Kirchberg an der Murr: Größte Investition der Firmengeschichte für Lukas Gläser
Für 25 Millionen Euro soll im Steinbruch der Firma Lukas Gläser in Zwingelhausen ein neues Schotterwerk entstehen.

© Alexander Becher
Ein Spatenstich der etwas anderen Art: Im Steinbruch in Zwingelhausen ist alles größer als auf einer üblichen Baustelle. Deshalb kommt beim Spatenstich für das neue Schotterwerk der Firma Lukas Gläser der 90 Tonnen schwere Kettenbagger zum Einsatz – am Steuer: Kirchbergs Bürgermeister Frank Hornek. Fotos: Alexander Becher
Von Kristin Doberer
Kirchberg an der Murr. Am 21. April hatte die Firma Lukas Gläser gleich mehrere Anlässe, um zu feiern: Zum einen war es der 163. Geburtstag der Straßenbaufirma mit Sitz in Aspach, zum anderen kam zum ersten Mal der neu erworbene Kettenbagger CAT395 zum Einsatz. Besonders aber gefeiert wurde der Spatenstich für das neue Schotterwerk, das im Steinbruch Zwingelhausen entstehen soll. Mit dem Investitionsvolumen von etwa 25 Millionen Euro handelt es sich um das größte Projekt in der Firmengeschichte. Eine Investition, das aber dringend notwendig ist, wie Geschäftsführer Christoph Kübler erklärt: „Das bestehende Schotterwerk stammt noch aus den 60er-Jahren.“ Zwar sei es in den 80er-Jahren teilweise modernisiert worden und auch heute versuchen die Mitarbeiter immer wieder, nachzurüsten, doch es sei nun an der Zeit für den Neubau.
Durch den Neubau soll es weniger Lärm- und Staubemissionen geben
Die Arbeiten an der Bodenplatte werden am 2. Mai beginnen, bis Ende 2024 soll das laut Kübler „modernste Schotterwerk in Baden-Württemberg“ dann in Betrieb gehen. Neben dem Schotterwerk selbst sollen auch ein neues Waaghaus sowie ein Sozialgebäude entstehen. Die Gebäude werden sich im Eingangsbereich des Steinbruchgeländes und in nordwestlicher Lage zum bestehenden Schottwerk befinden. Dieses werde nach der Inbetriebnahme des Neubaus zurückgebaut, sodass die darunter liegenden Rohstoffe auch noch abgebaut werden können. Das neue Werk entstehe dagegen auf einem bereits abgebauten und wieder aufgefüllten Bereich des Steinbruchs. „Dadurch blockieren wir dann keinen Rohstoff“, sagt der Geschäftsführer.
Kübler verspricht sich durch den Neubau so einige Verbesserungen. Zum einen werde der Betrieb durch moderne Steuerungs- und Aufbereitungstechnik deutlich effektiver und man könne den Markt mit neuen Produkten versorgen, zum Beispiel im sogenannten Feinbereich. Außerdem rechnet er mit Einsparungen: „Am neuen Standort sind die Fahrwege für die Lkws, welche die Rohstoffe abholen, deutlich kürzer. Sie müssen weniger tief in den Steinbruch hineinfahren.“ Stattdessen sollen die Rohstoffe über eine Förderanlage, „die mit emissionsfreiem Strom betrieben wird“, zum Schotterwerk transportiert werden. Und durch ein größeres Silovolumen könne die Haldenwirtschaft deutlich reduziert werden. „Das verkürzt Maschinenlaufzeiten, spart Treibstoff ein und vermindert den CO2-Ausstoß“, so Kübler. Der Neubau sei nicht nur für Lukas Gläser ein wichtiger Schritt in die Zukunft, sondern für die ganze Region, „weil damit der Rohstoffbedarf für zukünftige Infrastrukturprojekte gesichert wird“, sagt Kübler. Die dadurch weiterhin kurzen Wege zu den Baustellen lobt auch Ralf Nentwich, Landtagsabgeordneter der Grünen. Außerdem begrüßt er die Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden, gerade im Bereich der Renaturierung von bereits abgebauter und wieder aufgeschütteter Steinbruchfläche.

