Tularämie
Hasenpest gefährdet Mensch und Hund
Ein Pesterreger sorgt für Aufregung: In Bayern und Rheinland-Pfalz wurden Fälle nachgewiesen, während in Baden-Württemberg die Hasenpest bereits endemisch sein soll. Experten warnen vor direktem Kontakt mit erkrankten Tieren.
Von Michael Maier
Die Hasenpest, medizinisch als Tularämie bezeichnet, macht aktuell Probleme in Deutschland. Im Landkreis Straubing-Bogen wurde ein neuer Fall bei einem verendeten Feldhasen in der Gemeinde Aiterhofen nachgewiesen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bestätigte die Diagnose, nachdem in den vergangenen Wochen bereits mehrere tote Feldhasen in der Region entdeckt wurden. Weitere Fälle wurden aus Rheinland-Pfalz gemeldet, und zwar aus Hundsangen (Westerwald) sowie aus Ruschberg (Kreis Birkenfeld).
Die Geschichte der Hasenpest reicht bis ins Jahr 1911 zurück, als sie erstmals im Tulare County in Kalifornien bei Nagetieren beschrieben wurde - daher auch der Name Tularämie. Der Erreger, das Bakterium Francisella tularensis, kann über 200 verschiedene Tierarten befallen, wobei Nagetiere die hauptsächlichen Wirte sind. In der deutschen Wildtierpopulation zeigen Untersuchungen eine Seroprävalenz von 2,4 Prozent bei Feldhasen und 3,1 Prozent bei Wildschweinen.
Hasenpest-Überträger
Die Übertragungswege sind vielfältig: Neben dem direkten Kontakt mit infizierten Tieren spielen auch Mäuse als Überträger eine Rolle. Selbst Stechmücken können den Erreger übertragen. Besonders gefährdet sind Personengruppen, die beruflich mit möglicherweise infizierten Tieren in Kontakt kommen, darunter Jäger, Metzger, Köche und Tierärzte. Ein charakteristisches Merkmal infizierter Feldhasen ist eine vergrößerte und dunkel verfärbte Milz.
In Deutschland werden jährlich zwischen 60 und 120 Fälle registriert, was die Tularämie zu einer eher seltenen Erkrankung macht. Dennoch zeigen Studien zur Inzidenz, dass zwischen 0,2 und 2,3 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen die Krankheit aufweisen, was auf einen vorherigen Kontakt mit dem Erreger hindeutet, so das Fachmedium „Pirsch“.
Hasenpest-Fälle in Baden-Württemberg (Auswahl)
- Rems-Murr-Kreis (drei Erkrankungsfälle bei Menschen 2023)
- Kreis Esslingen (ein Erkrankungsfall bei Menschen 2023)
- Tübingen (eine Erkrankung bei Menschen 2023)
- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (Tiere, 2023)
Hasenpest-Symptome
Die Symptome beim Menschen entwickeln sich laut Ärzten nach einer Inkubationszeit von drei bis fünf Tagen. Anfänglich ähneln sie einer Grippe mit Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. An der Eintrittsstelle des Erregers, beispielsweise bei einer Schnittverletzung, kann sich ein Geschwür bilden, gefolgt von Entzündungen im umliegenden Bereich. In schweren Fällen können die Atemwege betroffen sein, was zu ernsthaften Lungenentzündungen führen kann. Eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika ist in der Regel erfolgreich.
Hasenpest-Verdacht unbedingt melden
Besonders tückisch ist, dass erkrankte Tiere häufig ihre natürliche Scheu verlieren und sich Menschen nähern können. Die Behörden haben daher klare Handlungsanweisungen herausgegeben: Tote Feldhasen oder Wildkaninchen müssen umgehend dem zuständigen Jagdpächter oder dem Veterinäramt gemeldet werden. Hundehalter und Katzenbesitzer werden dringend gebeten, ihre Tiere von möglicherweise infizierten Kadavern fernzuhalten.
Hasenpest-Risiko
Im Südwesten gibt es seit 2016 einen deutlichen Anstieg der Fälle, seitdem gehen die Behörden davon aus, dass die Tularämie in ganz Baden-Württemberg endemisch ist, der Erreger also dauerhaft vorkommt. Die Zahl der erkrankten Tiere ist zwar überschaubar und in den letzten Jahren nicht signifikant gestiegen. Allerdings ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da nicht alle verendeten Tiere gefunden und untersucht werden.
Ein regionaler Schwerpunkt bei Tieren lag im Jahr 2023 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Aber auch in Orten wie Oberboihingen (Kreis Esslingen) traten Fälle von Hasenpest auf. Im Rems-Murr-Kreis erkrankten 2023 drei Personen an Hasenpest, im Landkreis Esslingen eine. In Tübingen ist 2023 ebenfalls eine Person an Hasenpest erkrankt. Der Verlauf war laut den Behörden jedoch mild, den Patienten geht es wieder gut. In Stuttgart war zuletzt 2021 eine Person an Hasenpest erkrankt.