„Ich fühle mich wohl in der Verwaltung“
Bürgermeisterwahl Auenwald: Kai-Uwe Ernst aus Berglen ist derzeit als Steuerinspektor beim Finanzamt Waiblingen tätig. Als Bürgermeister will der 26-Jährige den ÖPNV verbessern, den Breitbandausbau voranbringen und den Tourismus beleben.
Von Florian Muhl
AUENWALD. Mit seinen 26 Jahren ist Kai-Uwe Ernst aus Berglen der jüngste der vier Kandidaten, die am 14. März zur Bürgermeisterwahl in Auenwald antreten. Er ist Finanzwirt und Steuerinspektor. Woher kommt der Wunsch, jetzt vom Finanzamt in die Kommunalpolitik zu wechseln? „Mich hat Politik schon immer interessiert“, sagt er. In der Zeit, in der er während seiner Ausbildung beim Statistischen Landesamt war, sei er in der Presseabteilung im Vorzimmer der damaligen Präsidentin Carmina Brenner gesessen. Und die habe ihn immer in den Landtag zu Sitzungen mitgenommen, in denen Statistiken, die das Amt erarbeitet hatte, vorgestellt worden seien. „Das fand ich schon interessant“, sagt Ernst, der sich an ein Treffen besonders erinnern kann. „Einmal war ich mit der Präsidentin und mit Politikern der CDU Kaffee trinken. Das hat mich schon schwer beeindruckt.“
Politisch aktiv könnte man doch auch als Gemeinderat sein, warum dann gleich Bürgermeister? „Die Frage sollte eigentlich sein: Warum nicht?“, kontert Ernst. „Es reizt mich einfach auch, die Stellung und die Aufgaben, und in der Position arbeitet man ja auch mit dem Gemeinderat zusammen.“ Der Auenwalder Rathauschef hat derzeit immerhin 130 bis 140 Mitarbeiter. Hat Ernst bereits Erfahrung im Bezug auf Personalführung? „Direkt nicht, aber ich habe in Waiblingen als Lohnsachbearbeiter gearbeitet, da war’s auch so, dass ich für bestimmte Firmen zuständig war und habe mich direkt um die gekümmert, da hatte ich quasi meine eigenen Mandanten. Und da ging’s eben auch um Personalsachen, Lohn, IT und Zeitwirtschaft. Also es ist nicht ganz unbekannt.“
„Im Moment bearbeite ich Steuererklärungen von Privatleuten und Einzelunternehmen.“
Derzeit ist Ernst beim Finanzamt Waiblingen tätig. Das duale Bachelor-Studium schloss er vor ein paar Tagen mit dem Titel Steuerinspektor ab. „Im Moment mache ich die ganze normale Veranlagung, also Steuererklärungen bearbeiten von beschränkten und unbeschränkten Steuerpflichtigen, von Privatleuten und Einzelunternehmen“, erläutert der 26-Jährige seine Tätigkeit beim Finanzamt. Und ergänzt: „Mir hat das schon immer Spaß gemacht, die Arbeit mit dem Gesetz. Ich fühle mich recht wohl in der Verwaltung.“
Warum ist sein Wunschort Auenwald? „Ich habe Freunde und Familie, die in und um Auenwald herum wohnen. Und Auenwald ist von der Struktur her sehr ähnlich wie Berglen, von der Größe her, von den Teilorten gleicht es sich in vielen Punkten.“ Da könne er sich relativ gut mit der dann neuen Gemeinde identifizieren. „Es sind ja auch keine 20 Minuten, die Auenwald weg ist. Ich war jetzt auch schon öfters dort, die Gemeinde ist mir also nicht unbekannt.“
In der Nachbargemeinde Allmersbach im Tal wurde vor zehn Tagen der Bürgermeister beziehungsweise die Bürgermeisterin gewählt. Dort hatte sich der seitherige Amtsinhaber nicht wieder zur Wahl gestellt. Keine Option für Ernst? „Dort anzutreten habe ich mir auch überlegt. Aber ich habe mich dann bewusst für Auenwald entschieden, weil ich das eben auch als Herausforderung sehe, sozusagen nicht den einfachen Weg zu gehen.“
Welche Themen sind Ernst in Auenwald wichtig? „An erster Stelle steht bei mir der Mensch, die Bürger, auch die Kultur in Auenwald, die Gemeinde an sich mit den verschiedenen Vereinen, da möchte ich mich auch aktiv beteiligen. Und ich will die Erhaltung und Förderung der verschiedenen Angebote wahren.“ Weitere Themen, die Ernst nennt, sind Umwelt- und Naturschutz. Konkret will der 26-Jährige den Ausbau der Busverbindungen angehen. Beim ÖPNV in Auenwald sieht er Verbesserungsbedarf, denn es gebe keine direkte Verbindung nach Winnenden ins Krankenhaus. Zudem will er den Ausbau der Internetverbindungen voranbringen und den Tourismus beleben. „Was mir aufgefallen ist, wenn man Tourismus Auenwald googelt, dann kommt eigentlich nichts.“ Die Gemeinde habe aber so viel zu bieten, beispielsweise den größten Mammutbaum Deutschlands oder die Gruschtelkammer. „Gerade solche Sachen kann man näher bewerben, die dann auch wieder Geld in die Gemeinde bringen“, regt Ernst an. Zudem müssten die Kinderbetreuungsangebote weiter ausbaut werden. Diese gebe es zwar zum Teil, aber: „Ich will halt auch, dass es nach Corona weiter verbesserte Angebote gibt, auch für Alleinerziehende. Ich denke, dass sich Homeoffice auch nach Corona weiter durchsetzen wird.“ Weitere Themen auf seiner Agenda sind: Jugendfreizeitangebote, Pflege- und Aktivitätsangebote für Senioren, Begegnungsstätten von Jung und Alt und bezahlbarer Wohnraum.
