Krämer zur Diskussion um Flüchtlings-Rückkehr
„Ich warne vor Schnellschüssen“
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad werden in Deutschland Rufe nach einer Rückkehr syrischer Flüchtlinge laut. Der neue Bischof der Diözese Rottenburg Stuttgart, Klaus Krämer, warnt vor vorschnellen Entscheidungen.
Von Jan Sellner
Der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, hält zum jetzigen Zeitpunkt nichts von einer Diskussion um die Rückkehr von syrischen Flüchtlingen. „Ich warne vor Schnellschüssen“, sagte Krämer am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich halte es für angezeigt abzuwarten, wie sich die Situation in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regiems entwickelt.“ Viele Flüchtlinge hätten von sich aus den Drang, in ihre Heimat zurückzukehren. „Aber die Seriosität gebietet es, die Situation zu beobachten, bis man sicher einschätzen kann, ob eine Rückkehr auch wirklich möglich und zumutbar ist.“
Unionspolitiker hatten am Montag gefordert, die Rückkehr von nach Deutschland geflohenen syrischen Flüchtlingen zu unterstützen. Unionsfraktionsvize Jens Spahn regte ein „Startgeld“ von 1000 Euro an. „Wenn sich im Heimatland die Dinge normalisieren, stabilisieren, wenn es dort Perspektive gibt, dann gibt es die Erwartung, auch zurückzukehren. Aber das wird man sicherlich erst in einigen Tagen und Wochen beurteilen können“, sagte er bei RTL/ntv.
Der Bischof äußert Hoffnung und Sorge zugleich
Zur Lage der Christen in der Region, sagte Krämer, der in seiner Laufbahn mit verschiedenen weltkirchliche Aufgaben befasst war, man habe viele Kontakte zu christlichen Gemeinden dort. „Deren Lage ist insgesamt sehr schwierig, und es gab schon lange die Tendenz auszuwandern.“ Mit der Beseitigung des Assad-Regimes, einem der größten Unrechtsregime überhaupt, sei in Syrien viel Hoffnung verbunden: „Gleichwohl wissen wir, dass häufig neue Probleme die Folge sind“, sagte Krämer. Ein islamistisch geprägtes Regime würde auch für Christen zu einer starken Belastung werden: „Deshalb sehe ich die Situation nicht ohne Hoffnung, aber doch mit Sorge.“