Hochzeiten im Wandel der Zeit

Ob in Schwarz oder Weiß, für die meisten ist der Tag der Trauung der schönste in ihrem Leben. Mitglieder des Heimatkulturvereins Althütte haben in liebevoller Kleinarbeit Bilder und Exponate zusammengetragen, um alles ums Jawort gestern und heute zu präsentieren.

Elfie Lex, Julie Faust, Rolf Rau und Sonja Burgel (von links) bereiten alles für die Ausstellungseröffnung im Museum vor. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Elfie Lex, Julie Faust, Rolf Rau und Sonja Burgel (von links) bereiten alles für die Ausstellungseröffnung im Museum vor. Foto: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Althütte. Etwas unfair ist es ja schon, zumindest aus heutiger Sicht. Else Krauß hatte sich bestimmt auf ihren Hochzeitstag gefreut. Doch blieb es ihr damals, 1953, versagt, in Weiß zu heiraten. Sie brachte ein uneheliches Kind in ihre zukünftige Verbindung mit Karl Krauß ein. Daher ist sie auf ihrem Hochzeitsfoto in strengem Schwarz zu sehen.

Dieses Bild und zahlreiche andere Fotos zeugen von Hochzeiten im Wandel der Zeit, so auch der Name der Ausstellung im Heimatmuseum Althütte, die am morgigen Sonntag um 14.30 Uhr eröffnet wird. Erstaunliches und Informatives wurde hier von den Ausstellungsmacherinnen und -machern zusammengetragen. Man erfährt etwa, dass der Brauch, in Weiß zu heiraten, hierzulande erst in den 1930er-Jahren aufkam. Weiß stand hier symbolisch für Reinheit und Unschuld. „Ausgehend von den Adelshäusern verbreitete sich der Trend, in Weiß vor den Traualtar zu treten, immer mehr und erreichte bald auch die ärmeren Bevölkerungsschichten“, wie auf der Schautafel mit entsprechenden Beispielbildern zu lesen ist. Davor war Schwarz gebräuchlich, denn einerseits sollte dies die Frömmigkeit der Braut unterstreichen, andererseits konnte das Festgewand auch zu weiteren feierlichen Anlässen getragen werden.

Fotos einer indischen, ukrainischen und schottischen Hochzeit sind zu sehen

Noch ist die Ausstellung nicht ganz fertig. Julie Faust und Elfie Lex legen am Donnerstag letzte Hand an die Dekoration des „internationalen Raums“. Ein englisches Brautkleid von 1910 findet sich hier, Fotos einer indischen, einer ukrainischen, einer schottischen Hochzeit (ja, die Herren tragen Kilt!) sind hier zu sehen und auch ein Trauzertifikat der Graceland Wedding Chapel. Elfie Lex’ Hochzeitskleid mit märchenhafter Schleppe ist hier ebenfalls drapiert, denn sie hatte es in Irland erworben.

Jedes Bild und jedes Ausstellungsstück hat seine eigene Geschichte, über die Sonja Burgel, Elfie Lex, Julie Faust und Rolf Rau vom Heimatkulturverein Althütte so einiges zu berichten wissen. In liebevoller Recherchearbeit haben die vier die Exponate zusammengetragen. Zum Teil wurden die eigenen Wohnstätten geplündert: „Wir haben jetzt keine Bilder mehr an den Wänden, weil wir die Rahmen für die Fotos hier gebraucht haben“, so verraten die Damen voller Einsatz für die Sache. Zum Teil wurde auch so manches Familienstück oder Foto von Einwohnern aus Althütte und Umgebung vorbeigebracht.

Schön anzusehen sind etwa die Familienwände mit Fotos unterschiedlichster Generationen einer Familie. Da fallen die Änderungen der Hochzeitsmoden besonders gut ins Auge.

Die Räume sind verschiedenen Epochen gewidmet und auch passend dazu möbliert.

Auf die Idee zur Ausstellung Hochzeiten im Wandel der Zeit war man nach der letzten Ausstellung im vergangenen Dezember gekommen. Sonja Burgel hatte das Haus der Geschichte in Stuttgart besucht und wurde dort von einem Raum voller Bilder alter Hochzeiten inspiriert. „Aber ohne Bilderrahmen“, betont sie. „Wir haben überall Bilderrahmen.“ Das sei sehr viel Arbeit gewesen. Denn die wenigsten Fotos, die nun in Althütte ausgestellt werden, seien gerahmt gewesen.

Unter anderem habe es im Haus der Geschichte auch ein Hochzeitsfoto von Erich Schneider, Bürgermeister und Landtagspräsident a.D., gegeben. „Und wir haben hier jetzt sogar zwei“, sagt Burgel lachend. Das wurden dann die ersten Bilder in der hiesigen Ausstellung.

Viel Liebe und Begeisterung stecken in der kleinen Ausstellung und auch so manche Überraschung wartet auf die Besucher. Beispielsweise Bilder örtlicher Prominenz. Ob man erkennt, wer auf den Bildern zu sehen ist? Und für die Ausstellungseröffnung hat man sich etwas Besonderes überlegt – eine Hochzeitsmodenschau. Zum einen werden Kleider der Schorndorfer Boutique Traumoment präsentiert. Auf den Aufruf der Ausstellungsmacher hatten sich sehr schnell zahlreiche Models gemeldet. Aber auch bereits verehelichte Paare werden sich zum anderen in ihrem Hochzeitsoutfit zeigen – sofern sie noch hineinpassen, wie es schmunzelnd heißt. Und zur Eröffnung am Sonntag um 14.30 Uhr werden zumindest für einen Ehrengast Erinnerungen geweckt, denn das damalige Hochzeitsauto steht ebenfalls bereit. Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich hat sein Kommen mit seiner Familie zugesagt.

Öffnungszeiten Die Ausstellung kann man von Sonntag, 10. September, bis Sonntag, 15. Oktober, jeweils samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr im Heimatmuseum in Althütte am Rathausplatz 3 besichtigen. Die Eröffnung mit Brautmodenschau ist am morgigen Sonntag um 14.30 Uhr.

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Erstellt:
9. September 2023, 06:00 Uhr

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