernetz, das im Rahmen des interkommunalen Breitbandprojektes Syna-Trasse Stocksberg erstellt wurde, offiziell in Betrieb. Foto: Alexander Becher
Von Nicola Scharpf
Rems-Murr. Die weißen Flecken auf der Landkarte werden in nächster Zeit zusehends weniger werden: Im gesamten Land – so auch im Backnanger Raum – wird am Ausbau der Glasfasernetze gearbeitet, um unterversorgte Gebiete, in denen die Anschlussgeschwindigkeit weniger als 30 Megabits pro Sekunde beträgt, zu beseitigen. Neben dem von Bund und Land geförderten Ausbau, bei dem vielfach benachbarte Kommunen miteinander kooperieren, gibt es mancherorts zusätzlich eigenwirtschaftliche Ausbauprojekte, die die Bürger mit schnellen Glasfaserverbindungen ins Internet bringen wollen. Hier ein Überblick:
Das interkommunale Förderprojekt Syna-Trasse Stocksberg, bei dem sich die Gemeinden Spiegelberg, Oberstenfeld, Beilstein und Aspach unter der Federführung von Spiegelberg zusammengetan haben, ist laut Bürgermeister Uwe Bossert „hier in der Region das erste Förderprojekt, das schon zum Abschluss gekommen ist“. Am Montag ging das Highspeed-Internet knapp zwei Jahre nach dem Spatenstich in Nassach offiziell in Betrieb, wovon 546 private Haushalte und 78 Gewerbeeinheiten in Nassach und Kurzach, Stocksberg und Prevorst, Altersberg und weiteren Aspacher Teilorten profitieren können. Dem sind zahlreiche Verhandlungen und Gespräche vorausgegangen. „Über mehrere Jahre hat uns die Realisierung dieses besonderen Projektes intensiv beschäftigt. Immer wieder mussten neue Wege und Lösungen gefunden werden, um voranzukommen“, erinnern sich die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden. Die förderfähigen Kosten liegen bei 4,13 Millionen Euro.
Spiegelberg und Aspach haben sich auch beim interkommunalen Förderprojekt Aspach zusammengetan sowie die Gemeinden Beilstein und Wüstenrot mit ins Boot genommen, um vom geförderten Breitbandausbau zu profitieren. Aktuell finden die letzten Arbeiten an den Tiefbautrassen statt, parallel dazu werden bereits die eigentlichen Glasfasern in die Rohre eingeblasen, sodass die Arbeiten bis spätestens zum Jahresende komplett beendet sein sollen. Von den 10,6 Millionen Euro, die beim IKZ Aspach ins Glasfasernetz investiert werden, könnten 1700 Haushalte profitieren. Bislang hätten sich allerdings noch nicht alle für den kostenlosen Glasfaseranschluss ihres Hauses entschieden. „Hier könnten wir noch nachlegen“, findet Aspachs Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, bei der die Federführung für das Projekt liegt. „Es ist schade, schließlich haben wir uns so dafür verkämpft.“
Beim interkommunalen Förderprojekt Breitband Schwäbischer Wald, bei dem die Stadt Murrhardt sowie die Gemeinden Althütte, Großerlach und Sulzbach an der Murr miteinander kooperieren, tätigte man am Montagabend den nächsten großen, öffentlichkeitswirksamen Schritt: Nach dem Gesamtstart des Projektes im Dezember 2021 in Großerlach begann nun auch in Murrhardt, dem größten Teilausbaugebiet, mit einem Spatenstich der Tiefbau. Ab September sollen die ersten Haushalte in Murrhardt ihren Glasfaseranschluss nutzen können. In das Infrastrukturprojekt werden rund 25 Millionen Euro investiert – bei einer 90-prozentigen Förderung. Großerlach erhält etwa 580, Murrhardt 2400 und Sulzbach an der Murr 930 Anschlüsse. In Althütte sind es rund 260 Anschlüsse. Anfang Mai hat dort der Tiefbau begonnen. Momentan werden die Arbeiten in den Orten Waldenweiler und Schlichenweiler durchgeführt. Der Zeitplan sieht vor, dass bis Ende Oktober alle Bauarbeiten auf der Gemarkung Althütte abgeschlossen sind und die Anschlüsse in Betrieb gehen können.
