Große Ziele

Das Prestigeprojekt Neues Globe ist zum Erfolg verdammt

Anderswo müssen Theater dringend saniert werden, doch das Geld fehlt. In Schwäbisch Hall baut man einfach ein neues. Nun, ganz so einfach nicht. Die Widerstände waren groß, die Kosten sind hoch: 9,5 Millionen Euro, so die vorläufig letzten Zahlen, nach ursprünglich veranschlagten 5,2 Millionen Euro. Der Bund der Steuerzahler kritisierte den Bau in seinem Schwarzbuch 2018 und befand: „Dieser Theaterneubau wird für den Steuerzahler ein Paukenschlag.“

Auf den künstlerischen Paukenschlag hoffen die Macher. Der Eigentümer – es ist nämlich nicht die Stadt, sondern der Verein Freilichtspiele Schwäbisch Hall – eröffnet jetzt mit Shakespeares „Was ihr wollt“ das Neue Globe. Was Christian Doll wollte, diese Frage hat sich nie gestellt. Der Intendant trat seinen Job 2017 an – just zu dem Zeitpunkt, als sich die Auseinandersetzung in der Stadt für und wider Neubau auf dem Höhepunkt befand. Der Vereinsvorsitzende und Oberbürgermeister von Schwäbisch Hall, Hermann-Josef Pelgrim, hat seine Vorstellungen vom Bau des Neuen Globe gegen alle Widerstände durchgesetzt.

Für den Verein bedeutet das nach eigener Aussage „regensichere Freilichttheater“ freilich eine enorme finanzielle Belastung. Die Saison währt nun drei Monate länger als zuvor, bei gleichbleibenden Zuschüssen. Mehr als 60 Prozent des Etats müssen die Theaterleute selbst einspielen. Und sollten die Einspielergebnisse am Ende der Saison nicht reichen, müssen sie demütig vor dem Gemeinderat um die Begleichung des Defizits bitten. Das Neue Globe könnte sich für die Freilichtspiele Schwäbisch Hall als Danaergeschenk entpuppen.

tanja.kurz@stzn.de

Zum Artikel

Erstellt:
28. März 2019, 03:04 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen