Hochwasser im Südwesten steigt noch leicht
dpa/lsw Freiburg. Bei Unwettern im Westen Deutschlands sind Dutzende Menschen ums Leben gekommen, betroffen sind vor allem Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Auch in Baden-Württemberg bleibt die Lage angespannt, allerdings bei weitem nicht so katastrophal.
An den Flüssen und Seen in Baden-Württemberg erwarten die Experten für Freitag steigende Wasserstände. In einigen Regionen wurden erneut Straßen gesperrt, im Allgäu stand ein Wohngebiet unter Wasser. Der Deutsche Wetterdienst warnte bereits vor schnellen Anstiegen vor allem in kleineren Gewässern des Südwestens. Zahlreiche Rettungskräfte sind auf dem Weg in die deutlich schwerer vom Hochwasser betroffenen Gebiete in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Im Kreis Lörrach verursachten Gewitter und Starkregen Hochwasser, wie die Polizei mitteilte. Rettungskräfte hatten Probleme, in die Gemeinden zu gelangen. Schwerpunkte seien die Gemeinden Inzlingen und Grenzach-Wyhlen. „Verkehrsteilnehmer werden gebeten, diese Gebiete zu meiden und wenn möglich auf die Teilnahme am Straßenverkehr zu verzichten“, hieß es.
Zudem meldete die Integrierte Leitstelle 80 laufende Einsätze. Viele Keller wurden überflutet. Auch im Kreis Waldshut liefen mehrere Keller voll, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Der Anbau eines Hauses in Stühlingen stürzte ein, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten war. In der Region rund um Konstanz wurden in der Nacht zwei Bundesstraßen gesperrt.
Alarm auch in Wangen im Allgäu: Dort wurde am späten Donnerstagabend ein Wohngebiet überflutet. Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am Freitag mitteilte, wurden zunächst zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs von Treibgut blockiert. Dadurch sei das Wasser über die Ufer getreten und habe das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt. Nach Angaben der Einsatzkräfte stand das Wasser im Wohngebiet zum Teil kniehoch - zahlreiche Keller und Garagen liefen voll. Wie viele Häuser von der Überflutung betroffen sind, war zunächst unklar.
Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) rechnen bis Samstag im Südwesten mit teils kräftigem Dauerregen. Am Freitag erwarten die Wetterexperten Regen und teils kräftige Gewitter. Unwetterartiger Starkregen mit 40 Litern pro Quadratmeter sei mancherorts nicht auszuschließen.
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg warnte vor schnellem Ansteigen des Wassers insbesondere an Gewässern in den Regionen Südschwarzwald, Oberschwaben und Bodensee. „Die Wasserstände an Hoch- und Oberrhein befinden sich aufgrund der Vorbelastung auf einem hohen Niveau“, teilte die LUBW mit. An den Rheinpegeln Hauenstein, Kehl-Kronenhof und Maxau waren die Hochwassermeldewerte bereits vor einigen Tagen überschritten worden. „Nach leichter Entspannung am Donnerstag steigen aktuell die Wasserstände wieder an“, sagten die Experten der Landesanstalt. Damit das Hochwasser des Rheins besser abfließen kann, wurde am Donnerstagabend der Rückhalteraum Polder Erstein bei Straßburg in Betrieb genommen.
Zahlreiche Rettungskräfte aus Baden-Württemberg haben sich auf den Weg in die Katastrophengebiete gemacht. 200 Helfer brachen in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) mit 100 Krankenwagen in die Region rund um Ahrweiler in Rheinland-Pfalz auf. Die Einsatzkräfte werden dort bei der Verlegung von Patienten aus Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen helfen, wie die Stadt Bruchsal mitteilte. Der Landkreis Ahrweiler zählt zu den am heftigsten von der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz getroffenen Kreise im Land.
Auch der Malteser Hilfsdienst aus dem Südwesten unterstützte die Rettungskräfte in Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des baden-württembergischen Innenministeriums machten sich die Helfer mit elf Krankentransportfahrzeugen auf den Weg. Sie packten mit an bei der Evakuierung von Krankenhäusern und Pflege- und Altenheimen. Der Katastrophenschutzzug „Hochwasser“ des Landkreises Calw war bereits am Donnerstagnachmittag entsandt worden, um in Hermeskeil (Landkreis Trier-Saarburg) zu helfen.
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