Hafendirektor: Binnenschifffahrt für Klimaschutz stärken
dpa/lsw Mannheim. Staus, Unfälle, Abgase - das sind die großen Mankos des Güterverkehrs auf der Straße. Da bieten sich Schienen und Schiff als Alternative an. Der Chef des Mannheimer Hafens hofft auf Unterstützung des Bundes für den klimafreundlicheren Transport zu Wasser.
Die Binnenschifffahrt wird nach Überzeugung des Mannheimer Hafendirektors beim Klimaschutz eine bedeutende Rolle spielen. Mit einem Kohlendioxid-Ausstoß von 30 Gramm pro transportierter Tonne schneide das Schiff deutlich besser ab als der Lastwagen mit 110 Gramm, sagt der Geschäftsführer der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH, Uwe Köhn, der Deutschen Presse-Agentur. Nur die Schiene liege mit 17 Gramm noch darunter. „Unser Motto muss sein: So viel Binnenschiff und Schiene wie möglich - und so viel Lkw wie nötig.“
Der Green Deal der EU für Klimaneutralität im Jahr 2050 zeichne den Weg für die verschiedenen Verkehrsträger vor: Für die Binnenschifffahrt ist am Transportaufkommen ein Wachstum des Anteils von bislang sieben Prozent auf 15 Prozent vorgesehen. Der Schienenanteil von derzeit 19 Prozent soll auf 25 Prozent erhöht werden. Häfen hätten dabei die Funktion, die verschiedenen Verkehrsträger Schiff, Schiene und Lkw zu verknüpfen.
Für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sind nach Angaben von Köhn, der Ende 2020 von der Position des Geschäftsführers im Hafen Kehl an die Spitze des Mannheimer Hafens wechselte, im Bundesverkehrswegeplan 2030 rund 270 Milliarden Euro vorgesehen - davon entfielen 9,1 Prozent auf die Wasserstraßen. Neben der Finanzierung stellten auch die langen Planungszeiträume ein großes Hindernis dar. Köhn begrüßte das Bekenntnis zu mehr Tempo bei der Planung, auch wenn der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung noch die Ingenieure fehlten, um die 7500 Kilometer Binnenwasserstraßen im erforderlichen Maße zu ertüchtigen. Dem Bekenntnis zu modernen Hafeninfrastrukturen müsse ein stärkeres Engagement des Bundes folgen, etwa in Form eines Programms zur Modernisierung der Ufer- und Kaianlagen.
Auch nach Ansicht von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) müssen mehr Transportgüter von der Straße auf Schiene und Schiff verlagert werden. „Die Binnenschifffahrt entlastet unsere Straßen, reduziert den CO2-Ausstoß und leistet damit einen großen Beitrag zum Klimaschutz.“ Voraussetzung für einen höheren Transportanteil sei der Ausbau der Schleusen für größere Schiffe.
Die Corona-Krise hat dem Mannheimer Hafen, mit 1131 Hektar Fläche einer der größten Deutschlands, weniger geschadet als befürchtet. Der Güterumschlag 2021 habe sich nach dem pandemiebedingten Rückgang im Vorjahr (6,9 Millionen Tonnen) auf 7,3 Millionen Tonnen erholt. Köhn: „Corona hatte bei uns keine dauerhaften Auswirkungen.“ Das unterstreiche die Bedeutung der wassergebundenen Logistik für die Volkswirtschaft. Die größten Umschlagsposten sind Nahrungs- und Futtermittel und mineralische Brennstoffe.
Der Fahrgastverkehr ist dem früheren Ministerialbeamten zufolge 2021 im Vergleich zu 2020 leicht angestiegen, liege aber noch weit unter dem üblichen Jahresdurchschnitt. Vor Corona legten bis zu 750 Schiffe jährlich an, deren Passagiere auf dem Landweg etwa nach Heidelberg gebracht werden. Dieser Sektor falle aber im Vergleich zu den Einnahmen aus der Vermietung von Flächen und Infrastruktur kaum ins Gewicht. Die 450 Hafenunternehmen kommen aus Bereichen wie Nahrungsmittel, Logistik, Recycling, Baumaterial und Tanklagerung.
Das Landesunternehmen mit 19,7 Millionen Euro Umsatz (2020) ist profitabel. Köhn: „Unsere Einnahmen fließen aber über die Jahre in die Erhaltungsmaßnahmen bei Schleusen-, Kaimauer- oder Brückensanierung zurück.“ In den vergangenen zehn Jahren habe die Hafengesellschaft rund 90 Millionen Euro in den Hafen investiert.
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