Sonnenstrom

Halbe Million Balkonkraftwerke in Deutschland

Die Zahl der Mini-Solaranlagen in Deutschland hat sich seit Mitte vergangenen Jahres mehr als verdoppelt. Inzwischen gelten weniger bürokratische Hemmnisse für solche Steckersolargeräte.

Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk an einem Balkon.

© Jens Büttner/dpa

Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk an einem Balkon.

Von Von Christof Rührmair und Helge Toben, dpa

Bonn - Balkonkraftwerke boomen. Die Zahl der beim Marktstammdatenregister registrierten Steckersolaranlagen am Netz hat am Wochenende die Marke von einer halben Million übersprungen, wie aus Daten der Bundesnetzagentur hervorgeht. Das ist mehr als eine Verdoppelung seit Mitte 2023. Alleine im laufenden Quartal sind nach etwas mehr als zwei Monaten bereits mehr als 94.000 Mini-Solaranlagen in Betrieb gegangen. Aller Voraussicht nach wird der bisherige Installationsrekord von rund 100.000 aus dem zweiten Quartal vergangenen Jahres übertroffen.

Erstmals mehr als eine halbe Million Anlagen war am Samstag mit 500 810 erreicht worden. Am Morgen zeigte der Zähler - mit Stand Sonntag - bereits 503.134. Die tatsächliche Zahl der Balkonkraftwerke dürfte höher sein. So haben Betreiber nach Inbetriebnahme einen Monat Zeit für die Anmeldung. Außerdem wird ein Teil der Geräte - trotz Pflicht - schlicht nicht angemeldet.

Anmeldepflicht nur noch bei Netzagentur

Dass der alte Quartalsrekord wackelt, dürfte unter anderem an der Jahreszeit und günstigen Angeboten für die Anlagen liegen. Seit dem 1. April reicht darüber hinaus eine Registrierung im Marktstammdatenregister. Früher war auch eine Anmeldung beim Netzbetreiber vorgeschrieben. Die neuesten Erleichterungen für Nutzer aus dem Solarpaket sind dagegen erst Mitte Mai in Kraft getreten. Das ist kaum genug Zeit für starke Effekte.

So dürfen seit dem 16. Mai etwa übergangsweise alte Stromzähler genutzt werden, die rückwärtslaufen, wenn Strom eingespeist wird. "Diese vorübergehende Duldung ermöglicht das unmittelbare Einstecken des Gerätes nach der Installation, unabhängig davon, welcher Stromzähler verbaut ist", erklärte die Verbraucherzentrale NRW. Der Netzbetreiber entscheide, ob und wann ein Tausch des Zählers erfolge. Dafür dürfe er keine Kosten in Rechnung stellen.

Weitere Änderungen werden derzeit vorbereitet: Unter anderem könnte es für Vermieter und Eigentümergemeinschaften schwieriger werden, Balkonkraftwerke von Mietern oder einzelnen Eigentümern zu verhindern. Eine Einigung könnte es bald geben.

Netzagentur: Anlagen sind Möglichkeit, bei Energiewende mitzumachen

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, begrüßte die Entwicklung. "Wir haben die Registrierung von Balkonkraftwerken vereinfacht und entbürokratisiert", betonte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Das eröffnet vielen die Möglichkeit, bei der Energiewende mitzumachen. 500.000 registrierte Balkonkraftwerke sind ein starkes Signal."

"Auf Deutschlands Balkonen findet derzeit eine kleine Energie-Revolution statt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, Carsten Körnig. "Endlich ist die Energiewende auch bei den Mieterinnen und Mietern angekommen." Die Steckersolargeräte stellten eine niederschwellige Teilhabemöglichkeit für Millionen Energieverbraucher und -verbraucherinnen dar. Nach dem Abbau bürokratischer Hemmnisse rechnet Körnig damit, dass der Trend noch zunimmt.

Die kleinen und vergleichsweise billigen Balkonkraftwerke haben seit 2022 - auch wegen der stark gestiegenen Strompreise - an Popularität gewonnen. 2022 waren gut 65.000 neue registriert worden, 2023 schon knapp 280.000, und im laufenden Jahr liegt der Wert bei mehr als 150.000. Die Anlagen, die es teils bereits für einige hundert Euro gibt, bestehen aus Solarmodulen mit einem Wechselrichter, der den Solarstrom in Haushaltsstrom umwandelt, der über eine Steckdose direkt in das eigene Leitungsnetz eingespeist werden kann.

Sonnenenergie vom Balkon senkt Stromrechnung

Dort trägt der Strom zum Betrieb der Haushaltsgeräte bei und senkt so die Menge an Strom, die man vom Stromanbieter bezieht - und damit auch dessen Rechnung. Überschüssiger Strom fließt entgeltfrei ins öffentliche Netz.

Ob sich ein solches System lohnt, hängt laut Verbraucherzentrale unter anderem von Anschaffungspreis und Strompreis ab, aber auch davon, ob das Modul an seinem Standort möglichst lange und viel Sonne bekommt.

Trotz des starken Wachstums spielen die Mini-Kraftwerke aber noch keine große Rolle bei der Stromerzeugung in Deutschland. Auch mit dem aktuellen Rekordstand liegt ihr Beitrag noch unter einem Promille.

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Erstellt:
3. Juni 2024, 10:22 Uhr
Aktualisiert:
3. Juni 2024, 10:37 Uhr

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