Hermann will zu Gesprächen über neue Flugroute einladen
dpa/lsw Stuttgart. Im Streit um eine geplante neue Flugroute am Stuttgarter Flughafen hat sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) eingeschaltet. „Ich bin sehr daran interessiert, dass eine faire und konstruktive Lösung für alle Betroffenen gefunden werden kann“, sagte Hermann der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Stuttgart. Die Landesregierung habe entschieden, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, um das weitere Verfahren zu besprechen und offene Fragen zu klären. Zunächst hatten die „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet.
Die neue Abflugroute in Richtung Süden ist umstritten. Die Fluglärmkommission verspricht sich von dem Vorschlag der Airlines Lufthansa und Eurowings, dass weniger Menschen durch den Lärm belastet werden. Durch einen steileren Abflugwinkel und einen engeren Kurvenradius wären in einigen Kommunen die Flugzeuge weniger zu hören. Aber eben nicht in allen: Besonders Denkendorf, Köngen und Nürtingen werden wohl stärker belastet.
Mehrere Bürgerinitiativen wollen die Änderung der Route nun verhindern. In einer Online-Petition fordern sie unter anderem den Stopp der Routenänderung sowie mehr Transparenz in dem Verfahren. Mehr als 4200 Menschen hatten am Dienstagnachmittag die Petition unterschrieben. Die Unterzeichner fordern auch ein unabhängiges Gutachten über die mögliche Lärmbelastung.
Der Verkehrsminister will darüber zumindest sprechen. Möglichkeiten wie ein Probebetrieb oder ein unabhängiges Gutachten könnten diskutiert werden, heißt es nun aus dem Ministerium. Am 2. November soll die Stuttgarter Fluglärmkommission über die neue Route abstimmen und anschließend eine Empfehlung abgeben. Im nächsten Schritt schaut dann das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung auf den Vorschlag.
Im vergangenen Jahr waren die Beschwerden über Fluglärm in der Landeshauptstadt deutlich zurückgegangen. Wegen der Corona-Pandemie hoben weniger Flieger ab, insgesamt 238 Beschwerden gingen bei Lärmschutzbeauftragten ein.
Schon jetzt ist absehbar, dass dieser Wert 2021 getoppt wird: Allein von April bis September zählte das Stuttgarter Regierungspräsidium nach eigenen Angaben 286 Fälle.
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