Großeinsatz in Mannheim
Fahrzeug fährt in Menschenmenge – mindestens zwei Tote
In Mannheim ist die Polizei zu einem Großeinsatz ausgerückt. Ein Auto ist zuvor in eine Menschenmenge gefahren. Es gibt mindestens zwei tote Personen.

© dpa/Dieter Leder
Die Polizei ist am Montagmittag bei einem Polizeieinsatz in der Mannheimer Innenstadt.
Von Sebastian Winter/dpa
Dunkle Erinnerungen werden geweckt, als die Warn-Apps auf unzähligen Handys an diesem Rosenmontag in Mannheim Alarm schlagen und eine lebensbedrohliche Lage melden. Erinnerungen etwa an das Attentat auf dem Marktplatz, als ein junger Afghane vor nicht mal einem Jahr mehrere Menschen mit einem Messer attackierte - und einen Polizisten tötete. Oder an Magdeburg, wo kurz vor Weihnachten ein Arzt mit einem Auto in eine Menschenmenge raste. Oder an München, wo ein Mann in eine Gruppe von Demonstranten in München fuhr.
Es gibt zwischenzeitlich viele Städtenamen, die in den vergangenen Monaten Synonym geworden sind für grauenvolle Taten mit Toten und Verletzten. Die Öffentlichkeit steht unter Schock.
An diesem Rosenmontag, während im ganzen Land Narren und Faschingsfans in der Sonne feiern und tanzen, trifft es wieder Mannheim. Mitten in der Fußgängerzone in der Innenstadt fährt um 12.15 Uhr ein Auto in eine Menschenmenge. Zwei Menschen kommen ums Leben, von fünf bis zehn Verletzten ist die Rede. Der mutmaßliche Autofahrer liegt nach dpa-Informationen verletzt im Krankenhaus.
Es handelt sich um deutschen Staatsbürger, so viel geben die Ermittler schon preis. Aber steckt ein politisches Motiv dahinter? Ein Unfall? Eine psychische Erkrankung? Die Hintergründe sind zunächst völlig unklar, die Polizei hält sich bedeckt. Die Beamten sperren die Innenstadt weiträumig ab. Erst kreist ein Hubschrauber über der Stadt, später eine Drohne über dem Tatort. Zwischenzeitlich ist auch unklar, ob es weitere Täter gibt. Dann gibt die Polizei Entwarnung: Sie gingen nicht von Mittätern aus.
Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, aufgrund der polizeilichen Einsatzlage die Mannheimer Innenstadt zu vermeiden und großräumig zu umfahren. — Polizei Mannheim (@PolizeiMannheim) March 3, 2025
Augenzeugenberichten zufolge soll der Mann mit seinem Wagen vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter langen Planken, die Haupteinkaufstraße, gerast sein und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Auf den Planken und rund um den Wasserturm findet eigentlich ein Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften statt.
Wenige Stunden nach der Tat stehen zahlreiche Imbiss-, Süßigkeiten- und Spielbuden verlassen am Straßenrand. Eine leere Straßenbahn steht noch an Ort und Stelle. Ermittler in Schutzanzügen sichern Spuren - neben einem Karussell, das sich nicht dreht. Einem dpa-Reporter zufolge lagen Trümmer am Ort des Geschehens. Auf Fotos ist zudem der völlig demolierte schwarze Kleinwagen des mutmaßlichen Fahrers zu sehen.
Am Schloss, wo sonst das Unileben den Alltag bestimmt, stehen Menschen ruhig beisammen. Die Stimmung ist bedrückt. Manche halten sich die Hand vor den Mund. In den Seitenstraßen reiht sich ein Blaulicht-Fahrzeug ans andere: Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Bevölkerungsschutz. Einige Passanten gehen die Straßen entlang, während ein Feuerwehr-Trupp abzieht. Die Polizei hat am Paradeplatz eine Pressestelle eingerichtet. Zahlreiche Kamerateams warten auf Neuigkeiten.
Mannheim: Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei bittet Menschen, die Innenstadt zu meiden und großräumig zu umfahren. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will sich vor Ort ein Bild der Lage verschaffen.
Um Betroffene zu versorgen, wird eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet. Die Uniklinik Mannheim setzte nach eigenen Angaben einen Katastrophen- und Einsatzplan um, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Derzeit würden zwei Erwachsene und ein Kind mit hoher medizinischer Dringlichkeit versorgt.
Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.
Fastnachtsumzug in Region abgesagt
Der für Dienstag geplante Heidelberger Fastnachtszug wurde abgesagt. Das teilte die Stadt mit. Die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt hätten sich in einer Krisensitzung darauf verständigt. Der Schritt sei auch mit Städten und Gemeinden im Umland abgestimmt, die am Dienstag Umzüge geplant hatten.
Aktuelle Informationen zur Lage in Mannheim finden Sie in unserem Newsblog.