Hospizreferentin Susanne Stolp-Schmidt geht in den Ruhestand

Susanne Stolp-Schmidt hat als Hospizreferentin 23 Jahre lang die Angebote der Hospizstiftung Rems-Murr koordiniert. Für ihren Ruhestand hat sie sich vorgenommen, öfter als bisher zu einem Buch zu greifen. In ihrer Arbeit stellte sie die Würde der Menschen in den Mittelpunkt.

Susanne Stolp-Schmidt, hier vor ihrem Bücherregal, freut sich darauf, in ihrem Ruhestand mehr zu lesen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Susanne Stolp-Schmidt, hier vor ihrem Bücherregal, freut sich darauf, in ihrem Ruhestand mehr zu lesen. Foto: Alexander Becher

Von Annette Hohnerlein

Rems-Murr. Wenn Susanne Stolp-Schmidt von ihrem Arbeitsleben erzählt, das erst seit ein paar Wochen hinter ihr liegt, spürt man, dass sie ihrem Beruf noch sehr verhaftet ist. Für die Hospizarbeit brennt sie auch heute noch. „Für sie war die Stelle der Hospizreferentin niemals nur ein Job, sondern immer eine Herzensangelegenheit“, formulierte es Heinz Franke, der geschäftsführende Vorstand der Hospizstiftung, anlässlich ihrer Verabschiedung.

23 Jahre lang war Stolp-Schmidt im Dienst derjenigen Menschen aktiv, die in die letzte Phase ihres Lebens eingetreten sind. Die Sterbenden und ihre Angehörigen in dieser schweren Zeit zu begleiten und zu unterstützen, ihre Lebensqualität zu verbessern, das war das Anliegen der gelernten Krankenschwester. „Es geht um das Thema Würde“, sagt sie, „und Würde ist für jeden etwas anderes. Es gilt herauszufinden, was derjenige jetzt braucht. Es kann sein, dass er seine Ruhe haben möchte oder dass ihm ein Gespräch guttut.“ Dabei richte man den Blick nicht auf das, was nicht mehr geht, sondern auf die Dinge, die noch möglich sind und die Freude bereiten.

Mit den Gästen hat sie berührende Situationen erlebt

Seit 2019 sind alle Dienste der Hospizstiftung in einem Neubau in der Bonhoefferstraße auf dem Gelände des ehemaligen Backnanger Krankenhauses untergebracht. Oft kommen die Patienten, die Gäste genannt werden, direkt aus dem Krankenhaus ins stationäre Hospiz. Den Aufenthalt dort erleben die Menschen nach dem aufreibenden Klinikalltag oft als sehr wohltuend, erzählt Stolp-Schmidt. „Man hat seine Ruhe, man kann frühstücken, wann man will; da blühen sie oft noch mal auf. Manche stabilisieren sich so, dass sie sogar für eine gewisse Zeit wieder nach Hause können.“ Aber es liegt in der Natur der Sache, dass bei Hospizpatienten auch Verzweiflung, Angst und Wut vorkommen, auch dafür ist Raum, diese Gefühle dürfen ausgelebt werden.

Obwohl sie als Hospizreferentin eher organisatorisch tätig war, hat sie mit den Gästen berührende Situationen erlebt. Sie erinnert sich etwa an drei Herren in Rollstühlen, die bei den Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft vor dem Fernseher mitfieberten und sich großartig amüsierten. Oder an eine Frau, die zusammen mit ihrer Enkeltochter im Kreativraum Freundschaftsbändchen knüpfte. „Ich bin sicher, die wird das Mädchen noch lange tragen“, so Susanne Stolp-Schmidt.

Nach ihrer Kindheit und Jugend in Heilbronn und der Ausbildung zur Krankenschwester im dortigen Krankenhaus wechselte sie ans Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart, wo sie die Station für Knochenmarktransplantation aufbaute und leitete. Außerdem etablierte sie die Hospizarbeit an der Klinik und bildete dafür ehrenamtliche Mitarbeiter aus. „Da hab ich Feuer gefangen“, erzählt sie. „Ich habe gemerkt, wie wertvoll diese Arbeit ist.“

Die frischgebackene Ruheständlerin hat schon ein paar Ideen für ihre freie Zeit

Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Hospizreferentin für den Landkreis Ludwigsburg wechselte sie 2000 in den Rems-Murr-Kreis. Bei ihr liefen in all den Jahren die Fäden zusammen, sie organisierte und koordinierte die verschiedenen Fachbereiche der Hospizstiftung: die stationäre und die ambulante Hospizarbeit, den Kinder- und Jugendhospizdienst Pusteblume, die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), die Angebote für Angehörige, die Begleitung von Trauernden, den Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Betreuung von Demenzkranken und die Beratung zur Patientenverfügung. Zu ihren Aufgaben gehörten auch die Durchführung von Vorträgen, Schulungen, Workshops und Messebesuchen sowie die Öffentlichkeits- und Gremienarbeit.

Rückblickend erinnert Susanne Stolp-Schmidt sich an viele schöne Momente, an Menschen, die sie kennengelernt, und Gespräche, die sie geführt hat. Dabei sei sie immer von einem guten Team umgeben gewesen, das ihr auch in persönlichen Krisen Halt gegeben habe, etwa beim Tod ihres Mannes oder ihrer Mutter. „Da waren die Kollegen und Heinz Franke da, die mich gestützt haben.“

Inzwischen genießt es die frischgebackene Ruheständlerin, ihren Tag mit mehr Muße anzugehen. „Erst mal Abstand bekommen und sehen, was sich ergibt“, hat sie sich vorgenommen. Ein paar konkrete Pläne hat sie aber doch; so möchte sie sich im Freundeskreis mehr engagieren, ihre Wohnung in Winnenden renovieren, wandern gehen und tanzen. Und ihrer großen Leidenschaft frönen, dem Lesen: „Am helllichten Tag auf dem Sofa sitzen und ein Buch lesen, dazu eine Tasse Tee – das ist Luxus.“

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Erstellt:
7. November 2023, 16:00 Uhr

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