Anschlag in Magdeburg
Haltet Euch fern von den Resonanzräumen des Hasses
Nach dem Attentat sollten vor allem diejenigen schweigen, die die Resonanzräume des Hasses konstruieren, in denen sich der Täter offenbar bewegt hat, meint unser Berliner Korrespondent Norbert Wallet.
Von Norbert Wallet
Die Bilder und Nachrichten aus Magdeburg sind erschütternd. Mindestens fünf Menschen sterben, viele, viele weitere sind verletzt, weil ein offenbar geistig zutiefst zerrütteter Attentäter mit seinem Auto in einen Weihnachtsmarkt gerast ist – ein Ort, der im Getriebe vor dem Fest eigentlich einen geschützten Raum für ein wenig Besinnlichkeit bieten sollte.
Zu früh für eilfertige Analysen
Es ist zu früh für schnelle Erklärungen und eilfertige Analysen. Aber es scheint deutlich zu werden, dass der Täter ein verstörend widersprüchliches Weltbild entwickelt hat, in dem sich der Hass auf den Islam mit einer gewaltbereiten Ablehnung einer offenen Gesellschaft verband, die ein tolerantes Nebeneinander unterschiedlicher Religionen und kultureller Ausrichtungen akzeptiert, wenn sie sich den staatlichen Regeln unterwerfen.
Das alles ist so wirr, dass die schrecklichen Ereignisse von Magdeburg kaum die Grundlage für reflexhafte und aufgeheizte politische Debatten bieten können. Erst recht sollten die schweigen, die die ressentimentgeschwängerten Resonanzräume des Hasses systematisch konstruieren, in denen sich der Attentäter offenbar zuletzt bewegt hat.
Was nicht heißt, dass die Tat nicht sehr gründlich aufgearbeitet werden muss. Dazu zählt auch die bedrückende Frage, ob möglicherweise Warnungen aus Saudi-Arabien nicht mit angemessener Ernsthaftigkeit behandelt worden sind.