Nahost-Konflikt

Huthis wollen Kampf gegen Israel eskalieren

Die Rebellen im Jemen denken nicht daran, ihren Raketenbeschuss auf Israel einzustellen. Sie sind die letzten schlagkräftigen Verbündeten des Iran. Stoppen kann sie derzeit niemand.

Die Huthis sind selbstbewusst und wollen weiterkämpfen.

© IMAGO/Hamza Ali/IMAGO/Hamza Ali

Die Huthis sind selbstbewusst und wollen weiterkämpfen.

Von Thomas Seibert

„Wir werden nicht aufhören“, sagt Hazam al-Assad. „Ihr solltet immer den Himmel beobachten und nicht schlafen“, warnte al-Assad, Führungsmitglied der Huthi-Rebellen im Jemen, die Bevölkerung Israels auf der Plattform X in hebräischer Sprache. Nach der Niederlage der Hisbollah-Miliz im Libanon im Krieg gegen Israel, der Schwächung der Hamas im Gaza-Konflikt und dem Umsturz in Syrien ist die jemenitische Rebellengruppe der letzte schlagkräftige Partner des Iran in der Region.

Huthis bauen eigene Waffen

Huthis bauen eigene Waffen

Ende 2023 begannen die Huthis mit Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer und auf Israel, um die Hamas in ihrem Kampf gegen Israel zu unterstützen. Zuletzt heulten vorige Wochen die Luftschutzsirenen in Israel. Zu den jüngsten Zielen zählte nach Angaben der Huthis ein Kraftwerk in Israel.

Westliche Staaten haben Kriegsschiffe ins Rote Meer entsandt und fliegen Luftangriffe auf Raketenrampen der Huthis auf dem jemenitischen Festland, doch sie können die Rebellen nicht besiegen. Vor wenigen Tagen feuerten die Huthis nach eigenen Angaben zwei Marschflugkörper und vier Drohnen auf einen amerikanischen Flugzeugträger ab. Das US-Militär antwortete mit dem Bombardement unterirdischer Waffendepots der Huthis.

Auch Israel hat bereits mehrfach im Jemen angegriffen, zuletzt ein Kraftwerk und zwei Häfen im Jemen. Israel droht zudem mit der Ermordung von Huthi-Anführer Abdulmalik al-Huthi, doch die iranisch unterstützten Rebellen geben sich unbeeindruckt. Wer schlafen wolle, solle Israel verlassen, schrieb Huthi-Funktionär al-Assad. Genug Waffen haben die Rebellen offenbar noch.

Die Huthis, eine radikale Schiitengruppe, kontrollieren seit 2015 große Teile des Jemen und profilieren sich mit den Angriffen auf Schiffe und Israel als Verteidiger der Hamas und der Palästinenser. Ihr Motto: „Gott ist groß – Tod den USA, Tod Israel, verdammt seien die Juden, der Islam soll siegen.“

Die Rebellen überstanden im Jemen den Angriffskrieg einer internationalen Allianz unter Führung von Saudi-Arabien und können heute Rüstungslieferungen aus dem Iran durch den Bau eigener Waffen ergänzen. Ihre Kriegserfahrung hilft ihnen im neuen Konflikt gegen den Westen und Israel: Die Huthis haben ihre Raketen und Drohnen über ihren Herrschaftsbereich verteilt und viele davon eingegraben, sodass ihre Arsenale aus der Luft nicht zu zerstören sind. Zum Einsatz von Bodentruppen sind weder die USA noch andere Länder bereit.

Bis aufs Äußerste reizen

Bis aufs Äußerste reizen

Die Huthis wissen das. Rebellenchef al-Huthi kündigte vor wenigen Tagen an, seine Gruppe werde die Angriffe auf Israel ausweiten. Gemäß dem Rebellenführer hätten westliche Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe bisher mehr als 900-mal Ziele im Jemen angegriffen. Doch man werde sich nicht beugen.

Für die Regierung in Teheran dürfte das ein Trost sein, sie hat zuletzt im Nahen Osten viele Partner verloren. Die „Achse des Widerstands“ gegen Israel und die USA, wie der Iran sein Netzwerk aus Verbündeten in der Region nennt, ist größtenteils zerstört. Zwar gibt es im Irak noch pro-iranische Milizen, die Raketen und Drohnen abschießen können. Doch ihre Kampfkraft reicht nicht an die der Huthis heran.

In ihrer Heimat Jemen haben sich die Huthis als Kämpfer gegen Israel profiliert und Sympathie erworben. Saudi-Arabien bemüht sich seit Jahren vergeblich um eine politische Lösung des Konflikts im Jemen. Weder militärisch noch politisch sind die Huthis zum Einlenken zu bewegen. „Die Huthis wollen den Westen bis aufs Äußerste reizen“, sagte Abdulghani al-Iryani vom Sana’a-Zentrum für Strategische Studien in der jemenitischen Hauptstadt unserer Zeitung.

Seit der Waffenruhe zwischen der Hisbollah und Israel im Libanon im November bilden die Huthis „die vorderste Verteidigungslinie für den Iran“, meint al-Iryani. Die Rebellen werden nach seiner Einschätzung mit ihren Angriffen erst aufhören, wenn in Gaza eine Waffenruhe vereinbart wird.

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Erstellt:
12. Januar 2025, 16:22 Uhr

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