Was geschah am . . . 26. Januar 1885?

Gordon von Khartum wird von den Kämpfern des Mahdi ermordet

Ende des 19. Jahrhunderts rebellierten die Mahdisten im Sudan gegen die Fremdherrschaft in ihrem Land. Sie waren Anhänger von Mohammad Ahmad, der sich selbst der Mahdi nannte. Vor 139 Jahren wurde der britische Gouverneur von Khartum, Charles Gordon, bei der Eroberung der Stadt durch die Armee des Mahdi getötet.

26. Januar 1885: Der britische General Charles Gordon wird von Mahdi-Anhängern in Khartum getötet.

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26. Januar 1885: Der britische General Charles Gordon wird von Mahdi-Anhängern in Khartum getötet.

Von Markus Brauer/dpa

26. Januar 1885: Mahdisten, Anhänger des Mahdi Muhammad Ahmad, erobern nach fast einjähriger Belagerung die sudanesische Hauptstadt Khartum. Der britische Gouverneur Gordon wird dabei getötet. Der Mahdi-Aufstand hat seinen vorläufihen Höhepunkt erreicht.

Charles George Gordon, auch Chinese Gordon, Gordon Pascha und Gordon von Khartum genannt, hätte zwei Tage später, am 28. Januar, seinen 52. Geburtstag gefeiert. Doch nun ist für den in Woolwich bei London geborenen Major General und Generalgouverneur der ägyptischen Provinz Sudan das Leben zu Ende.

Die Schlacht von Omdurman

14 Jahre später. 2. September 1898: Langsam, methodisch und ohne auf Widerstand zu stoßen, hat sich eine anglo-ägyptische Streitmacht nil-aufwärts vorgearbeitet. Erst wenige Kilometer vor Omdurman, am Dschebel Kerreri, trifft sie auf Mahdisten.

3. September 1898: Im Morgengrauen beginnt die Schlacht. 25.000 weit überlegen bewaffnete Briten und Ägyptern stehen 50.000 moslemische Glaubenskrieger gegenüber, die nur mit Flinten, Lanzen und Schwertern ausgerüstet sind.

In wenigen Stunden wird alles vorbei sein. General Horatio Herbert Kitchener, der „Sirdar“ (Oberbefehlshaber) der Anglo-Ägypter, der auf seinem Schimmel den Kampf verfolgt hat, schiebt mit den Worten „Die haben wir sauber abgebürstet“ sein Teleskop zusammen.

„Das war kein Kampf, das war ein Hinschlachten“

11.000 Mahdisten liegen tot im Wüstenstaub, 16.000 sind verwundet, der Rest flieht in wilder Hast. Die britisch-ägyptischen Verluste sind gering: 49 Tote, 382 Verwundete. „Das war kein Kampf, das war ein Hinschlachten“, kabeln die begleitenden Kriegsreporter.

Nur auf dem linken Flügel ritten die 21. Lancers eine ebenso schneidige wie überflüssige und verlustreiche Attacke durch die Reihen der Gegner; ein Viertel des Regiments wurde im Kampf Mann gegen Mann getötet oder verwundet. Mit den Lancers ritt ein 23jähriger Leutnant, der Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, um gegen den Willen Kitcheners dabei zu sein und sich einen Namen zu machen: Winston S. Churchill.

Die Schmach von Khartum ist getilgt

Für die Engländer ist mit dem Sieg von Omdurman eine alte Schmach getilgt. 1881 hatte sich der Mittdreißiger Mohammad Ahmad auf der Nil-Insel Aba zum Mahdi, zum Abgesandten des Propheten Mohammed, erklärt. Gekommen, um den reinen Glauben wiederherzustellen. Der Mahdi rief zum Heiligen Krieg gegen die korrupte ägyptische Fremdherrschaft im Sudan auf, deren brutale Steuereintreiber das Land aussaugten.

Unaufhaltsam dehnte der Mahdi seinen Machtbereich aus. Selbst Ägypten, wo die Briten im Jahr 1882 nach einem nationalistischen Aufstand faktisch die Herrschaft übernommen hatten, wähnte sich zeitweise bedroht.

