Astrophysiker zu Weihnachten

Himmelskonstellation war zu Jesu Geburt besonders

Er ist Physiker und gläubiger Protestant. Harald Lesch sagt, dass vor 2000 Jahren etwas Göttliches geschehen sei. Die Weihnachtsgeschichte rund um ein Kind in der Krippe inmitten von Mord und Totschlag könne niemand so erfinden.

Ein Stern kündete von der Geburt eines neuen Königs in Judäa und zeigte den Weisen aus dem Morgenland den Weg zur Krippe Jesu. Aber hat es diesen Stern wirklich gegeben?

© Imago/Depositphotos

Ein Stern kündete von der Geburt eines neuen Königs in Judäa und zeigte den Weisen aus dem Morgenland den Weg zur Krippe Jesu. Aber hat es diesen Stern wirklich gegeben?

Von Markus Brauer/KNA

Die Himmelskonstellation zu Jesu Geburt muss nach Aussage des Astrophysikers Harald Lesch für die damaligen Menschen etwas Besonderes bedeutet haben, auch wenn es nicht der berühmte Stern gewesen sein kann.

In der Region habe es um das Jahr herum, in dem Jesus der Überlieferung nach geboren worden sei, eine bestimmte Planetenkonjunktion gegeben, sagt der 64-Jährige. „Die beiden größten Planeten begegneten sich: Jupiter, doppelt so schwer wie alle anderen Planeten zusammen, und Saturn mit seinen Ringen. Beide sind sehr helle Objekte am Himmel und könnten den Stern von Bethlehem dargestellt haben.“

Im Westen etwas Neues

Die Nächste seien sehr dunkel gewesen: „Es gab kein elektrisches Licht, man sah einen Himmel, der atemberaubend gewesen sein muss. Und wenn dann so eine besonders helle Erscheinung zu sehen war, musste das einfach etwas bedeuten“, erklärt der Wissenschaftsjournalist. Man habe vermuten müssen, dass im Westen etwas Wichtiges passiert sei. Vor allem, weil die Himmelskonstellation zu Jahresbeginn zum ersten Mal zu sehen gewesen sei.

„Die Sterndeuter im alten Babylon konnten damals schon berechnen, dass sie wiederkommen würde, und zwar noch zweimal in dem Jahr. Damit war klar: Das erste Zeichen hieß ‚Achtung’, das zweite war die Aufforderung, sich zu bewegen, und beim dritten Zeichen sollte das Ziel erreicht sein“, erläutert Lesch mit Verweis auf die überlieferten Weisen aus dem Morgenland, die loszogen, um das Jesuskind zu sehen.

Göttliches geschieht auf der Welt

Auf die Frage, ob er glaube, dass die Geschichte so passiert sei, meint Lesch: „Der grobe historische Rahmen hat gestimmt, ganz sicher. Die Volkszählung unter dem römischen Kaiser Augustus gab es beispielsweise. Doch die Geschichte, dass da Weise aus dem Morgenland angereist kamen, halte ich für symbolisch aufgeladen.“

Andererseits sei er fest davon überzeugt, dass vor 2000 Jahren etwas Göttliches auf der Welt geschehen sei, betont der protestantische Christ. „Da kam eine Idee auf, die sich bis heute gehalten hat. Und diese Idee heißt: Fürchte dich nicht. Du bist aufgehoben in einer Welt, die dich will. Und zwar ganz egal, wie du bist. Und das finde ich eine starke Aussage.“

Eine Geschichte wie die Weihnachtsgeschichte könne man gar nicht erfinden,betont Lesch: „Eine Religion, die mit einem kleinen Baby beginnt, hat doch eigentlich gar keine Chance: Die ganze Welt ist Mord und Totschlag und mittendrin liegt ein hilfloses Kind in der Krippe.“

Das Kind in der Krippe

„Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Matthäus, Kapitel 1, Vers 24, 25)

Zwei der vier Evangelien berichten über die Geburt Jesu: Matthäus und Lukas. Die Erkennungszeichen des Heilbringers sind die Krippe und die Windeln – Armut und kindliche Hilflosigkeit. Jesus wird in Betlehem geboren, der Heimatstadt Davids, aus dessen Nachkommenschaft nach jüdischer Tradition der Messias stammen soll.

Matthäus macht von Anfang an deutlich, dass hier von demjenigen die Rede ist, in dem sich die Verheißungen Jahwes an sein auserwähltes Volk Israel erfüllen wird. Lukas stellt die Geburt Jesu in einen größeren, weltgeschichtlichen Horizont: Er erwähnt den römischen Kaiser Augustus, durch dessen Befehl zur Volkszählung auch die Verlobten Josef und Maria veranlasst werden, von ihrem Heimatort Nazareth nach Betlehem zu gehen.

Ein genaues Datum für die Geburt Christi lässt sich aus den Evangelien nicht ermitteln. Wenn es stimmt, dass Jesus während der Herrschaft König Herodes des Großen geboren wurde, dann ist er spätestens 4 v. Chr. geboren, da in diesem Jahr Herodes starb.

Der Glaube an die Geburt des Gottessohnes in einer Höhle oder einem Stall ist seit der christlichen Antike verbreitet. Man glaubte, den konkreten Ort zu kennen und ließ in Bethlehem 335 eine Kirche errichten. Papst Liberius ordnete im 4. Jahrhundert erstmals den Bau einer Krippenkapelle im Inneren einer römischen Basilika an.

Stern von Bethlehem: Heller als alles Licht

„Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.“ (Matthäus, Kapitel 2, Vers 9)

Als Stern von Bethlehem – auch Dreikönigsstern, Weihnachtsstern oder Stern der Weisen genannt – wird eine Himmelserscheinung bezeichnet, die nach dem Matthäusevangelium Sterndeuter oder Weise zum Geburtsort Jesu Christi in der jüdischen Stadt Bethlehem geführt haben soll.

War dieser Stern tatsächlich eine natürlich auftretende Himmelserscheinung? Seit der Spätantike bezogen Theologen, Astrologen und Astronomen diesen Stern auf verschiedene vor der Zeitenwende um Christi Geburt sichtbare Himmelsphänomene, um die Geburt des himmlischen Kindes exakter zu datieren: beispielsweise den Halleyschen Kometen, eine Konstellation von Sonne, Jupiter, Venus und Mond im Sternbild Widder oder gar eine Supernova.

Symbol für den wahren Retter Israels

Heute halten viele Forscher eine Begegnung von zwei hellen Planeten am Himmelsfirmament für die wahrscheinlichste Erklärung. Vielleicht handelt es sich beim Stern von Bethlehem auch nur um ein theologisches Symbol ohne realen und geschichtlichen kosmologischen Hintergrund. So heißt es im vierten Buch Mose (auch Numeri genannt) über die Ankunft des Messias: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen.“

Für Matthäus sind solche Rückbezüge auf biblische Verheißungen typisch. Es kann folglich sein, dass der Evangelist den Stern von Bethlehem als Symbol für den wahren Retter Israels verwendet hat und nicht etwa als Beschreibung eines Naturphänomens.

Zum Artikel

Erstellt:
24. Dezember 2024, 07:16 Uhr
Aktualisiert:
24. Dezember 2024, 07:34 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen