Grünflächen leiden unter der Hitze
Deutschland ächzt unter der Hitzewelle, die hohen Temperaturen machen aber nicht nur Mensch und Tier zu schaffen. Satter Sonnenschein und kaum Niederschlag haben ihr Übriges getan und Grünflächen gelb werden lassen. Sie zu bewässern wäre vergebliche Liebesmüh, erklärt Bauhofleiter Roland Stampfl. Seine Mitarbeiter kümmern sich vornehmlich um junge Bäume und städtische Blumenbeete.

© Jörg Fiedler
Von Lorena Greppo
BACKNANG.Wirklich schön sieht der Annonaygarten zurzeit nicht aus. Der für gewöhnlich satt grüne Rasen hat einen Gelbton angenommen, die Erde darunter ist trocken und bröckelig. Der städtische Bauhofleiter Roland Stampfl nimmt es gelassen: „Der Rasen wird auch wieder grün.“ Wenn denn ein richtiger Regen einsetze, erhole sich das Gras innerhalb von einer Woche. Damit meint Stampfl aber nicht nur einen heftigen Gewitterguss, wie er beispielsweise gestern Nachmittag auf Backnang herunterging. „Bei dem trockenen Boden versickert das Wasser dann gar nicht richtig. Es bräuchte einen richtigen Landregen.“ Dieser erreiche dann auch die Wurzeln. Auch der Bauhofleiter räumt ein: „Schön sieht das so natürlich nicht aus.“ Priorität haben Rasenflächen für die Mitarbeiter des Grünflächenamts derzeit aber nicht. Bewässert werden stattdessen junge Bäume und Blumenbeete. „Die Bäume gießen wir schon seit etwa drei Wochen, bei den Blumenzwiebeln machen wir das die ganze Zeit über.“ Für das Bewässern der Bäume würde bis zu dreimal am Tag der Wassertank eines Lastwagens mit etwa sechs Kubikmetern Wasser gefüllt. Dieses werde dann mit einem Schlauch verteilt. Mit diesen Arbeiten sei man schon gut ausgelastet – „auch wenn das natürlich keine Unmengen an Wasser sind“.
Wollte man beispielsweise auch die Grünflächen im Annonaygarten gießen, müsste man laut Stampfl eine Beregnungsanlage installieren, die nachts in Betrieb genommen werden könnte. „Tagsüber spielen dort Kinder, da können wir das nicht machen“, erklärt der Bauhofleiter. Nachts wiederum sei man aber vor Vandalen nicht sicher, weshalb immer jemand die Anlage beaufsichtigen müsste. „Das wäre ein Riesenaufwand“, fasst Stampfl zusammen. Der stünde nicht im Verhältnis zum Nutzen, „zumal das Trinkwasser ist, das dann da verschleudert wird.“ Das gelte generell für die meisten städtischen Grünflächen. Mehr Sinn mache die Versorgung mit Wasser hingegen auf den Rasenplätzen der örtlichen Sportvereine. Die Fußballfelder würden zwei bis dreimal die Woche bewässert. Das Etzwiesenstadion verfüge über einen eigenen Brunnen. „Der sieht momentan aber ein bisschen mau aus“, sagt Stampfl. Der Wasserpegel sei vergleichsweise niedrig. „Man sieht ja auch an der Murr, wie viel weniger das in so einer Hitzperiode wird.“
Was die Wasserversorgung der Stadt angeht, sieht die Lage allerdings schon wieder anders aus. Markus Höfer, Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang, gibt diesbezüglich Entwarnung: Damit sehe es noch immer sehr gut aus. „Wir hängen am Fernwassertropf der Landeswasserversorgung“, erklärt er. Traditionellerweise gebe es nur einen geringen Anteil an Eigenwasser. Das heißt: Das Leitungswasser in Backnang wird aus verschiedenen Gegenden Baden-Württembergs geliefert. Sollte es in einer Region zu Problemen kommen, könne man bequem auf eine andere Leitung umsteigen. „Backnang ist von Fernwasserleitungen eingeschlossen, insofern sind wir gut aufgestellt.“
Von Wässerungsverboten ist man
in Backnang weit entfernt
Manch einer würde wahrscheinlich vermuten, dass in dieser Hitzeperiode der Wasserverbrauch im Stadtgebiet erhöht ist, weil die Menschen vermehrt ihre Gärten bewässern müssen. Dem sei aber nicht so, sagt Höfer. „Im Juli hatten wir deutlich gesteigerte Wasserabsätze.“ Weil aber inzwischen die Sommerferien angebrochen sind, seien die Leute oftmals im Urlaub und verbrauchten kein oder nur wenig Wasser. Und noch ein weiterer Aspekt komme hinzu: „Wenn es so weit ist wie jetzt, dass die Rasenflächen schon verdorrt sind, geben viele Leute auf.“ Sie machten sich dann gar nicht mehr die Mühe, zu gießen, sondern warten, bis sich die Wetterlage wieder verändert – so wie es auch der Bauhof handhabt. Höfer stellt aber gleichzeitig klar: „Wir müssen bei Weitem noch nicht das Rasensprengen verbieten, wie das manch andere Kommune derzeit tut.“ Man habe also auch der Bauhofleitung keine Vorgaben bezüglich des Wasserverbrauchs gemacht. Die Stadtwerke müssten den Wasserstand im Sommer jedoch immer im Auge behalten – das gehöre dazu. Der Betrieb habe sich aber auch entsprechend auf die Sommerzeit vorbereitet. „Wir haben im Vorfeld schon alle Behälter reinigen lassen, sodass alle Kapazitäten voll genutzt werden können.“ Ernsthaft Probleme könne höchstens ein bedeutender Brand verursachen, bei dem eine große Menge an Löschwasser benötigt wird. „Ansonsten ist kein Engpass bei der Wasserversorgung absehbar.“
In anderen Regionen habe die Hitzewelle noch eine weitere unschöne Seite gehabt: Unter der Belastung treten vermehrt Rohrbrüche auf. Auch was das angeht, sei Backnang vergleichsweise gut aufgestellt, sagt Höfer: „Die Zahl der Rohrbrüche ist bei uns nicht übermäßig angestiegen.“ Das liege an den alten Graugussleitungen. Sie seien nämlich besonders anfällig, da sie nicht verformbar sind. Bei besonders hohen Temperaturen entstehen darin Risse. Im Stadtgebiet gebe es nicht mehr so viele alte Graugussleitungen, die Gefahr sei folglich gering.
Rasen hat sich vielerorts gelb verfärbt – Bauhof wässert junge Bäume und Blumenbeete Foto: J. Fiedler