Höchste Ehren der SPD für Christian Lange

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Backnang/Schwäbisch Gmünd erhält im Helferhaus die Willy-Brandt-Medaille. Ortsvereinsvorsitzender Gernot Gruber lobt das große Engagement und den persönlichen Einsatz des 58-Jährigen: „Du hast dich nie ausgeruht.“

Die Genossen Gernot Gruber (links) und Armin Dobler überreichten Christian Lange die hohe Auszeichnung. Der begann seine Dankesrede mit den Worten „Schön, unter Freunden zu sein“ und erklärte in Bezug auf die Zeitenwende: „Wir müssen wachsam sein.“ Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Genossen Gernot Gruber (links) und Armin Dobler überreichten Christian Lange die hohe Auszeichnung. Der begann seine Dankesrede mit den Worten „Schön, unter Freunden zu sein“ und erklärte in Bezug auf die Zeitenwende: „Wir müssen wachsam sein.“ Foto: Tobias Sellmaier

Von Marina Heidrich

Backnang. Sie hat einen Durchmesser von 40 Millimetern und besteht aus 999er hochglanzpoliertem Silber. Auf der Rückseite sind die Worte „Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität“ eingeprägt. Der materielle Wert ist mit knapp 60 Euro nicht besonders hoch. Doch wer sie verliehen bekommt, weiß, dass er ein Stück unbezahlbarer Wertschätzung in den Händen hält: die Willy-Brandt-Medaille. Die höchste Auszeichnung, die die SPD an diejenigen Mitglieder vergeben kann, die sich in besonderer Weise um die Sozialdemokratie verdient gemacht haben. Am Samstag erhielt Christian Lange im Rahmen einer kleinen Feier im Helferhaus diese Ehrung.

Landtagsabgeordneter Gernot Gruber begrüßte in seiner Funktion als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Backnang die zahlreich erschienenen Gäste und freute sich, dass mit Christa Elser und Robert Antretter gleich zwei weitere Träger der Willy-Brandt-Medaille anwesend waren. Gruber warf einen Blick zurück auf die Bundestagswahl 1998. Das Wahlergebnis damals war ein absolutes Novum in der Parteienlandschaft Deutschlands. Gleichzeitig zog Christian Lange 1998 als gewählter Vertreter seines Wahlkreises Backnang/Schwäbisch Gmünd in den Bundestag ein. Ein mit 35 Städten und Gemeinden sehr großer Wahlkreis. Schmunzelnd überreichte Gernot Gruber seinem Parteikollegen eine 24 Jahre alte Originalzeitung mit den abgedruckten detaillierten Wahlergebnissen und erinnerte an die Nominierungsversammlung in der Dorfhalle Steinbach. Christa Elser zollte damals dem jungen Christian Lange das höchste Lob, das aus einem schwäbischen Mund kommen kann: „Der Mann macht sehr gute Arbeit.“ Gruber griff diesen Satz in seiner Rede auf, verwies auf Langes persönlichen Einsatz und bestätigte: „Du hast dich nie ausgeruht.“

Beim anschließenden Grußwort des Hausherrn Ulrich Olpp, Vorstandsvorsitzender des Heimat- und Kunstvereins, verwies dieser auf die guten Beziehungen zu den Sozialdemokraten und die häufige Zusammenarbeit. Olpp gab eine kurze Zusammenfassung der geschichtlichen Hintergründe des Gebäudes und der darin beherbergten Kunstsammlungen und unterstrich die gesellschaftspolitische Relevanz des Kunstvereins.

Sehr emotional und facettenreich folgte die Ansprache und Laudatio durch Robert Antretter. Antretter war in vielen Bereichen Langes direkter Vorgänger. Er unterstrich Langes überparteiliche Arbeit und mit Blick auf die anwesenden Gäste aus anderen Parteien auch die daraus resultierende Wertschätzung seiner Tätigkeit. Zudem hob er die Bedeutung Willy Brandts hervor, des bislang einzigen deutschen Friedensnobelpreisträgers der Neuzeit. Antretter wünschte Christian Lange alles Gute für das künftige Leben in seinem neuen Domizil an der Kieler Förde und bescheinigte ihm, dass die Verbindung zu Backnang auch künftig nicht abreißen wird. Antretter bezeichnete Lange nicht nur als politischen Partner, sondern als Freund, auf den man sich trotz gelegentlicher politischer Meinungsverschiedenheiten verlassen konnte.

Statt des üblichen Grußworts hatte Dekan Wilfried Braun ein launiges, humorvolles Gedicht vorbereitet und ein Weinpräsent für den scheidenden Politiker dabei, das dieser lachend annahm.

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich bedankte sich im Namen der Stadt Backnang und bescheinigte Christian Lange Fleiß, Toleranz und Mitmenschlichkeit: „Sie hinterlassen große Fußabdrücke.“ Er würdigte dessen Einsatz für Kreis und Region und ganz speziell auch für die Stadt Backnang. So konnte Lange in einer seiner letzten Amtshandlungen noch den Bundeszuschuss zum Neubau der Karl-Euerle-Halle sicherstellen.

Danach nahm Christian Lange aus der Hand von Gernot Gruber und dessen Stellvertreter Stadtrat Armin Dobler die Willy-Brandt-Medaille entgegen. Seine anschließende Dankesrede begann er mit den Worten: „Schön, unter Freunden zu sein.“ Der 58-Jährige erzählte, wie sehr ihn die beiden großen SPD-Politiker Helmut Schmidt und Willy Brandt als jungen Menschen geprägt haben. Wie er bei beiden, die doch so antagonistisch wirkten und sowohl vom Temperament her als auch beim Umgang auf dem politischen Parkett eine völlig unterschiedliche Herangehensweise hatten, den Willen sah, Deutschland in der Welt bestehen zu lassen. Auch die aktuelle kritische Situation sprach Lange an, fokussierte sich auf den Begriff Zeitenwandel und betonte: „Das Leben besteht aus Veränderungen. Wir müssen wachsam sein.“

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Erstellt:
9. Mai 2022, 06:00 Uhr

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