Abgeordnete geht bei Tiktok viral

Heidi Reichinnek: Wutrede macht Linke zum Politik-Star

Die Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek sammelt mit ihrer Wutrede im Bundestag auf Instagram und Tiktok gerade Millionen Klicks. Sie sorgt mit ihrer direkten Art nicht nur für Aufsehen in der Politik, sondern könnte ihrer Partei im Wahlkampf auch wertvolle Stimmen sichern.

Die Linken-Abgeordnete hat mit ihrer spontanen Antwort an Friedrich Merz im Netz viel Zustimmung gesammelt.

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Die Linken-Abgeordnete hat mit ihrer spontanen Antwort an Friedrich Merz im Netz viel Zustimmung gesammelt.

Von Carolin Aichholz

Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow: Mit den drei älteren Herren und der „Mission Silberlocke“ wollen die Linken drei Direktmandate holen – und sich so den Einzug in den Bundestag sichern. Derzeit macht aber auch ein anderes Gesicht der Partei, die nach der Abspaltung des Bündnis Sahra Wagenknecht schwer gebeutelt war, Furore: Heidi Rechinnek.

Im Bundestag fand die 36-Jährige zuletzt klare Worte gegen Friedrich Merz und die CDU – und das Internet feiert sie dafür. Als der Entschließungsantrag der Unionsfraktion zu ihrem Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik mit AfD-Stimmen eine Mehrheit erhält, kann die Spitzenkandidatin der Linken nicht mehr an sich halten und antwortet mit einer spontanen Wutrede.

Sie spricht darin von einem „Dammbruch“ und wirft Merz vor, rechte Mehrheiten gesucht und der AfD damit in die Karten gespielt zu haben. „Sie machen sich zum Steigbügelhalter damit und haben das Land damit heute zum Schlechteren verändert“, schleudert sie dem CDU-Kanzlerkandidat entgegen.

Heidi Reichinnek auf Tiktok und Co.: Parteien führen Wahlkampf auch in den sozialen Medien

Das Video hat inzwischen allein auf ihrem TikTok-Profil rund sechs Millionen Aufrufe. Der Kampf um Aufmerksamkeit und die Stimmen der jungen Wähler verlagert sich zunehmend ins Internet, insbesondere auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok.

Diese Entwicklung hat die AfD als erstes erkannt, die die Plattformen fleißig für ihren Wahlkampf nutzt und dort auf großen Anklang stößt. Mittlerweile ziehen die anderen Parteien nach. Heidi Reichinnek hat auf Instagram mittlerweile fast 280.000 Follower, auf TikTok sogar über 460.000.

@heidireichinnekDie spontane Rede nach dem Dammbruch. ♬ original sound - Heidi Reichinnek, MdB

Ihre Wutrede sei größtenteils nicht vorbereitet gewesen, da Reichinnek nicht damit gerechnet habe, dass der Entschließungsantrag im Bundestag tatsächlich angenommen wird, sagte sie. „Ich habe dann ein paar Sachen aufgeschrieben, die ich rauslassen wollte, aber am Ende war viel einfach spontan aus dem Bauch heraus“, so die Abgeordnete. Sie vermutet, dass das Video ihres Ausbruchs darum so viel Beachtung bekommen hat: „Ich glaube, das war auch das Wichtige: dass die Leute sehen, da sitzen Menschen mit echten Emotionen, die gehen wirklich mit ihrer eigenen Überzeugung herein. Das macht es am Ende aus, dass man sich damit identifizieren konnte.“

Mit der Politik der Linken können sich offenbar immer mehr Menschen anfreunden. Tausende Menschen waren zuletzt neu in die Partei eingetreten. Anfang Februar meldete die Partei über 71.000 Mitglieder, so viele wie zuletzt 2010.

Die Linke will unter anderem das Bürgergeld in eine „sanktionsfreie Mindestsicherung“ umwandeln. Alleinstehende sollen dann 1.400 Euro im Monat erhalten. Das Renteneintrittsalter will die Partei von 67 auf 65 Jahre senken. Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel soll abgeschafft werden. Im Gegenzug will die Linke die Steuereinnahmen um mehr als 100 Milliarden Euro erhöhen, etwa durch Vermögens- und Erbschaftssteuern. Außerdem will sie die Schuldenbremse abschaffen.

Heidi Reichinnek: Die Politikerin erlebte den Arabischen Frühling hautnah mit

Und Heidi Reichinnek könnte das Gesicht des Aufschwungs werden. Sie sitzt seit 2021 im Bundestag und ist neben Jan van Aken die Spitzenkandidatin der Linken. Sie ist in Niedersachsen aufgewachsen und studierte Nahoststudien und Politikwissenschaft. Während ihres Studiums verbrachte Reichinnek einige Monate in Kairo und erlebte dort den Arabischen Frühling hautnah mit. Diese Zeit habe ihr politisches Bewusstsein stark geprägt.

Zuletzt bekam die 36-Jährige übrigens auch Zuspruch von einem der zur „Mission Silberlocke“ gehört: Bodo Ramelow lobte sie im Deutschlandfunk für ihre forsche Art – und für den Umgang mit Friedrich Merz und der Union.

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Erstellt:
7. Februar 2025, 14:56 Uhr
Aktualisiert:
7. Februar 2025, 18:07 Uhr

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