Katy Perry fliegt ins All
Historischer Moment oder fragwürdige Werbung?
Völlig losgelöst: Popsängerin Katy Perry ist mit fünf weiteren Frauen ins All gestartet. Angeblich, um Frauen zu ermuntern, an ihre Träume zu glauben.

© dpa/Blue Origin/Youtube/Press Association
Katy Perry hält nach der Landung ein Gänseblümchen in die Luft – unter anderem in Anspielung auf ihre Tochter Daisy.
Von Carolin Klinger
Es war das erste Mal, dass eine reine Frauen-Crew ins All startete, abgesehen von dem Solo-Flug der Astronautin Valentina Tereshkova 1963. An Bord der Rakete waren Lauren Sánchez, Journalistin und Verlobte von Jeff Bezos, die Journalistin Gayle King, die Wissenschaftlerinnen Aisha Bowe und Amanda Nguyen, die Filmproduzentin Kerianne Flynn – und Popstar Katy Perry. Diese kündigte ihren Blue-Origin-Flug mit der New-Shepard-Rakete von Amazon-Gründer Jeff Bezos im Februar an und wurde seitdem nicht müde, die Aktion als Mission für „die Menschheit im Allgemeinen und für Frauen im Allgemeinen“ anzukündigen. Sie wolle inspirieren und damit auch ihrer Tochter Daisy Dove Bloom zeigen, dass Träume wahr werden können, erklärte die 40-Jährige in einem Video, das sie am Tag des Fluges auf Instagram postete.
Kritik an Flug
Dort berichtete sie auch von ihren akribischen Vorbereitungen: Schwerkrafttraining, Schulungen und ein Buch über die Stringtheorie bereiteten sie auf die Reise vor. Diese dauerte zwar nur zehn Minuten – einmal über die Kármán-Linie, die Grenze zum Weltraum, und zurück. Doch die Frauen erlebten ein paar Minuten Schwerelosigkeit.
Ob man dabei von einem historisch bedeutsamen Moment sprechen kann, ist fraglich. Die Wissenschaft wird von diesem Flug jedenfalls eher nichts haben, auch wenn zwei Wissenschaftlerinnen mit an Bord waren. Vielmehr dürfte es sich um ein Event für die Beteiligten gehandelt haben – und um grandiose Werbung vor allem für Bezos Raumfahrt-Unternehmen. Dieses fliegt seit 2021 immer wieder wohlhabende Touristen und Prominente ins All. Kritik daran gibt es vor allem wegen der Belastung für die Umwelt.
Musk schenkt Perry Cybertruck
Auch Katy Perry, die 2024 nach einer längeren musikalischen Pause wieder ein Album veröffentlichte, nutzt den Wirbel um den Flug, um vor allem auf sich selbst aufmerksam zu machen, nachdem sie mit ihrer Musik nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen konnte. Sie präsentiert sich als Kämpferin in Sachen Feminismus – wie schon zuvor mit „Woman’s World“, der ersten Single aus dem Album „143“. Ihre Botschaften verpuffen allerdings ob ihrer Nähe zu einflussreichen Männern, die die Welt in den Händen reicher weißer Patriarchen lassen wollen. So handelte es sich bei dem Produzenten ihres feministisch gemeinten Songs „Woman’s World“ ausgerechnet um Dr. Luke, der wegen seines jahrelangen Rechtsstreits mit der Musikerin Kesha in die Schlagzeilen geraten war. Diese hatte ihm vorgeworfen, sie missbraucht zu haben. Für Irritationen hatte Perry bei ihren Fans dadurch gesorgt, dass sie für Elon Musk Werbung machte. Der Tesla-Gründer hatte ihr 2024 einen Cybertruck geschenkt, für den sie sich brav mit einem Posting bedankte. Mit dieser Verbindung stieß Perry ihre Fans aus der queeren Szene vor den Kopf, da Musk als homophob gilt.
Zu ihrem Image als Pop-Queen würde Katy Perry gerne durch ihren Flug ins All zurückkehren – zumindest kehrte sie sanft zur Erde zurück. Unter dem Applaus der Zuschauer war die Rakete um 8.30 Uhr (Ortszeit, 15.30 Uhr MESZ) im US-Bundesstaat Texas gestartet und zehn Minuten später zurückgekehrt. Perry soll auf dem Weg zurück „What a wonderful world“ gesungen haben. Als sie die Kapsel verließ, hielt sie ein Gänseblümchen in die Höhe und küsste den Boden. „Diese Mission hat mir gezeigt, wie viele Liebe in uns steckt“, sagte sie nach der Landung. Es sei die zweitbeste Erfahrung gewesen nach der Erfahrung, eine Mutter zu werden.