Grippe-Impfstoff ist nachbestellt

Weil sich viele Menschen immunisieren lassen, ist es zu Engpässen gekommen

Berlin/Stuttgart (dpa). Rund 2400 Grippefälle sind in Deutschland seit Oktober gemeldet worden, darunter auch sechs Todesfälle. Allein in der ersten Januarwoche seien es 489 Fälle gewesen, sagte Silke Buda vom Robert-Koch-Institut am Mittwoch. Die vergangene Grippesaison sei allerdings stürmischer losgegangen.

In Baden-Württemberg sind bislang 348 Influenza-Erkrankungen bekannt – und damit ebenfalls weniger als in der vergangenen Saison, wie das Gesundheitsministerium in Stuttgart mitteilte. 2017/18 habe die Zahl zum gleichen Zeitpunkt bei 706 gelegen. Allerdings gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil nur beim Labornachweis des Erregers eine Meldepflicht besteht.

Die Komponenten des diesjährigen Impfstoffs passten gut zu den bislang entdeckten Viren des Typs A, heißt es beim Robert-Koch-Institut. „Wer noch nicht geimpft ist und zu den Risikogruppen gehört, sollte das jetzt tun“, riet Silke Buda. Dazu zählten über 60-Jährige, chronisch Kranke, Schwangere und medizinisches Personal. Es dauert bis zu zwei Wochen, bis ein Impfschutz aufgebaut ist. Und es ist nicht sicher, dass jeder Arzt noch Impfstoff bekommt.

Wegen des Impfstoffmangels hat Deutschland mehrere Tausend Dosen Grippe-Impfstoffe aus anderen EU-Ländern importiert. Dennoch gibt es mancherorts noch Engpässe. Allein nach Berlin seien 3000 Dosen geordert worden, sagte eine Sprecherin des dortigen Landesamts für Gesundheit und Soziales. Apotheken in Schleswig-Holstein hätten Impfstoffe „im vierstelligen Bereich“ aus dem Ausland, überwiegend aus Großbritannien bezogen, heißt es bei der Landesapothekenkammer.

Die ungewöhnlich starke Grippewelle der vergangenen Saison sehen Experten als einen Grund dafür an, dass sich diesmal so viele Menschen impfen ließen. Ein weiterer Grund sei die Einführung des Vierfach-impfstoffs, der als wirksamer gilt als der mit nur drei Komponenten, sagte eine Sprecherin des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Für diese Saison hatte das PEI 15,7 Millionen Dosen freigegeben, rund eine Million mehr, als in der Vorsaison verwendet worden waren. Nach Engpässen hatte das Bundesgesundheitsministerium im November den Import weiterer Grippe-Impfstoffe erlaubt.

Die Herstellung dauert mehrere Monate und geschieht nach wie vor zumeist mithilfe von Hühnereiern. Doch eine frühe Planung der Impfstoffzahl ist schwierig. Auch 2005 kam es zu einem Mangel: Aus Angst vor der Vogelgrippe hatten sich viele Menschen impfen lassen, obwohl die gewöhnliche Grippe-Impfung gar nicht davor schützt.

Das RKI hatte die vergangene Grippewelle als stärkste in Deutschland seit Jahren gewertet. Geschätzte neun Millionen Menschen gingen wegen einer Influenza-Erkrankung zum Arzt, vermutlich starben mehr als 20 000 Menschen.

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Erstellt:
10. Januar 2019, 03:12 Uhr

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