Astronomie

Größtes Bild von der Andromedagalaxie erstellt

Astronomen haben erstmals ein gigantisches Panorama unserer Nachbargalaxie erstellt – die größte jemals vom Hubble-Weltraumteleskop erstellte Mosaikaufnahme. Ihre Erstellung dauerte zehn Jahre und sie zeigt die Andromedagalaxie in voller Pracht.

Diese Mosaikaufnahme zeigt die Andromedagalaxie mit bisher unerreichter Auflösung. Das Hubble-Teleskop benötigte zehn Jahre dafür.

© © Nasa/Esa/Ben Williams, Zhuo Chen/ University of Washington/L. Clifton Johnson/ Northwestern

Diese Mosaikaufnahme zeigt die Andromedagalaxie mit bisher unerreichter Auflösung. Das Hubble-Teleskop benötigte zehn Jahre dafür.

Von Markus Brauer

In der Nacht auf den 6. Oktober 1923 beobachtete Edwin Hubble den Spiralnebel im Sternbild Andromeda. Der US-Astronom bewies damit erstmals, dass der mit bloßem Auge am Himmels sichtbare Andromedanebel in Wirklichkeit eine eigene Galaxie ist. Sie ist mit einer Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahren unsere nächste Nachbargalaxie und ähnlich groß und massereich wie die Milchstraße.

Die Galaxie ist mit ihrem Durchmesser von 200.000 Lichtjahren doppelt so groß wie die Milchstraße. Beide Galaxien beherbergen die gleichen Arten von astronomischen Objekten. Andromeda weist in ihrem Zentrum wie die Milchstraße ein massereiches Schwarzes Loch von etwa 100 Millionen Sonnenmassen auf. Spiralarme erstrecken sich davon bis zu einer Distanz von rund 80.000 Lichtjahren aus. Ihr Halo durchmisst über eine Million Lichtjahre.

„Andromeda ähnelt Überresten eines Zugunglücks“

Und doch gibt es wesentliche Unterschiede: Andromeda,auch M 31 genann, ähnelt mehr einem Ring als einer Spirale. Ihre Sternbildungsrate und ihr Gasgehalt sind nur halb so hoch wie in der Milchstraße und ihr Halo enthält ungewöhnlich viele helle Sternenströme.

„Andromeda ähnelt den Überresten eines Zugunglücks: Sie scheint ein Ereignis durchlaufen zu haben, durch das sie eine Menge Sterne bildete, dann aber stoppte“, erklärt Daniel Weisz von der University of California in Berkeley. Die Studie ist Fachmagazin „The Astrophysical Journal“ erschienen.

Explore the largest photomosaic of the Andromeda galaxy yet! The mosaic is spread across ~2.5 billion pixels & captures the glow of 200 million stars. It was assembled from hundreds of @Hubble_Space snapshots taken over more than a decade https://t.co/wuSIYVjyKTpic.twitter.com/CICCYVisBq — ESA Science (@esascience) January 16, 2025

Astronomen gehen davon aus, dass diese Struktur auf mehrere Verschmelzungen mit Zwerggalaxien und eine besonders heftige Kollision der Andromedagalaxie zurückgeht. Vor rund zwei Milliarden Jahren könnte sie mit M32, der damals drittgrößten Galaxie unserer Lokalen Gruppe, zusammengestoßen sein.

Sternenkarte und Gesamtporträt

Nun haben Astronomen die bisher größte und genaueste Karte der Andromedagalaxie vorgelegt. In einer mehr als 2,5 Milliarden Pixel großen Mosaikaufnahme zeigt sie die rund 200 Millionen hellsten Sterne unserer Nachbargalaxie im optischen, ultravioletten und teilweise infraroten Licht. „Dieser kombinierte PHAT und PHAST-Photometrie-Katalog ist der größte je für Lichtquellen derselben Entfernung erstellte“, erläutern Weisz und sein Team.

Das Hubble-Weltraumteleskop benötigte für die Erstellung dieser einzigartigen Sternenkarte zehn Jahre und rund tausend Erdumrundungen. Im Rahmen dieses Projekts katalogisierte das Teleskop der US-Raumfahrtbehörde Nasa zunächst die Nordhälfte der Andromedagalaxie.

Von 2021 bis 2024 folgte dann mit PHAST die Kartierung der bisher nur wenig untersuchten Südhälfte der Andromedagalaxie. „Deren Struktur ist stärker gestört und sie scheint stärker von den vergangenen Verschmelzungen der Galaxie betroffen zu sein“, berichten die Astronomen.

Einblicke in gemeinsame Geschichte

Das neue Mega-Porträt der Andromedagalaxie zeigt unsere Nachbargalaxie erstmals in ganzer Größe und hoher Auflösung. Die Daten bieten Astronomen neue Möglichkeiten, um diese Galaxie und ihre bewegte Geschichte zu erforschen.

„Dank Hubble können wir nun die Galaxie in enormem Detail und dennoch ganzheitlich über die gesamte Galaxienscheibe hinweg erforschen“, bericjtet Erstautor Ben Williams von der University of Washington. „Das ist einzigartig und mit keiner anderen großen Galaxie möglich.“

Einzigartiger Vergleich zur Milchstraße

Astronomen erhoffen sich von der neuen Andromeda-Karte auch mehr Aufschluss darüber, wie sich die Milchstraße und ihr nächster Nachbar gegenseitig beeinflusst haben und noch beeinflussen.

Als einzige Spiralgalaxie, die wir so nahe und vollständig sehen können, könnte Andromeda zudem wichtige Erkenntnisse über diesen Galaxientyp liefern. „M31 bietet dadurch einen einzigartigen und spannenden Vergleich zu den detaillierten Informationen, die wir über unsere Milchstraße haben“, schreiben die Forscher.

Die Gesamtaufnahme und Daten der kombinierten PHAT/ PHAST-Kartierung hat das Team nun für alle frei zugänglich veröffentlicht. „Der Photometrie-Katalog ist für den Download durch die Allgemeinheit verfügbar“, sagt Weisz.

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Erstellt:
20. Januar 2025, 12:10 Uhr

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