Kritik am Stuttgarter Tatort

IHK lädt SWR zum Faktencheck auf die Schwäbische Alb ein

Der Stuttgarter Tatort hat mit der Darstellung des Landlebens Kritik auf sich gezogen – von Statisten und Einheimischen des Drehorts. Jetzt schaltet sich auch die Industrie- und Handelskammer in die Debatte ein.

Die Dreharbeiten für den Stuttgarter Tatort fanden unter anderem in Bichishausen im Großen Lautertal statt. Der Mord an Hanna Riedle führte die Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller, l.) und Sebastian Bootz (Felix Klare) aufs Land.

© SWR// Benoît Linder

Die Dreharbeiten für den Stuttgarter Tatort fanden unter anderem in Bichishausen im Großen Lautertal statt. Der Mord an Hanna Riedle führte die Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller, l.) und Sebastian Bootz (Felix Klare) aufs Land.

Von Florian Dürr

Auch gegen Ende dieser Woche sorgt der Stuttgarter Tatort vom vergangenen Sonntag noch für Gesprächsstoff. Bereits Anfang der Woche gab es nicht nur in den sozialen Medien Beschwerden über angeblich veraltete, klischeehafte Darstellungen des ländlichen Lebens in dem Krimi, in dem es um den Mord an Hanna Riedle geht, die zuvor ihr Heimatdorf verlassen und einen Neuanfang in der Großstadt gewagt hatte.

Von einem „Affront gegenüber den Menschen im ländlichen Raum und insbesondere auf der Schwäbischen Alb“ hatte etwa ein Vereinsvorsitzender aus Münsingen gesprochen, der für den Film rund 130 Statisten aus dem Umfeld seines Vereins organisierte. In einem Brief an die ARD machte er seinem Ärger Luft, später reagierte der SWR auf die Kritik. Eine Sprecherin erklärte, der Krimi wolle „keine Verallgemeinerung über das Leben in ländlichen Gebieten sein“, es bestünde aber die Freiheit der „künstlerischen Zuspitzung“.

IHK Reutlingen: Stuttgarter Tatort hat „alte Vorurteile bedient“

Jetzt hat sich auch die Industrie- und Handelskammer Reutlingen (IHK) in die Debatte eingeschaltet: „Der Film vermittelt ein rückwärtsgewandtes Bild der Schwäbischen Alb, das in keiner Weise der Realität entspricht und von Rückständigkeit, Engstirnigkeit und Klischees zeugt“, schreibt deren Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp in einem Brief an den zuständigen SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler.

Die Tatort-Macher hätten verpasst, die Schwäbische Alb von „heute zu zeigen und das, wofür das Leben dort dieser Tage steht, also Vielfalt, Modernität und Offenheit“, wird Epp in einer Meldung auf der Internetseite der IHK Reutlingen zitiert. „Stattdessen wurden alte Vorurteile bedient, mit denen vor allem jüngere Menschen weder als Zuschauer gewonnen werden noch damit im Alltag umgehen“, heißt es in dem Brief.

Deshalb habe die IHK Reutlingen sowohl SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler als auch die Verantwortlichen der Tatort-Produktion zu einem Faktencheck auf die Schwäbische Alb eingeladen, um sich „persönlich ein Bild zu machen und so für ein besseres Verständnis der Region zu sorgen“.

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Erstellt:
22. November 2024, 19:12 Uhr

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