Klimawandel in Deutschland
Hochwasser wird für Hunderttausende zur Bedrohung
Hunderttausende Menschen in Deutschland dürften künftig von einem Hochwasser-Ereignis betroffen sein. Und das sei noch eher zu gering geschätzt, heißt es in einer Untersuchung.
Von Markus Brauer/dpa
In Deutschland sind einer Studie zufolge fast 400 000 Menschen unmittelbar von Hochwasser bedroht. Demnach werden etwa 384 000 Menschen in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Hochwasser-Ereignis betroffen sein, davon allein rund 190 800 Bewohner entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse.
Auch Menschen, die an der Elbe wohnen, sind stark betroffen, wie aus der Studie des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (Ufu) im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion weiter hervorgeht. Insgesamt seien hier etwa 98 800 Einwohner besonders gefährdet. Grundlage der Berechnung, die heute veröffentlicht wird, sind den Angaben zufolge Pläne der Bundesländer zum Hochwasserrisikomanagement.
Ihr nennt es #Hochwasser, wir nennen es #Klimakrise! Welche Katastrophen sollen noch passieren, bis wir merken, dass das Aufweichen von Klimaschutzgesetzen und Verbrenneraus die falschen Entscheidungen sind? Ach ja, Deutschland verfehlt seine Klimaziele:https://t.co/z3e1XOKVPz — UfU e.V. - @mastodon.green/@ufu (@UfUberlin) June 3, 2024
Ausmaße wahrscheinlich noch schlimmer als berechnet
Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass sich die Daten zu Betroffenen wegen künftiger Veränderungen auch verschieben könnten. Frühere Hochwasser, etwa an der Oder, gäben außerdem Hinweise darauf, dass die berechnete Dimension eher eine untere Annahme darstelle.
Eine Studie im Auftrag der Versicherungswirtschaft (GDV) war im Februar zum Ergebnis gekommen, dass in Deutschland mehr als 300 000 Gebäude von Hochwasser bedroht sein könnten.
Forscher mahnen zu Vorkehrungen gegen Starkregen
Mit Blick auf Starkregen mahnen die Ufu-Forscher an, die bisherigen Vorkehrungen auszuweiten. „Obwohl Starkregenereignisse nur kurzfristig vorhersehbar sind, bleibt der Aufbau von Monitoringsystemen und Vorhersagemodellen wichtig.“
Entscheidung zu Elementarschäden-Pflichtversicherung offen
Bislang konnte sich die Bundesregierung mit den Bundesländern nicht auf die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden einigen. Während die Länder darauf dringen, eine möglichst flächendeckende Pflichtversicherung einzuführen, die Mieter und Eigenheimbesitzer finanziell aber nicht überfordern soll, stellt sich Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) bislang dagegen.
Möglich schien zuletzt ein Kompromiss, wonach Versicherer verpflichtet werden könnten, Hausbesitzern eine solche Police anzubieten. Eine Pflicht, diese abzuschließen, soll es nach jetzigem Stand aber nicht geben.
Braucht man eine Elementarschaden-Versicherung?
Diese Absicherung gegen Naturgefahren wird immer wichtiger. „Die Elementarschadenversicherung kann aber nicht einzeln, sondern nur in Kombination mit einer Wohngebäudeversicherung abgeschlossen werden“, erklärt Bianca Boss, Sprecherin des Bundes der Versicherten.
„Durch den Klimawandel mehren sich Starkregen, Stürme und andere Naturgefahren und betreffen auch Gebiete, in denen die Bewohner bislang weitgehend davon verschont waren. Deshalb ist jeder Hausbesitzer gut beraten, sich gegen solche Schäden zu versichern“, sagt Annegret Jende, Versicherungsexpertin der Stiftung Warentest. Je höher das Risiko ist, desto teurer wird sich die Versicherungsgesellschaft den Schutz bezahlen lassen.
Welche Versicherung haftet bei Wasserschaden durch Regen?
Die Police gegen Elementarschäden greift auch, wenn Dauerregen Keller überflutet sowie Wände und Inventar ruiniert. Gebäudeversicherungen haften nicht für Schäden durch eindringendes Wasser.
Die Elementarschäden-Police wird ergänzend zur Hausrat- und Wohngebäudeversicherung angeboten und deckt noch weitere Schäden ab: Überschwemmung (außer Sturmflut, Rückstau nur bei Vorhandensein einer Rückstausicherung), Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch und Lawinen.
Nach den Fluten an Ahr und Erft im Jahr 2021 belief sich der Gesamtschaden auf mehr als 40 Milliarden Euro. Die Befürworter einer Pflichtversicherung argumentieren, dass der Staat solche Summen nicht mehr allein aufbringen könne. Die Lasten müssten anders verteilt werden.