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Christoph Kübler, Geschäftsführer von
Lukas Gläser, beim Spatenstich.
Über die Arbeitsplätze, die durch eine solche Investition in der Region erhalten werden, freut sich SPD-Landtagsabgeordneter Gernot Gruber. Außerdem finde er es „ganz toll, wie mit dem Thema Energieeffizienz umgegangen wird“, so Gruber. Denn die Abwärme der im Schotterwerk eingesetzten Kompressoren soll dazu genutzt werden, um die Nebengebäude zu beheizen.
Auch für die Anwohner werde die neue Anlage eine Erleichterung sein. „Das Hauptgebäude und das Brechergebäude werden komplett in Stahlbetonweise gebaut. Dadurch wird Lärm minimiert“, erklärt Kübler. Auch Staubemissionen sollen durch eine Entstaubungsanlage verringert werden. Die Erleichterung, dass es nun endlich losgeht, ist den Beteiligten anzumerken. Schließlich arbeitet man bei Lukas Gläser schon seit 2015 an den Neubauplänen. „Was lange währt, geht endlich los“, sagt Erich Schmid, Vertreter des Beirats. Zweimal habe man die Planungen „in die Tonne geklopft“, bevor man zufrieden war. Für ein Projekt in dieser Größenordnung brauche es nämlich ein gutes Fundament, viel Geduld und Motivation.
Ein Koloss in Zwingelhausen: Schotterwerk wird 36 Meter hoch
Neben all den positiven Versprechungen, die das neue Schotterwerk erfüllen soll, spricht Kirchbergs Bürgermeister Frank Hornek beim Spatenstich aber auch die Herausforderungen an. „Zusammen mit dem Asphaltturm wird es das höchste Gebäude sein. Es wird ein ganz schöner Koloss im Panorama von Zwingelhausen sein.“ Denn allein das Hauptgebäude wird 76,5 Meter lang, 24,5 Meter breit und 36 Meter hoch sein. Trotzdem stehen der Gemeinderat und die Verwaltung hinter dem Projekt – auch wenn es eine niedriger gelegene, dafür aber betriebswirtschaftlich weniger sinnvolle Stelle für den Neubau gegeben hätte. „Mit der Investition bekennt sich Lukas Gläser zu seinem Standort in Zwingelhausen“, freut sich der Rathauschef. Damit werde klar die Aussage getroffen, dass der Steinbruch hier noch über Jahrzehnte betrieben werden soll. „Ich hoffe, dass wir auch in den nächsten Jahrzehnten die negativen Begleiterscheinungen, die ein Steinbruch einfach mit sich bringt, in Zusammenarbeit besprechen können.“
Erweiterung Die Aspacher Firma Lukas Gläser plant außerdem eine Erweiterung des Steinbruchs in Zwingelhausen in Richtung Osten. Es handelt sich um eine Erweiterungsfläche von etwa 5,5 Hektar, die sich zum Großteil auf der Gemarkung der Stadt Backnang befindet.
Genehmigung Das Unternehmen hat die Genehmigung für diese Erweiterung bereits vor etwa einem Jahr beantragt, der Geschäftsführer Christoph Kübler geht davon aus, dass diese bald erteilt wird. „Das ist nur noch eine Formsache, da es keine weiteren externen Einsprüche gegeben hat.“
Kommunikation Mit als Grund dafür sieht er die Kommunikation mit den Anwohnern und den Kommunen. Bereits seit 2019 gebe es zu der Erweiterung regelmäßig runde Tische, bei denen Fragen und Probleme offen diskutiert werden. Durch die Gespräche habe sich zum Beispiel ergeben, dass Lärm durch andere Bohrkerne reduziert wurde. Auch die „Piepser“ der Fahrzeuge wurden durch weniger penetrante Töne ersetzt.
Zeitraum Wann genau es mit der Erweiterung losgeht, steht aktuell noch aus. Durch die Erweiterung des Steinbruchs verlängert sich der Abbau in Zwingelhausen um zirka zwölf Jahre.