Krise beim Autobau
Im ideologischen Schützengraben
In der Krise der Autobauer wäre von den Politikern pragmatisches Handeln gefragt. Die verlieren sich aber zu oft im Kleinklein der Parteipolitik, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn
Von Knut Krohn
In den Konzernzentralen der Autobauer ist die Entscheidung längst gefallen: der Pkw-Antrieb der Zukunft ist der Elektromotor. Das Ziel ist also klar definiert, der Weg dorthin ist aber angesichts der tiefen Krise in der Branche inzwischen mehr als ungewiss. Deshalb ist es sinnvoll, wenn die konservative Europäische Volkspartei mit ihrem Positionspapier die Diskussion nach vorne treiben möchte.
Streit über ein ein hochemotionales Thema
Es zeigt sich aber, dass sich nicht nur in Brüssel die politischen Gegner bei diesem hochemotionalen Thema in ihren ideologischen Schützengräben regelrecht eingebunkert haben. Das führt zu einer geradezu paradoxen Situation. Denn einig sind sich alle darin, dass sich die jeweilige Gegenseite fortschritts- und technologiefeindlich verhalte. Frei nach dem Motto: doof ist nur der andere.
Wichtiger wäre es, sich in dieser schwierigen Situation gemeinsam auf die Wege aus der Krise zu konzentrieren und diese konsequent einzuschlagen. Gefragt ist etwa der Erfindungsreichtum der viel gerühmten deutschen Ingenieurskunst. Die Autobauer in Stuttgart, München oder Wolfsburg, die die Entwicklung von attraktiven E-Autos schlicht verschlafen haben, müssen den Vorsprung zu den chinesischen Herstellern verkleinern. Zentral ist, dass endlich der Ausbau einer leistungsfähigen und flächendeckenden Ladeinfrastruktur mit Hochdruck angegangen wird. Und wenn dann die Politik der E-Mobilität steuernd noch etwas auf die Sprünge hilft, wird im Jahr 2035 kein Mensch mehr darüber nachdenken, ein Auto mit Verbrenner-Motor kaufen zu wollen.