Der mit rund 1,4 Millionen Euro geförderte Ausbau in den unterversorgten Backnanger Teilorten Horbach, Oberschöntal, Stiftsgrundhof und Ungeheuerhof ist nach dem Spatenstich im Februar 2022 in vollem Gange. Die Tiefbauarbeiten in Horbach sind abgeschlossen. Im Teilort Ungeheuerhof sind sie weit vorangeschritten und sollen bis Ende Juli ebenfalls abgeschlossen werden. Danach sollen Oberschöntal und zum Schluss die Gebäude am Stiftsgrundhof an die Reihe kommen. Die Stadt geht davon aus, dass die 170 Gebäude spätestens bis Ende des Jahres ans Glasfasernetz angeschlossen sind. „Wir werden darauf hinwirken, dass auch Teilbereiche – sobald technisch möglich – freigeschalten werden“, informiert Pressesprecher Christian Nathan.
Auch in Gemeinden, in denen aktuell keine sichtbaren Bauarbeiten vonstatten gehen, wird oft im Hintergrund geschafft. So läuft etwa in Oppenweiler momentan das Ausschreibungsverfahren für ein Förderprojekt mit 800000 Euro Gesamtaufwand, das die zwei letzten weißen Flecken auf dem Gemeindegebiet – Bernhalden und Rohrbach – beseitigen und um die 50 Adressen ans Glasfasernetz bringen soll. In der kommenden Woche steht die Vergabe der Leistungen auf der Tagesordnung des Gemeinderates. In Auenwald sind die Verträge mit der NetComBW besiegelt, sodass im Herbst der Spatenstich für das Förderprojekt stattfinden soll, das 73 Anschlüsse in Trailhof, Trailhöfle und Rottmannsberg ans Breitbandnetz schaffen kann. In Weissach im Tal sind die Arbeiten für die Beseitigung der weißen Flecken – hauptsächlich Wattenweiler, Dresselhöfe, die Schulen sowie mehrere Gewerbegebiete – ausgeschrieben. Mitte September werden die Arbeiten wohl vergeben. Die vorläufigen Förderzusagen von Bund und Land für den Glasfaserausbau mit Gesamtausgaben von 3,3 Millionen Euro liegen vor. Nach Vergabe der Arbeiten rechnet die Gemeinde mit zwei Jahren, bis die weißen Flecken beseitigt sind.
Neben den Förderprojekten gibt es vielfältige eigenwirtschaftliche Ausbautätigkeiten oder -bestrebungen in den Gemeinden. Beispielhaft sei hier Aspach genannt, wo die Schwäbisch Gmünder Firma Wisotel für den 26. Juli den offiziellen Spatenstich zu ihrem Glasfaserprojekt in Allmersbach am Weinberg, Kleinaspach und Rietenau ausführt. In einem zweiten Schritt soll auch der Kernort Großaspach mit Glasfaser versorgt werden. Wisotel strebt einen Vollausbau in den Orten an, die Haushalte werden sukzessive an das Breitbandnetz angeschlossen. Auch auf Backnanger Gemarkung sind eigenwirtschaftliche Ausbauten angekündigt – zum Beispiel in Maubach und Heiningen durch die Firma Ropa, ehemals Wisotel. Die Telekom hat sich laut Stadtverwaltung für nächstes Jahr den Kernort Waldrems sowie Sachsenweiler vorgenommen. Im Industriegebiet Lerchenäcker wird das Technikgebäude der Firma Ropa ertüchtigt. Die Richtfunkverbindung wird durch eine leistungsstarke Glasfaseranbindung ersetzt. Vodafone hat angekündigt, sein Breitbandnetz weiter mit Glasfaser auszubauen.