WE-Flytour-Insolvenz

Gleiches Spiel wie bei der FTI-Pleite?

Beim insolventen Heilbronner Reiseveranstalter WE-Flytour wurden alle Abreisen bis 31. Dezember gestrichen. Gleichzeitig lässt das Unternehmen offen, was mit Terminen ab 1. Januar passieren soll.

Reisen mit WE-Flytour werden vorerst abgesagt.

© /IMAGO/Jochen Tack

Reisen mit WE-Flytour werden vorerst abgesagt.

Von Michael Maier

Der Reiseveranstalter WE-Flytour, für den das Amtsgericht Heilbronn vor Kurzem die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet hat, gibt bekannt, dass alle Reisen mit Abreisedatum bis einschließlich 31. Dezember 2024 abgesagt werden.

Die vorläufige Insolvenzverwalterin Heike Metzger von der Pluta Rechtsanwalts GmbH hat diese Entscheidung gemeinsam mit dem Reiseveranstalter getroffen. „Damit wird für Kunden und Partner schon jetzt Transparenz geschaffen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die laufenden möglichen Fortführungsperspektiven würden weiter geprüft. Agenturpartner und Kunden wurden umgehend über diese Entscheidung informiert.

WE-Flytour und Reisesicherungsfonds DRSF

Für Pauschalreisende greift der gesetzliche Kundengeldabsicherungsschutz über den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF). Der DRSF wird sich zeitnah mit den betroffenen Gästen in Verbindung setzen, um die Rückerstattung geleisteter Zahlungen zu koordinieren, verspricht die Insolvenzverwalterin – obwohl gerade das nach der FTI-Pleite im Juni 2024 nicht funktioniert hatte und laut Leserhinweisen offenbar teilweise bis heute nicht richtig funktioniert. Hierzu stehe WE-Flytour in enger Abstimmung mit dem DRSF, so die Pressemitteilung.

Telefon-Hotlines für die We-Flytour-Insolvenz

  • Notrufnummern für Türkei-Reisende: +90 (0) 533 653 35 38 und +90 (0) 533 613 91 53.
  • Notrufnummer für andere Zielgebiete: +49 (0) 69 9588 4076
  • Allgemeine Service-Hotline des DRSF: +49 (0) 30 25 89 87 253 (Mo – Fr, 8.00 bis 22.00 Uhr; Sa – So, 9.00 bis 18.00 Uhr)

Wichtige We-Flytour-Ziele

  • Türkei
  • Ägypten
  • Mallorca

Die Absicherung beim Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) ist für größere Reiseanbieter mit mehr als zehn Millionen Euro Jahresumsatz Pflicht. Auch kleinere Veranstalter können sich darüber absichern, oder aber eine individuelle Versicherungslösung finden.

WE-Flytour-Reisende vor Ort

Für die letzten Gäste, die sich derzeit noch in den Zielgebieten befinden, wurde laut WE-Flytour sichergestellt, dass alle notwendigen Unterstützungsmaßnahmen vor Ort bereitstehen.

Finanzielle Nachforderungen von Hoteliers, die es bereits bei der FTI-Pleite gegeben hatte, sind in Ländern wie der Türkei oder Ägypten nicht auszuschließen. Gäste müssen dann in Vorleistung gehen und die doppelte Zahlung mühsam über den DRSF zurückfordern. Andernfalls können sie aus dem Hotel gewiesen werden. Auf Mallorca konnte das im Fall FTI durch besondere Anstrengungen der spanischen Hoteliers vermieden werden.

Hinsichtlich der geplanten Reisen ab dem 1. Januar 2025 wird der Veranstalter WE-Flytour in Kürze weitere Informationen veröffentlichen, um betroffene Kunden und Partner so schnell wie möglich zu informieren.

WE-Flytour-Reisen ab 1. Januar

Ob auf eine Weiterführung des Betriebs oder auf eine Übernahme von verkauften WE-Flytour-Reisepaketen durch andere Veranstalter noch Aussicht besteht, ist unklar. Bei der FTI-Pleite hatten sich solche Hoffnungen erst nach wochenlanger Unklarheit zerschlagen.

Für Kunden ist das problematisch, weil sie ihre Reisen meist schon bezahlt haben, in der Zwischenzeit trotz Insolvenz aber nicht ohne Weiteres vom Vertrag zurücktreten dürfen, ohne ihre Entschädigungsansprüche zu gefährden. Sie können also nicht ohne Weiteres Ersatzbuchungen vornehmen und riskieren, am Ende ohne den wohlverdienten Urlaub dazustehen, viel Geld zu verlieren oder doppelt zu zahlen.

Kritik an DRSF und FTI-Insolvenzverwalter

Wegen der schleppenden und komplizierten FTI-Abwicklung gibt es auch Kritik an Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach und dem Reisesicherungsfonds DRSF. Ein erheblicher Teil der FTI-Entschädigungszahlungen wird in der Reisebranche erst 2025 erwartet.

WE-Flytour spricht seinen Kunden und Partnern zunächst einmal Dank für ihr Verständnis in dieser herausfordernden Phase aus. Es bleibe das Ziel, die Situation mit größtmöglicher Sorgfalt zu bewältigen und für alle Beteiligten erreichbar zu sein. WE-Flytour werde auch weiterhin transparent über den Fortgang der Entwicklungen informieren.

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Erstellt:
4. Dezember 2024, 11:26 Uhr
Aktualisiert:
4. Dezember 2024, 11:38 Uhr

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