„Spionagewal“
Hvaldimir wurde nicht erschossen
Spionierte Belugawal Hvaldimir für Putin? Russland hat sich nie offiziell zu dem Fall geäußert, doch nun steht fest, dass der Meeressäuger nicht erschossen wurde – anders als von Tierschützern behauptet.
Von Michael Maier
Norwegens berühmtester Beluga-Wal Hvaldimir ist nach Angaben der Polizei nicht erschossen worden. Bei einer Obduktion des Kadavers hätten Tierärzte keine Hinweise darauf gefunden, „dass Hvaldimir erschossen wurde“, teilte die Polizei am Montag mit. Aus dem vorläufigen Autopsiebericht des norwegischen Veterinärinstituts geht demnach hervor, dass Hvaldimir nicht durch „menschliche Einwirkung“ starb, sondern wahrscheinlich verhungerte.
Bei der Untersuchung des Kadavers seien nur „sehr oberflächliche“ Verletzungen festgestellt worden, erklärte die Polizei. Nur eine Wunde sei tiefer, aber „nicht lebensbedrohlich“ gewesen. Im Maul des Wals steckte den Angaben zufolge ein 35 Zentimeter langer und drei Zentimeter dicker Stock. Sein Magen war leer, die meisten Organe unterversorgt.
Wal Hvaldimir, ein Putin-Spion?
Hvaldimir, der als mutmaßlicher russischer „Spionagewal“ internationale Bekanntheit erlangt hatte, war am 31. August tot in einer Bucht an der Südwestküste Norwegens entdeckt worden. Am vergangenen Mittwoch erklärten die Tierschutzorganisationen Noah und One Whale, der Wal sei angeblich erschossen worden. Der Kadaver weise „mehrere Schusswunden am ganzen Körper“ auf, sagte die Leiterin von One Whale, Regina Crosby Haug. Die Organisationen erstatten deshalb Anzeige bei der Polizei.
Der Wal war 2019 zum ersten Mal in Norwegen gesichtet worden. Er trug damals einen Kameragurt mit der Aufschrift „Ausrüstung aus St. Petersburg“. Die Norweger tauften ihn „Hvaldimir“ - „Hval“ bedeutet auf Norwegisch „Wal“, die Endung „dimir“ ist eine Anspielung auf seine vermutete Verbindung zu Russland.
Hvaldimir & Co.: Fakten über Wale
- Es gibt über 90 verschiedene Walarten, darunter Delfine und Orcas.
- Der Blauwal ist das größte Tier der Erde und kann bis zu 33 Meter lang werden.
- Wale sind keine Fische, sondern Säugetiere.
- Die meisten Wale leben in sozialen Gruppen mit ausgeprägtem Sozialverhalten.
- Pottwale können bis zu 2.500 Meter tief tauchen und bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben.
- Viele Walarten unternehmen weite Wanderungen zur Paarung oder Nahrungssuche.
- Wale schlafen nur mit einer Gehirnhälfte, um weiter atmen zu können.
- Wale kommunizieren über große Entfernungen und haben sogar "Dialekte".
- Die Vorfahren der Wale waren Landtiere, die sich ans Leben im Wasser angepasst haben.
- Walmütter spritzen die Muttermilch in den Mund ihrer Babys.
- Viele Walarten sind durch Walfang, Fischerei und Umweltzerstörung bedroht.
Wal wohl aus Russland entkommen
Die norwegische Fischereibehörde spekulierte damals, er sei von der russischen Marine trainiert worden und aus Gefangenschaft entkommen. Biologen gelang es, dem Wal die Ausrüstung abzunehmen. Zweck und Herkunft der Ausrüstung sind jedoch bis heute unklar. Moskau hat sich zu den Spekulationen nie offiziell geäußert.
Sowohl die Sowjetunion als auch die USA hatten sich während des Kalten Krieges mit dem Thema Walfang beschäftigt. Die Meeressäuger wurden damals darauf abgerichtet, U-Boote und Minen aufzuspüren und verdächtige Objekte oder Personen in der Nähe von Häfen und Schiffen zu erkennen. (mit dpa-Material)