Was die Gemeinderatsfraktionen und Vereine in Auenwald zu seiner Bewerbung sagen, das weiß Ernst nicht, jedenfalls noch nicht. Er hat dort noch nicht selbst vorgesprochen. Die UWA-Fraktion sei allerdings auf ihn zugekommen und habe einen Gesprächstermin mit ihm vereinbart. „Aber ich habe mit Privatpersonen gesprochen. Und da wurde mir das Bild vermittelt, dass Herr Ostfalk nicht ganz unumstritten sei“, sagt Ernst.
Im Wahlkampf sei ihm die Bürgernähe, der Kontakt zum Bürger, wichtig. Neben seinem Internetauftritt und seiner Facebook-Seite will er sich auch noch persönlich präsentieren und sich auf öffentlichen Plätzen zeigen, um das Gespräch mit Bürgern vor Ort zu suchen.
Einer politischen Partei steht Ernst nicht nahe. „Es ist für mich als Bürgermeister schwierig, wenn ich in einer Partei wäre. Dadurch, dass ich parteilos bin, bin ich dann auch unvoreingenommen“, sagt der Kandidat aus Berglen, der im Haus seiner Eltern wohnt. Was sagen die eigentlich zu seinem neuen Berufswunsch? „Meine Eltern sind begeistert, finden’s auch gut, dass ich das mache, und unterstützen mich auch dabei.“ Zur Familie gehört auch Kira. Die neun Monate alte Hündin, die laut Ernst gerade in der Pubertät ist, sorgt für seine nötige Bewegung. Durch sie weiß er schöne Spaziergänge in der Natur zu schätzen.
„Selbstverständlich trete ich zur Bürgermeisterwahl an, um zu gewinnen. Das ist ja ganz klar.“
Und welchen Wahlausgang erhofft sich Ernst am 14. März? „Selbstverständlich trete ich an, um zu gewinnen. Das ist ja ganz klar. Ich denke schon, dass es definitiv im ersten Wahlgang eine Entscheidung geben wird. Das hoffe ich zumindest.“ Sollte es anders ausgehen, werde er auch dieses Ergebnis akzeptieren. „Letztlich ist es ja die Wahl der Bürger von Auenwald.“ Sollte der neue Bürgermeister tatsächlich Kai-Uwe Ernst heißen, steht für ihn ein Wohnungswechsel an: „Dann würde ich natürlich in die Gemeinde ziehen. Das ist für mich eigentlich auch selbstverständlich.“
Kai-Uwe Ernst ist im Internet vertreten unter: www.kai-uwe-ernst.de
Weitere Kontaktmöglichkeiten:
E-Mail: mail@kai-uwe-ernst.de
WhatsApp: 01573/8940679facebook.com/Kai-Uwe-Ernst-187069016174414
Kai-Uwe Ernst (26) ist 1994 in Esslingen geboren und in Berglen aufgewachsen.
2011 schloss Ernst in Winnenden seine Mittlere Reife ab. Daraufhin absolvierte er von 2011 bis 2013 den Vorbereitungsdienst in der allgemeinen Finanzverwaltung mit dem Abschluss „Finanzwirt“. Stationen dabei waren das Landesamt für Besoldung und Versorgung, das Statistische Landesamt und die Oberfinanzdirektion. Danach erwarb er am beruflichen Schulzentrum in Bietigheim-Bissingen die Fachhochschulreife.
Im Anschluss war Ernst für knapp zwei Jahre bei einem mittelständischen Unternehmen in Waiblingen, ein Dienstleister für externe Lohnbuchhaltung und Zeiterfassung, als Lohnsachbearbeiter tätig.
Danach erhielt Ernst im Rahmen des 33. Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) ein Stipendium des Deutschen Bundestags und war für ein Jahr in den USA im Staat Nebraska in der Hauptstadt Lincoln. Dort studierte er am College Fächer wie „Business Ethics“ und „Principles of Management“ und arbeitete zeitweise für eine Versicherungsgesellschaft.
Von Oktober 2017 bis Februar 2021 absolvierte Ernst den dualen Bachelor-Studiengang „Steuerverwaltung“ an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Seit seinem Abschluss ist er beim Finanzamt Waiblingen als Sachbearbeiter tätig.
Ernst ist ledig und kinderlos.