„Hier wird Nachhaltigkeit gelebt“
Plaisirschule wird als erste Backnanger Schule in das BNE-Netzwerk aufgenommen, das sich für nachhaltige Entwicklung einsetzt
Die Plaisirschule in Backnang gehört nun zum Netzwerk „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und ist damit eine von 30 Schulen, die in ihrem Schulalltag gezielt auf Nachhaltigkeit setzen. Die Schule engagiert sich mit gleich mehreren Projekten für die Umwelt wie einer Wurmkiste, Schulhühnern oder in der eigenen Schülerzeitung.
Von Kristin Doberer
BACKNANG. „Willst du auch mal nehmen?“, fragt Leni Bückle und streckt eine etwa handtellergroße afrikanische Riesenschnecke den Besuchern entgegen, die zur Aufnahme der Schule in das Netzwerk eine Schulführung bekommen. Die fünf Schnecken gehören ganz selbstverständlich in das Klassenzimmer, sie sind nur ein Projekt von vielen an der Plaisirschule, die sich mit dem Thema Umwelt und Tierwelt sowie Nachhaltigkeit befassen. Und nur ein Projekt, das die Schule nun dazu qualifiziert, ein Teil des Netzwerks „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) zu werden. Das Netzwerk wurde erst im November 2019 ins Leben gerufen, hat aber bereits jetzt 30 Mitgliedsschulen in Baden-Württemberg. Das bedeutet, dass etwas über 12000 Kinder in BNE-Schulen lernen. Den Verantwortlichen geht es vor allem um den Austausch der Schulen untereinander. „Wir wollen voneinander lernen und Erfahrungen austauschen“, sagt auch Annedore Bauer-Lachenmaier, Rektorin der Plaisirschule. Sie hoffe, andere Schulen zu ermutigen, die noch nicht so viele Projekte auf die Beine stellen konnten. Deshalb besonders wichtig für die Verantwortlichen: Die Aufnahme in das Netzwerk soll mit sehr geringen Hürden verbunden sein. „Wir wollen nicht, dass Schulen massenweise Formulare ausfüllen müssen“, sagt Melanie Billion vom Kultusministerium. Dadurch hofft sie, so viele Schulen wie möglich zu erreichen. „Die Schulen müssen auch noch nicht so weit sein wie die Plaisirschule“, sagt sie. Es gehe vielmehr darum, den Schülern dauerhaft ein Verantwortungsgefühl für die Umwelt zu vermitteln. „Es reicht schon, wenn im Schulalltag kleine Projekte angestoßen wurden und die Haltung in der Schule stimmt.“
Welche Haltung an der Backnanger Grundschule, die auch eine Naturparkschule ist, herrscht, haben Schülerinnen und Schüler den Besuchern bei einer Führung durch ihr Schulhaus gezeigt. An verschiedenen Stationen haben sie erklärt, wie sich die Plaisirschule für nachhaltige Bildung einsetzt. Dazu gehört unter anderem eine Wurmkiste, in der die Schüler ihren Biomüll direkt an Würmer verfüttern und den daraus entstehenden Humus auf die Pflanzen in ihrem Kräutergarten verteilen. Oder die einfache Verwendung einer Biotonne. „Viele haben gesagt, dass die Trennung im Schulalltag zu schwierig ist“, sagt Bauer-Lachenmaier. „Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kinder selbst kontrollieren, dass nur das Richtige in die Biotonne kommt.“
„Die Plaisirschule ist ein positives Beispiel für andere Schulen“
Viele dieser Stationen haben sich aus einer „Grünen Woche“ entwickelt. Die Projektwoche hat sich nun allerdings zu einem langfristigen Projekt entwickelt. Neben der Betreuung der Schnecken hält die Schule seit einigen Jahren auch Hühner, um die sich die Schüler kümmern. Dazu gehört nicht nur das Einsammeln der Eier – auch reinigen sie das Gehege, füttern die Tiere und achten auf mögliche Krankheiten oder Gefahren durch Raubvögel. Und damit ist die Grundschule noch nicht zufrieden. Für 2021 plant Bauer-Lachenmaier die Erweiterung des kleinen Kräutergartens zu einem großen Schulgarten. „Vielleicht können wir irgendwann sogar das Futter für unsere Hühner selbst anbauen“, sagt die Schulleiterin. Die Besucher zeigten sich beeindruckt von den Projekten an der Grundschule. „Das ist ein positives Beispiel für andere Schulen“, sagt Regine Wüllenweber vom Backnanger Amt für Familie, Jugend und Bildung.
Das BNE-Netzwerk richtet sich an Schulen, die wie die Plaisirschule eine gewisse Haltung an den Tag legen. „Naturparkschulen, Fair-Trade-Schulen, einfach alle, die sich auf den Weg zu nachhaltiger Bildung machen oder machen wollen“, sagt Melanie Billion vom Kultusministerium. Das Netzwerk hat vor, einmal im Jahr ein Treffen abzuhalten, seine Mitglieder auf Fortbildungen und Seminare zu dem Thema hinzuweisen und Hospitanzen untereinander zu vermitteln. „So wird ein kurzer und unkomplizierter Austausch ermöglicht“, meint Sabine Wecht vom Schulamt Backnang.