Würth-Chef Robert Friedmann
„Herr Würth macht aus seinem Herzen keine Mördergrube“
Das Wort von Firmenpatriarch Reinhold Würth hat bundesweit Gewicht – das haben seine Aussagen zur AfD gezeigt. Aber wie geht der Würth-Chef Robert Friedmann damit um? Bei Vorlage der Halbjahreszahlen erklärt er es.
Von Imelda Flaig
Seit fast zwei Jahrzehnten steuert Robert Friedmann als Sprecher der Konzerngeschäftsführung das operative Geschäft des Künzelsauer Würth-Konzerns. „Von einer kurzfristigen Entspannung können wir aktuell noch nicht ausgehen“, kommentiert der 58-Jährige die Konjunkturflaute.
Doch Jammern ist seine Sache nicht. „Wir halten an unserer antizyklischen Strategie fest – also investieren, wenn andere zurückfahren“, sagt er. Vor allem im Außendienst, den Niederlassungen und im IT-Bereich, denn Warenverfügbarkeit für die gut 4,4 Millionen Kunden weltweit habe oberste Priorität.
Bei solchen Ausgaben hat er auch den Rückhalt der Unternehmerfamilie und von Firmenpatriarch Reinhold Würth. Der hatte angesichts der jüngsten Wahlerfolge der AfD Investitionen in Deutschland infrage gestellt und sich schon zuvor in einem Brief an die Belegschaft positioniert, sie solle nicht AfD wählen. Konkrete Änderungen in der Strategie hätten sich noch nicht ergeben, aber die Aussagen beeinflussten den Meinungsbildungsprozess, sagt Friedmann.
Beifall für Reinhold Würths Äußerungen zur AfD
„Was Herr Würth öffentlich tut, macht er auch im Unternehmen“, sagt Friedmann, „denn Herr Würth macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Egal ob er mit dem Management, Auszubildenden oder dem Betriebsrat spricht, er hat immer die gleiche Blickrichtung und Argumentation.“ Man überprüfe, ob es sinnvoll sei, weiter in Deutschland zu investieren oder weiter in Frankreich, aber das mache doch jedes Unternehmen.
„Wir waren überrascht wie viel Beifall und Unterstützung es aus aus Unternehmer- und Unternehmenskreisen gab, dass sich jemand hinstellt“, sagt Friedmann mit Blick auf Reinhold Würths Worte. Es sei eben viel authentischer, wenn das ein Unternehmer mache, der Erfolgsgeschichte geschrieben und Lebenserfahrung habe, die bis zum Zweiten Weltkrieg zurückgehe, sagt er. Das Vertrauen in den Standort Deutschland sei nach wie vor hoch – trotz hausgemachter Probleme und lahmender Wirtschaft.
Im ersten Halbjahr 2024 ist der Umsatz des Weltmarktführers für Montage- und Befestigungsmaterial um 3,2 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro zurückgegangen, währungsbereinigt lag das Minus bei 2,6 Prozent. Das war der erste Umsatzrückgang seit zehn Jahren. „Je näher wir am klassischen Handwerk sind, desto stabiler der Umsatz“, sagt Friedmann, je näher an der Industrie, desto schwieriger. Das Betriebsergebnis ist um mehr als 20 Prozent auf 525 Millionen Euro (Vorjahreshalbjahr 680 Millionen Euro) gesunken.
An Investitionen will der Konzern weiter festhalten – veranschlagt sind dafür dieses Jahr rund 800 Millionen Euro. Das eine oder andere Projekt werde aber geschoben, sagt Friedmann, etwa auch das Holz-Hybrid-Hochhaus für den Verwaltungssitz. „Die Planung läuft weiter, aber wir behalten uns vor, wann wir auf den Knopf drücken, dass die Bagger kommen.“ Auch neue Jobs sollen im Vertrieb und IT-Bereich aufgebaut werden.