Hannover Messe

Hannover Messe: Die Bilanz ist recht durchwachsen

Das Stuttgarter Familienunternehmen Lapp zeigt sich enttäuscht, die Mittelständler Festo und Pilz ziehen hingegen ein positives Fazit der Hannover Messe. Die Zahl der Besucher sinkt leicht – und die Zollpolitik des US-Präsidenten wirft ihre Schatten auf die Industrieschau.

Spiel und Spaß auf der diesjährigen Hannover Messe

© dpa/Julian Stratenschulte

Spiel und Spaß auf der diesjährigen Hannover Messe

Von Ulrich Schreyer

Nicht alles, was an Optimismus auf Messen zur Schau getragen wird, muss stimmen. Das gilt auch für die Industriemesse in Hannover – zumal die 4000 Aussteller sich dieses Jahr in besonders turbulenten Zeiten präsentierten. Die Zahl der Besucher und Besucherinnen jedenfalls ging leicht von 130 000 im Vorjahr auf 127 000 Interessenten zurück.

Das haben wenigstes zum Teil auch die 225 Unternehmen aus dem Südwesten gespürt, die auf die weltweit wichtigste Industriemesse gereist sind.

Lapp sieht wenig Aufbruchstimmung

„Von der erhofften Aufbruchstimmung war leider nur wenig zu spüren“, sagt Matthias Lapp, der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Kabelherstellers Lapp (5700 Mitarbeiter, 1,8 Milliarden Euro Umsatz). „Die Besucherzahlen blieben leider hinter unseren Erwartungen zurück“. Mit den Gesprächen am Stand war Lapp zufrieden, musste aber feststellen, „dass die Kunden und potenziellen Interessenten sehr zurückhaltend sind“. Abschlüsse würden ohnehin eher auf Fachmessen gemacht. „Trump und seine Zollpolitik waren Thema Nummer eins auf der Messe“, berichtet Lapp. Da Lapp aber bereits in den USA produziere, sei man selbst nicht so sehr davon betroffen.

Ziehl-Abegg wirbt bei jungen Menschen

Auch am dieses Jahr etwas kleineren Stand des Ventilatorenherstellers Ziehl-Abegg aus Künzelsau (5300 Mitarbeitende, knapp 893 Millionen Euro Umsatz) hatte der Vorstandsvorsitzende Joachim Ley den Eindruck, es seien etwas weniger Besucher gekommen. Allerdings kam das Unternehmen auch mit Interessenten ins Gespräch, „die bisher noch nicht Kunde bei Ziehl-Abegg sind“. Und mit Aktivitäten auf Social Media oder E-Sports sei die Messe gegenüber jungen Menschen „ein guter Mosaikstein in der Außendarstellung“ gewesen.

Festo erlebt großen Andrang am Stand

Auch der Esslinger Automatisierungsspezialist Festo (20 600 Beschäftigte, 3,45 Milliarden Euro Umsatz) meint, die Besucherzahlen am Stand seien zwar ein wenig geringer als im Vorjahr gewesen, es habe aber dennoch einen großen Andrang und wertvolle Kontakte gegeben. Die allgemeine wirtschaftliche und politische Verunsicherung sei allerdings spürbar. Bereits zum 76. Mal habe Festo in Hannover ausgestellt und sei „Teil dieser wichtigen Industrieplattform“ gewesen, sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas Böck.

Pilz: Erwartungen voll erfüllt

Ein recht positives Fazit zieht der ebenfalls traditionelle Aussteller Pilz aus Ostfildern (2500 Mitarbeitende, Umsatz 2023: rund 430 Millionen Euro), der in diesem Jahr seine Erfahrungen im Umgang mit Wasserstoff zeigen wollte. „Die Messe war großartig und hat unsere Erwartungen voll erfüllt“, berichtet die geschäftsführende Gesellschafterin Susanne Kunschert. Erlebt habe man „eine Mischung aus herzlichem Wiedersehen und erfolgreicher Neukundenaquise“. In Hannover „war eine Aufbruchstimmung zu spüren, die hoffentlich anhält“.

Schmalz: Rückkehr nach Hannover denkbar

Der Vakuumspezialist J. Schmalz aus Glatten bei Freudenstadt hat dieses Jahr zwar nicht ausgestellt, aber durchaus die Botschaft vernommen, „dass das Interesse an der Hannover Messe wieder sehr groß war“; sagt der geschäftsführende Gesellschafter Kurt Schmalz: „Wir werden eine Teilnahme im nächsten Jahr wieder in Betracht ziehen“.

Hoffmeister-Kraut: Impulse für internationale Kooperation

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hofmeister-Kraut jedenfalls zeigt sich – für Politiker üblich – beeindruckt von der Innovationskraft der Aussteller aus dem Südwesten, aber nicht nur davon: „Die Gefahren, die von der Zollpolitik der US-Administration ausgehen, waren Thema in vielen Gesprächen, die ich auf der Messe geführt habe“, meint sie. Gleichwohl aber habe die Industrieschau mit dem diesjährigen Partnerland Kanada „in einer schwierigen weltpolitischen Lage wichtige Impulse für Fortschritt und internationale Kooperation“ gegeben. Die diesjährige Hannover Messe habe in besonderem Maße gezeigt, wie wichtig gute Partnerschaften und offene Märkte gerade für den exportabhängigen Maschinenbau seien, heißt es denn auch beim Branchenverband VDMA.

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Erstellt:
6. April 2025, 14:06 Uhr

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