Archäologie

Hügelgrab aus der Bronzezeit entdeckt

Raubgräber gab es schon vor Tausenden Jahren. Sie kannten sich aus und gingen planmäßig vor. Der Beweis wurde jetzt bei Grabungen entlang der künftigen Gleichstromtrasse Südostlink geliefert.

Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Journalisten stehen an den Resten eines Grabhügels der späten Bronzezeit. Die Gräber wurden bei archäologischen Ausgrabungen vor der Errichtung der Stromtrasse SuedOstLink entdeckt.

© dpa/Jan Woitas

Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Journalisten stehen an den Resten eines Grabhügels der späten Bronzezeit. Die Gräber wurden bei archäologischen Ausgrabungen vor der Errichtung der Stromtrasse SuedOstLink entdeckt.

Von Markus Brauer/dpa

In der Bronzezeit haben Raubgräber in einem rund 3000 alten Hügelgrab bei Nauendorf (Saalekreis) zwei Gräber geplündert. „Es ist deutlich Schritt für Schritt zu sehen, wie die Grabschänder vorgegangen sind“, sagt Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich. „Die Gräber wurden nicht von Kopf bis Fuß freigelegt. Das wäre viel zu aufwendig gewesen. Stattdessen wurden sie gezielt von oben her an drei Stellen trichterförmig geöffnet: im Kopf- und Brustbereich, auf Höhe des Beckens und an den Waden und Füßen.“

„Genau dort sind aufwendige Schmuckelementen zu erwarten und genau dort fehlen jene Steine, mit den ansonsten das gesamte Grab abgedeckt worden war“, erklärt die Archäologin. Die Grabräuber hatten es also gezielt auf die Tracht abgesehen.

Raubgräber vermutlich aus der eigenen Gemeinschaft

Es ist zu vermuten, dass die Plünderer Mitglieder der damaligen Gemeinschaft waren und die tote Person kannten. Denn in späteren Zeiten, wenn eventuell obertägig angebrachte Markierungen längst nicht mehr vorhanden waren, wäre unklar gewesen, wo die bedeutsamen Bestattungen liegen.

Das beraubte Grab liegt nicht mittig im Grabhügel, sondern vielmehr an seinem Rand. Der überdeckende Grabhügel hatte einen Durchmesser von 13 Metern. Die Raubgräber haben demnach ganz genau gewusst, was sie machen.

Plünderer waren nur Metallgegenstände wichtig

Damals, während der sogenannten „Saale-Mündungsgruppe“, bestattete man seine Toten ohne Eintiefung in den Boden. Der Untergrund wurde lediglich mit Steinpackungen ausgelegt, darauf kam der Leichnam, darüber wurden wieder Steine gepackt. Zusätzlich wurde ein etwa zwei Meter hoher Grabhügel aufgebracht und herum ein Palisadengraben angelegt, damit die Erde nicht abrutschte.

„Solche Grabhügel wurden von weit her gesehen und man hat gewusst, dass dort wichtige Persönlichkeiten mit Beigaben bestattet sind“, erläutert der örtliche Grabungsleiter, Jonathan Schulz. „Seitlich von einem Grab lag ein Gefäß aus Keramik, offenbar waren die Räuber nur auf Schmuck und metallische Beigaben aus. Aber vielleicht war in dem achtlos weggeworfenen und dadurch stark zerscherbten Gefäß etwas Wertvolles enthalten gewesen?“

Weitere Untersuchungen an der Stromtrasse

Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt der künftigen Stromtrasse durch Sachsen-Anhalt soll noch bis 2025 archäologisch untersucht werden. Die gesamte Trasse ist rund 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.

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Erstellt:
18. Dezember 2024, 13:28 Uhr

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