Hundekekse gibts in Marbach frisch vom Bäcker

Die Bäckerei Keim hat einen neuen Kundenkreis entdeckt. Denn auch Hunde freuen sich über frisch gebackene Kekse.

Pixel (links, mit Frauchen Tamara Keim) und Alfy (mit Frauchen Silke Jansen) haben die Hundekekse getestet und für lecker befunden. Foto: Simon Granville

© Simon Granville

Pixel (links, mit Frauchen Tamara Keim) und Alfy (mit Frauchen Silke Jansen) haben die Hundekekse getestet und für lecker befunden. Foto: Simon Granville

Von Sabine Armbruster

Marbach am Neckar. Aus Hundesicht ist das richtig blöd. Selbst wenn man Frauchen oder Herrchen zum Bäcker begleiten darf, muss man draußen warten und kriegt nichts von dem ab, was da so gut riecht. Bei der Bäckerei Keim in Marbach am Neckar ist das anders. Auch hier müssen Fiffi und Bello zwar vor der Tür warten, aber mit Glück bekommen sie etwas mitgebracht. Denn die Bäckerei hat auch Hundekekse im Sortiment. Die Idee dazu hatte die Chefin Tamara Keim oder vielmehr deren Freundin Silke Jansen. Ihr gehört der Mischlingshund Alfy, ein „Schäferdackel“, wie sie sagt, Tamara Keim selbst hat den Border Collie Pixel. „Silke kam eines Tages mit einem Set aus einem Ausstecherle in Knochenform und mehreren Hundekeksrezepten an und meinte: ‚Du bist doch Bäckerin, mach mal‘“, erinnert sich Tamara Keim. Und sie nahm, schon als Gag, den Vorschlag an und fing an, in der heimischen Küche zu backen.

Was sie daran auch gereizt hat: „Da weiß man, was drin ist.“ In diesem Fall Dinkelvollkornmehl, Wasser und Schweineschmalz, eventuell noch ein paar Kräuter wie Basilikum oder Minze „gegen den Mundgeruch“, erklärt sie. „Aber das fanden die Hundehalter komisch.“ Bei Pixel und Alfy kamen die Kekse mit und ohne Kräuter super an, und so beschlossen die beiden Frauen, das Ganze in größerem Rahmen, aber in kleineren Ausstechformen in Herz-, Schweinchen- und Entenform aufzuziehen. Dazu haben sie das Rezept auf eine größere Menge umgerechnet, und so werden meistens einmal im Monat fünf Kilo Teig verarbeitet. „Die Hundekekse gehen weg wie warme Semmeln, sogar noch besser“, lacht Silke Jansen. Speziell zu Ostern seien sie der Renner gewesen. „Die Leute haben gesagt: Prima, dann kriegt der Hund auch was“, sagt Keim. Und den beiden Freundinnen macht das Ganze Spaß, auch wenn es viel Arbeit ist. „Am Anfang haben wir fast drei Stunden zum Ausstechen gebraucht, inzwischen schaffen wir’s in der Hälfte der Zeit.“ Meistens sind die Kekse schon weg, bevor der Nachschub kommt, sodass manche Kunden vertröstet werden müssen. Doch es wird auch auf Bestellung gearbeitet. „Es gibt Hunde, die bleiben beim Spaziergang inzwischen so lange vor dem Laden stehen, bis Frauchen oder Herrchen wieder Kekse kaufen“, freut sich Keim.

Im Landkreis Ludwigsburg ist die Bäckerei Keim damit ein Exot. Zumindest hat das die – nicht repräsentative – Umfrage und Internetrecherche ergeben. Dem Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das Württembergische Bäckereihandwerk, Frank Sautter, ist darüber ebenfalls nichts bekannt – außer, dass eines der Innungsmitglieder das früher gemacht habe. Genauer gesagt: Bäckermeister Rudolf Pristl, der in Freiberg am Neckar und in Ludwigsburg Bäckereien hatte, bevor er sich auf glutenfreie Produkte spezialisiert hat. In seinen Hundekeksen waren unter anderem Erdnussbutter und Leinsamen, und auch er hat sie von Hand ausgestochen. Deshalb hat er die Produktion dann aber wieder eingestellt: „Der Aufwand war groß, und man konnte nicht die Menge machen, mit der es sich gelohnt hätte“, sagt er. Immerhin: Schwierigkeiten mit den Behörden habe es nicht gegeben. „Wir haben für die Hundekekse nur solche Zutaten verwendet, die auch als menschliche Nahrungsmittel zugelassen sind.“ Beim Hundesportverein Kornwestheim hat man von Hundekeksen vom Bäcker ebenfalls noch nichts gehört. „Ich backe für meinen Hund selber“, sagt die erste Vorsitzende Andrea Hoffarth. „Und ich glaube, da bin ich nicht die einzige.“ Es gebe auch einige Vierbeiner, die eine Getreideallergie hätten, da müsse man dann auf anderes ausweichen. Grundsätzlich seien Hundekekse ohne Konservierungs- und künstliche Farbstoffe aber eine gute Idee.

Auf Hundekekse spezialisiert

Anders als Profibäcker Pristl haben sich manche Menschen sehr erfolgreich auf handgemachte Hundekekse spezialisiert. So sorgte in den letzten Jahren auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt der Stand einer Filderstädterin mit Hundekeksen in vielen verschiedenen Varianten für einiges Aufsehen. Sie und ihr Mann haben die Produktion inzwischen längst in eine professionelle Backstube verlagert und ihre bisherigen Berufe dafür aufgegeben. Auch in Fellbach gibt es eine Manufaktur für frisch gebackene und gesunde Leckerli aller Art. Und bei Keim denkt man inzwischen sogar über Katzenkekse nach, muss da aber noch das Problem der kurzen Haltbarkeit lösen. Die Hundekekse halten mehrere Wochen, – wenn sie nicht vorher gefressen werden.

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Erstellt:
4. Mai 2022, 06:00 Uhr

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