Große Guirassy-Show
Der ehemalige VfB-Stürmer schießt sich und dem BVB den Frust von der Seele – jetzt soll eine Siegesserie her, um Dortmunds Saison doch noch zu retten.
Von sid
Dortmund - Der eiskalte Torjäger Serhou Guirassy auf den Spuren Erling Haalands, der erste Heimsieg in der Liga seit drei Monaten, eine ausgelassene Stimmung wie ewig nicht – doch Sebastian Kehl will sich damit längst nicht zufrieden geben. „Wir müssen dranbleiben, wir müssen gierig bleiben“, forderte der Sportdirektor von Borussia Dortmund: „Ich möchte, dass keinen Millimeter nachgegeben wird, das wäre fatal.“
Was möglich ist, wenn der BVB seine ganze Wucht entfaltet und nicht nachgibt, hatte Union Berlin zu spüren bekommen. Angeführt vom Vierfach-Torschützen Guirassy schoss Dortmund die bemitleidenswerten Gäste mit 6:0 (2:0) ab und gab die passenden Antwort auf das düstere 0:2 in der Vorwoche in Bochum. Der Erfolg soll der Auftakt einer Serie sein, an deren Ende der BVB vielleicht doch noch die Champions-League-Plätze erreicht.
Aktuell ist Dortmund Zehnter, noch elf Partien bleiben in der Liga, um die Saison zu retten. „Dieses Spiel ist ein schönes Zeichen, mehr aber auch nicht“, stellte Trainer Niko Kovac nach dem Sieg klar.
Dass es eben doch mehr sein kann, war am Samstag spürbar. Denn es kann den Glauben wecken, dass nach unzähligen Rückschlägen mehr möglich ist. Beispielsweise bei Pascal Groß: Dem Nationalspieler gelangen vier Vorlagen, zudem traf Maximilian Beier per Kopf. „Das soll uns Auftrieb geben“, sagte Kovac, der jedoch auch Kritikpunkte am Auftritt seiner Mannschaft fand. Die Anfangsphase sei nicht so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. „Etwas träge, langsam und schon behäbig“, habe seine Mannschaft gespielt – um sich dann plötzlich ihrer Fesseln zu entledigen.
Zum Auftakt aber bedurfte es einiger Hilfe: Unions Diogo Leite (25.) grätschte den Ball ins eigene Tor, dann legte der BVB los. Und vor allem der Ex-Stuttgarter Guirassy, der nach Haaland und Pierre-Emerick Aubameyang der erst dritte Dortmunder Spieler in diesem Jahrtausend ist, dem ein Viererpack gelang, war nicht zu stoppen.
Kovac sprach von einem „wundervollen Tag“, Kehl freute sich insbesondere darüber, dass die Mannschaft ihren treuen Fans diesen Sieg bescheren konnte. Doch der Weg in die Tabellenregionen, die zum Dortmunder Selbstverständnis passen, ist noch weit.
„Wir müssen auf dem Platz liefern. Wir können sagen, was wir wollen – aber am Ende zählt nächste Woche Samstag“, kündigte Kapitän Emre Can nur wenige Minuten nach dem Abpfiff an. Der gelernte Mittelfeldspieler, der in der Abwehrzentrale seine ideale Position gefunden hat und immer mehr aufblüht, weiß, wovon er spricht.
Bereits nach dem 3:0 in der Champions League bei Sporting Lissabon hatte der BVB mit Schwung und Überzeugung eine Serie starten wollen – und nur wenig später verdient in Bochum verloren. Nun will Dortmund mit aller Macht verhindern, dass nach dem Höhenflug gegen Berlin bei der kommenden Aufgabe beim FC St. Pauli am Samstag (15.30 Uhr) die nächste Bauchlandung erfolgt.
„Wir müssen dort performen. Wir haben die Verpflichtung uns und dem Club gegenüber, erfolgreich zu sein“, sagte Kovac, der Guirassy und Groß das Prädikat „Weltklasse“ verlieh. Torjäger Guirassy kündigte derweil bei Instagram weitere Großtaten an. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber wir werden bereit sein“, schrieb er dort.