Hutkreationen von der Insel Mainau

Hutmacherin mit blauem Blut

Diana Gräfin Bernadotte hat im Schloss auf der Insel Mainau ihren eigenen Hutladen aufgebaut. Dort kann man die Kreationen der Comtesse anprobieren.

Die Gräfin bei der Arbeit in ihrem Atelier im Mainauer Schloss.

© /Uli Fricker

Die Gräfin bei der Arbeit in ihrem Atelier im Mainauer Schloss.

Von Uli Fricker

Im Barockschloss auf der Insel Mainau sind zwei Betriebe untergebracht: Einmal das Schlosscafé mit viel Plüsch und einem alten Ölgemälde vom Großherzog Friedrich I. - das war der gütige Regent mit dem weißen Bart. Etwas ungewöhnlicher ist die Handwerkerin nebenan, die in einem kleinen Atelier neue Hüte formt und verkauft. Die Inhaberin trägt einen berühmten Namen: Sie heißt Diana Gräfin Bernadotte und betreibt seit 18 Jahren Werkstatt und Laden. Wer je ein echtes Mitglied der Familie Bernadotte kennenlernen will, ist im Erdgeschoss des Mainauer Schlosses genau richtig. In dem hohen Raum werden die Kreationen der Comtesse ausgestellt, probiert, gespiegelt – und passende Anekdoten werden dazu geliefert.

Gräfin Diana, wie sie im Mainauer Betrieb genannt wird, wuchs als jüngstes von fünf Geschwistern auf. Ihr Vater Lennart Bernadotte (1909-2004) ist am Bodensee bis heute eine legendäre Persönlichkeit. Der Sprössling aus dem schwedischen Königshaus war nicht nur Lebemann und Umweltschützer, er machte auch die Insel zu dem, was sie heute ist. Aus einem wilden Dickicht formte der charismatische Gartenfreund Bernadotte ein kleines Paradies, das man gegen Eintritt besichtigen kann. Die Mainau hat sich als touristischer Magnet etabliert, sie gilt als meistbesuchter Ort am Bodensee.

Wie wohnt man in so einem Schloss?

Wenn Besucher das Geschäft mit den Hüten besuchen, wollen sie oft wissen: „Wie wohnt man so in einem Schloss? Gibt es eine moderne Küche oder noch offenes Holzfeuer?“ Mit solchen Fragen wird die Modistin häufig konfrontiert. Sie kann damit leicht umgehen. Wie ihre Geschwister wurde sie mit dem Scheinwerferlicht der Fotografen groß. Der Umgang mit den Medien war Teil des Familienlebens und dieses Teil der Werbung. „Ich bin mit meinen Geschwistern hier aufgewachsen, wir hatten eine schöne Kindheit“, berichtet sie. Und noch etwas: Als Teenager hatte sie ihre eigenen Ansichten, sie galt als widerspenstig. Auch beruflich hatte sie ihre eigene Meinung: Ihre Mutter Sonja legte ihr eine Ausbildung in der Gastronomie nahe, was gut zu den vielen Bewirtungsstationen auf der Mainau gepasst hätte. Doch die Tochter entschied sich anders und setzte auf Kopfbedeckungen. Ihren Abschluss als Gesellin krönte sie mit der Auszeichnung als Landesmeisterin.

In dem hübschen Geschäft liegt und hängt ausschließlich modische Ware für Damen. Natürlich fertigt die Adlige auch Hüte für Herren an. Doch scheuen sich die meisten vor einem Hut. „Ich will, dass wieder mehr Männer Hut tragen“, sagt die 42-Jährige und wirkt überzeugt. Da müsse sie als Fachfrau noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Bei Frauen sei es einfacher, die würden auch nicht so verkrampft an die Sache herangehen und seien leichter zugänglich für Dekoration jeder Art.

Sie ist sich sicher: „Jeder kann einen Hut tragen“. Mit einem handgefertigten Stück fühle man sich gleich ganz anders. Mit der Massenware Schirmmütze sei eine handgemachte Haube nicht zu vergleichen.

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Erstellt:
2. Januar 2025, 14:46 Uhr

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