Holzpreise erholen sich, der Wald aber noch nicht
Im Sulzbacher Gemeinderat wurde der Betriebsplan 2023 für den Gemeindewald und das Rechnungsergebnis von 2021 vorgestellt.

© Alexander Becher
Viel Schadholz musste aufgrund der Witterungsbedingungen geerntet werden. Symbolfoto: Alexander Becher
Von Ute Gruber
Sulzbach an der Murr. Wie überall in der Waldwirtschaft war man auch im Sulzbacher Wald in den vergangenen Jahren getrieben von den Folgen der veränderten Witterung, das berichten Revierförster Axel Kalmbach und Dagmar Wulfes, die Leiterin des Kreisforstamtes, in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Während noch 2016 lediglich rund 15 Prozent des Holzeinschlages wegen Schadereignissen wie Sturm oder Insektenbefall erfolgen mussten – und der Rest der angepeilten, nachhaltigen 5400 Festmeter pro Jahr wie vorgesehen in ausgesuchten Beständen erfolgte –, musste seit dem ersten Dürrejahr 2018 zunehmend Schadholz geerntet werden. Kein Wasser im Boden, brennende Sonne auf der Rinde, aggressive Schädlinge und auch Schneedruck und Stürme waren tödlich für viele Bäume. „Wir reagierten nur noch, statt zu agieren“, beschreibt es Gemeindeförster Kalmbach, dem die knapp 700 Hektar Gemeindewald anvertraut sind. Oft zieht sich das Sterben über Jahre, zumal die folgenden Jahre nicht waldfreundlicher waren. 2020 mussten 8604 Festmeter gehauen werden – zu 100 Prozent Schadholz.
Lange war der Holzpreis sehr niedrig
Der Markt war allgemein überschwemmt von diesem Holz, die Preise unterirdisch, vier Jahre lang hat man im Gemeindewald rote Zahlen geschrieben – noch 2021 waren es 10697 Euro Defizit. Immerhin konnte man in jenem waldfreundlich kühlfeuchten Jahr den zuvor gezwungenermaßen überhöhten Hiebsatz durch geringeren Einschlag (1000 Festmeter unter Plansoll) etwas ausgleichen.
Durch die generell geringere Holzernte einerseits und stark gestiegene Nachfrage andererseits haben sich im ablaufenden Jahr die Preise erholt, ja es sei sogar ein richtiger Hype ums sonst so gering geschätzte Brennholz entstanden – als sichere Wärmealternative. Es sei zwischen Sägewerken beziehungsweise Holzindustrie und Wärmenutzung eine Konkurrenz um den Rohstoff Holz entstanden, erklärt Dagmar Wulfes. Die Waldbesitzer freut’s, doch die Forstleute geben zu bedenken: „Das kann sich schnell wieder ändern.“ Auch wenn das Heizen mit Holz klimaneutral ist, sollte die Verbrennung wegen der guten CO2-Fixierung durch die Bäume nach Ansicht von Forstamtsleiterin Wulfes erst am Ende der Holznutzung stehen: „Als Baumaterial oder Möbel ist das klimaschädliche CO2 fest gebunden und damit raus aus der Atmosphäre. Außerdem braucht die Verarbeitung weniger Energie als zum Beispiel Glas, Beton oder Kunststoffe.“
Wegen der guten Holzpreise rechnet man im Betriebsplan für 2023 optimistisch mit einem Plus von 20000 Euro. Dabei hat die Gemeinde im kommenden Jahr einiges vor: Es sollen 3,45 Hektar neu eingepflanzt werden – viermal so viel wie sonst. Mit ein Grund für die Großaktion 2023 ist, dass es ab 2024 für die bei den jungen Eichen dringend empfohlenen Wuchshüllen keine Fördermittel mehr gibt, was die Pflanzung deutlich verteuert. „Plastik im Wald wird nicht gern gesehen“, erläutert Kalmbach, „und muss natürlich später wieder entfernt werden“.
Große Pläne für die nächsten Jahre
Außerdem steht nächstes Jahr für mindestens 8000 Euro die Inventur des Gemeindewaldes an, bei der ein Fachbüro für jedes Waldstück die Baumartenverteilung, Altersstruktur, also den Holzvorrat erfasst. Diese Grundlagen sind Voraussetzung für die Forsteinrichtung 2024, also die detaillierte Planung, was in jedem Bestand in den zehn Jahren ab 2025 gemacht werden soll. „Diese Erfassung gibt es in Sulzbach schon seit Jahrzehnten, da ist interessant zu sehen, wie sich zum Beispiel die Baumarten verschoben haben.“ Und weiter verschieben werden – vermutlich weg von den seither bestandsprägenden Buchen, Tannen und Fichten. Auch das Arboretum, der Baumlehrpfad von Sulzbach, soll aufgewertet werden. Das liege besonders Landrat Richard Sigel am Herzen, der dafür 20000 Euro aus der Sparkassen-Stiftung zur Verfügung stellt. Das Arboretum soll zum Grünen Klassenzimmer ausgebaut werden, in dem unter anderem Schulklassen Wald hautnah erleben und verstehen sollen. „Denn was man kennt, das schützt man auch“, ist die Erfahrung, welche auch die Naturparkführer Krautter und Hieber mit vielen Ideen in den Gestaltungsprozess einfließen lassen: ein Hochsitz in der Baumkrone, ein Rallye mit Aufgaben und ein Forscherschrank mit pädagogischem Material für Lehrkräfte sind angedacht.
Eines ist dem Gemeindeförster dabei ganz wichtig: „Die Nutzung des Waldes gehört auch dazu, Holz ist so ein toller Rohstoff.“ Erst durch die Entnahme von Holz gebe es Platz für neuen Aufwuchs und werde CO2 langfristig gebunden. „In der öffentlichen Wahrnehmung wird oft vergessen, dass in Mitteleuropa der Wald regenerativ bewirtschaftet wird. Es wird nachgepflanzt oder es gibt Naturverjüngung. Der Wald bleibt ja erhalten.“ Das sei überhaupt nicht zu vergleichen mit der Rodung von Urwaldflächen in den Tropen zur landwirtschaftlichen Nutzung.