Große Baustelle zwischen Murrhardt und Vorderwestermurr
Nach einer Rutschung an der Landesstraße 1119 zwischen Murrhardt und Vorderwestermurr im Frühjahr sollte die Fahrbahn bis Ende August instand gesetzt werden. Weitere Hangbewegungen und starke Niederschläge haben den Abschluss des Projekts aber verzögert.
Von Christine Schick
Murrhardt. In Murrhardt und Umgebung finden sich beeindruckende Wanderwege, insbesondere Waldtouren mit ihren kühlen Klingen sind im Sommer ein Genuss. Die Kehrseite: Verbindungsstrecken über das steile Terrain sind immer wieder von Hangrutschungen betroffen. So sind Stadt, Kreis und Land in regelmäßigen Abständen mit entsprechenden Instandsetzungen konfrontiert. Im Frühjahr war es an der Landesstraße 1119 zwischen Murrhardt und Vorderwestermurr zu Schäden gekommen – die Straßenböschung war nach unten weggerutscht, sodass auch die Fahrbahn gebrochen war.
Für das Regierungspräsidium Stuttgart hieß es, die Sanierung auf einer Länge von 25 Metern zu planen, an denen sich der Hang verabschiedet hatte. Was die Ursache anbelangt, so erläutert das Baureferat der Landesbehörde: „In der gesamten Region sind viele Hänge geologisch bedingt sehr rutschgefährdet. Trockenheit in Kombination mit starken Niederschlagsereignissen begünstigt zudem das Auftreten von Rutschungen bei der dortigen Geologie, da in kurzer Zeit sehr viel Wasser in den Hang versickern kann. Die Hangrutschung an der L1119 bei Murrhardt ist nach starken Niederschlagsereignissen aufgetreten.“ Mit Blick auf die betroffenen 25 Meter und die Schäden zeigte sich, dass auch das nähere Umfeld zu berücksichtigen sein würde. „Entlang der Fahrbahn waren in beide Richtungen weitere Hangbewegungen sichtbar und es war davon auszugehen, dass es auch dort zeitnah zu Hangrutschungen kommen kann“, erläutert Stefanie Paprotka, Sprecherin am Regierungspräsidium Stuttgart, die Ausgangssituation.
Pfahlkopfbalken und Hydrozementation
Insofern war auch der Umfang der Instandsetzung größer: Seit Mitte Juni wird die Fahrbahn in zwei Bereichen auf einer Länge von 111 und 52,5 Metern gesichert. Beim Verfahren kommen drei Techniken beziehungsweise Elemente zum Einsatz: Es werden Mikropfähle in unterschiedlichen Längen (9,5 und 14,5 Meter) senkrecht sowie schräg in den Baugrund gebohrt. Im Anschluss entstehen neben der Fahrbahn sogenannte Kopfbalken aus Beton mit einer Höhe von einem Meter, die für eine Art Ausgleich sorgen. „Der Kopfbalken verteilt die Lasten auf die Mikropfähle“, beschreibt Stefanie Paprotka die Konstruktion, deren Überbegriff Pfahlkopfbalken lautet. Eine dritte Ebene soll den Hang zusätzlich stabilisieren: Unter den Kopfbalken auf einer Höhe beziehungsweise Tiefe von zwei Metern ist der Baugrund aufgearbeitet und verfestigt worden – im sogenannten Hydrozementationsverfahren. Dabei werden Abschnitte – dort um Stützscheiben ergänzt – in den Berg eingebaut, die aus einem Erd-Zement-Gemisch, manchmal auch als Erdbeton bezeichnet, bestehen. Die Fachleute hoffen, so spätere oberflächennahe Hangrutschungen vor den Mikropfählen zu verhindern.
Während der Sanierungsarbeiten kam es zu weiteren Rutschungen
Das Hydrozementationsverfahren war ursprünglich gar nicht vorgesehen. Doch als es während der Sanierungsarbeiten zu weiteren Rutschungen kam, musste das Regierungspräsidium reagieren und entsprechend neu planen. Die Regenfälle im August haben die Bauarbeiten zusätzlich erschwert und verzögert, sodass sie nicht wie gedacht bis Ende August abzuschließen waren. Mittlerweile rechnet das Regierungspräsidium mit einer Fertigstellung Ende Oktober. Zurzeit werden die noch ausstehenden Mikropfähle in den Untergrund gebohrt und weitere Kopfbalken betoniert.
Anschließend heißt es, die Fahrbahn zu sanieren und sie mit einer Schutzplanke zu versehen. Allerdings kommt hinzu, dass der Starkregen Ende August im unteren Bereich der Steige ein weiteres Stück Hang hat wegbrechen lassen. Diese Rutschung liegt rund anderthalb Kilometer von der größeren Baustelle entfernt. Das Regierungspräsidium prüft nun, ob es möglich ist, sich der zusätzlichen Stelle anzunehmen und Synergieeffekte zu nutzen, auch um eine weitere Sperrung zu vermeiden. Klar ist allerdings auch, dass das zu einer zusätzlichen Bauzeitverlängerung führen würde. Die Arbeiten laufen seit 12. Juni unter Vollsperrung der Landesstraße. Somit ist der Weg direkt nach Vorderwestermurr und zur Nachbargemeinde Althütte nicht mehr möglich, sondern nur mit einer Umleitung zu machen. Das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart muss für die Sanierungsmaßnahmen einiges an Geld in die Hand nehmen. Laut der vorläufigen Schätzung belaufen sich die Kosten auf etwa 1,3 Millionen Euro.
Umleitungen Die Baumaßnahme muss aus Gründen der Verkehrssicherheit und des Arbeitsschutzes unter Vollsperrung der L1119 in beide Fahrtrichtungen erfolgen. Die Umleitung nach Vorderwestermurr verläuft über die Landesstraße1066 und die Eisenschmiedmühle, im Anschluss über die L1149, die L1120 und die Kreisstraße1900 über Käsbach nach Vorderwestermurr und in Gegenrichtung entsprechend den umgekehrten Strecken. Der Verkehr nach Althütte wird über die L1066, die Eisenschmiedmühle, im Anschluss über die L1149 und die L1120 über Mettelbach und Ebni nach Althütte geführt und umgekehrt.
Baustellen Aktuelle Informationen über Straßenbaustellen im Land können Interessierte auf der Internetseite der Straßenverkehrszentrale unter der Adresse www.verkehrsinfo-bw.de abrufen.