Im fernen London war Premierminister William Gladstone indes nicht bereit, Geld und Soldaten im Sudan zu engagieren. Der berühmte Afrika-Forscher Henry Morton Stanley schlug vor, den britischen General Charles Gordon mit der Aufgabe zu betrauen, die ägyptischen Garnisonen im Sudan zu evakuieren.

Gordon in Karthum

Charles Gordon hatte sich im Krimkrieg und in China ausgezeichnet. Er war auch schon einmal Generalgouverneur des Khediven in Khartum gewesen. Ihm ging der Ruf großer Tapferkeit und Tatkraft, aber auch der Eigenmächtig- und Launenhaftigkeit voraus. Kaum in Khartum eingetroffen, vergaß er seinen Auftrag und igelte sich ein. Die Mahdisten schlossen die Stadt ein und begannen sie auszuhungern.

Von Monat zu Monat wurde die Lage verzweifelter. Notgedrungen musste London einer Rettungsexpedition zustimmen. 7000 britische Soldaten unter General Garnet Wolseley setzten sich im Spätherbst 1884 in Wadi Halfa in Marsch.

Sehnsüchtig suchte Gordon vom Dach seines Palastes am Blauen Nil täglich den Horizont nach Anzeichen für die nahende Rettung ab. Doch Wolseleys Vormarsch war zu langsam.

Gordons Ermordung und Tod des Mahdi

Am 26. Januar 1885, als das Nilwasser weit genug gefallen war, so dass die Mahdisten die Verteidigungsgräben überwinden konnten, stürmten sie Khartum. Gordon wurde auf den Stufen seines Palastes in Khartum von zahllosen Lanzenstichen durchbohrt, sein Kopf abgeschlagen und dem Mahdi gebracht.

Zwei Kanonenboote erreichten Khartum am 28. Januar, nur um festzustellen, dass sie zu spät gekommen waren. Queen Victoria zeigte sich untröstlich und haderte mit ihrer Regierung.

Der Mahdi überlebte seinen Triumph nur um fünf Monate. Er stirbt am 22. Juni 1885 in Omdurman. Unter seinem despotischen Nachfolger, Kalif Abdallahi ibn Sayyid Muhammad, blutete der Sudan aus. Ständige Grenzkriege, das Terrorregime des Kalifen, Missernten, Seuchen und Heuschreckenplagen dezimierten die Bevölkerung um drei Viertel. So konnten die Briten 14 Jahre nach Gordons Tod einen leichten Sieg erringen. England atmete auf: Gordon war gerächt.

Strafgericht über die Mahdisten

Nach der Schlacht ritt Kitchener in Omdurman ein und ließ unter der zerschossenen Kuppel des Mahdi-Grabes nach dessen Überresten graben. Die Gebeine wurden in den Nil geworfen, der Schädel aber eingepackt und auf den Weg nach London gebracht.

Der britische Prokonsul in Kairo, Sir Evelyn Baring, bekam einen Tipp, fing die ominöse Kiste ab und ließ den Schädel heimlich bei Nacht in Wadi Halfa bestatten. Die Queen tobte über diesen Rückfall ins Mittelalter, und Kitchener musste ihr einen Entschuldigungsbrief schreiben.

Churchill, der nur unter der Bedingung mitmachen durfte, nicht über den Feldzug zu schreiben, tat dies natürlich doch und zollte dem Gegner ritterlichen Respekt. Die Mahdi-Krieger seien so tapfere Männer gewesen, wie die Erde sie nur je gesehen habe – „zerstört, aber nicht besiegt“ von der modernen Kriegsmaschinerie.

Das Ende der Kolonialisierung Afrikas

Die Schlacht von Omdurman vor 100 Jahren war nicht nur das Ende des Mahdi-Staates im Sudan. Sie schloss auch die Kolonisierung Afrikas ab, die 450 Jahre zuvor begonnen hatte, als Heinrich der Seefahrer seine Karavellen auf Entdeckungsfahrten entlang der Westküste geschickt hatte, oder in einem engeren Sinne, als Richard Burton und John Hanning Speke 1857 in Sansibar aufbrachen, um die Quellen des Nils zu suchen.

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Erstellt:
21. Januar 2025, 20:24 Uhr

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