Weltraumschrott

Großer Metallring aus dem Weltall schlägt in Kenia ein

Tausende Satelliten und Millionen Trümmerteile umkreisen die Erde und gefährden die internationale Raumfahrt. In Kenia ist jetzt ein 500 Kilogramm schwerer Schrotthaufen aus dem All auf die Erde gestürzt.

Der Metallring aus dem Weltall hat  einen Durchmesser von  zweieinhalb Metern und sei 500 Kilogramm schwer.

© x.com/GMuhamoud

Der Metallring aus dem Weltall hat einen Durchmesser von zweieinhalb Metern und sei 500 Kilogramm schwer.

Von Markus Brauer/AFP/dpa

Aufregung in einem Dorf in Kenia: Ein offensichtlich aus dem Weltraum stammender, eine halbe Tonne schwerer Metallring ist in der Ortschaft Mukuku im Süden des Landes eingeschlagen. Es handele sich vermutlich um ein Teil einer Weltraumrakete, teilte am Mittwoch (1. Januar) die kenianische Raumfahrtagentur mit. Der Metallring habe einen Durchmesser von etwa zweieinhalb Metern und sei 500 Kilogramm schwer.

Trennring einer Trägerrakete

Das Metallteil stürzte den Angaben zufolge bereits am Montag (30. Dezember) in das Dorf. Die Trümmer seien geborgen worden und würden nun untersucht. „Vorläufige Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich bei dem heruntergefallenen Objekt um einen Trennring einer Trägerrakete handelt“, erklärte die zuständige Behörde. Dieser hätte eigentlich beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen oder in unbewohnte Gebiete fallen müssen.

„Dies ist ein Einzelfall“, betonte die Raumfahrtagentur. Das Objekt stelle keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar.

Millionen Trümmerteile fliegen als Weltraumschrott um die Erde – Tendenz steigend. Zudem kreisen zurzeit nach Angaben der europäischen Weltraumbehörde Esa mehr als 12.500 Satelliten um unseren Heimatplaneten. Viele davon sind nicht mehr funktionstüchtig. Ständig werden neue Satelliten ins Weltall geschossen. Hinzu kommen touristische Raumflüge. Angesichts der schieren Menge von Objekten im Orbit steigt die Gefahr von Kollisionen im All. Wie groß ist das Risiko und was lässt sich dagegen tun?

Gibt es ein internationales Recht im All?

Das All ist kein gänzlich rechtsfreier Raum. Nach Angaben des Esa-Programmleiters für Weltraumsicherheit beim Raumflug-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt, Holger Krag, haben die Vereinten Nationen Richtlinien erlassen, die mehr als 100 Staaten unterschrieben haben. Dieser sogenannte Weltraumvertrag legt nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA) auch die Haftung für Schäden durch Weltraumaktivitäten fest

Die jeweiligen Staaten sollen demnach ihre Rahmenbedingungen selbst festlegen. An einem deutschen Weltraumgesetz wird nach Angaben des Auswärtigen Amts derzeit gearbeitet. „Der Weltraumvertrag enthält auch Bestimmungen zur Vermeidung von schädlichen Verunreinigungen des Weltraums, die allerdings bislang wenig praktische Bedeutung erlangt haben“, heißt es auf der AA-Homepage.

Wie soll künftig neuer Weltraumschrott vermieden werden?

Neben der Ausarbeitung von nationalen Weltraumgesetzen durch Regierungen sind auch Raumfahrtagenturen aktiv. So hat sich die Esa verpflichtet, ab 2030 keinen unnötigen Weltraumschrott mehr zu produzieren. Heute ist es Krag zufolge so, dass noch jedes sechste Objekt, das im All hinterlassen wird, explodiert, jedes zweite werde nicht ordnungsgemäß entsorgt. Das soll sich ändern.

Ist Weltraumschrott eine Gefahr für Raumstationen?

Ja! Die chinesische Raumstation „Tiangong“ (Himmelspalast) ist bereits von Weltraumschrott getroffen worden und musste danach gewartet werden. Auch die Internationale Raumstation ISS muss immer wieder Trümmerteilen ausweichen. Mitunter mussten sich Astronauten in angedockten Raumfahrzeugen in Sicherheit bringen, weil solche Geschosse auf einem möglichen Kollisionskurs waren.

Wo gibt es Kollisionsgefahren?

„Wir zählen den erdnahen Bereich bis 2000 Kilometer Höhe dazu. Dort sind zwei Drittel aller Raumfahrtobjekte“, erklärt Krag. Die bewegten sich also auf begrenztem Raum, und dort habe es schon Kollisionen gegeben, teils sogar mit Satelliten.

Besonders viel Betrieb herrscht demnach bis in 800 Kilometer Höhe. Oberhalb davon lasse die selbstreinigende Wirkung der Atmosphäre schon nach – wegen der geringer werdenden Schwerkraft: Nach Angaben der Nasa fallen Trümmer in einer Höhe unter 600 Kilometern innerhalb weniger Jahre wieder auf die Erde zurück und verschwinden damit aus der Umlaufbahn. Oberhalb von 1000 Kilometern müsse man dagegen mit 1000 oder noch mehr Jahren rechnen.

Auf Grundlage statistischer Modelle geht die Esa davon aus, dass es derzeit rund 40.500 Trümmerobjekte größer als zehn Zentimeter, rund 1,1 Millionen zwischen ein und zehn Zentimetern sowie 130 Millionen bis zu einem Zentimeter gibt. Die Gesamtmasse aller in der Erdumlaufbahn befindlichen Weltraumobjekte wird auf mehr als 12.400 Tonnen geschätzt.

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Erstellt:
1. Januar 2025, 18:20 Uhr

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