In Backnang gibt es Pommes aus dem Automaten
In Backnang wurde am Freitag ein personalloser Imbiss eröffnet. Zu jeder Uhrzeit kann man sich dort frisch zubereitete Pommes aus dem Automaten kaufen.
Von Anja La Roche
Backnang. Knusprige, warme Pommes frites auf die Hand und das auch mitten in der Nacht? In Backnang hat gestern ein Automat eröffnet, der die beliebte Kartoffelware zu jeder Uhrzeit ausspucken kann. Hungrige Pommesfreunde finden den knallgelben Automaten in dem kleinen Gebäude in der Talstraße 60 nahe beim Bleichwiesenkreisel. Ergänzt wird das Angebot durch zwei Snackautomaten, die Bier, Schokolade und mehr bereithalten. Eine Portion von 145 Gramm der schmackhaften Kartoffelstäbchen kostet 2,80 Euro. „Wir wollten etwas anbieten, das die anderen nicht haben“, erklärt der Betreiber Athanasios Kalaitzis, der mit seiner Familie auch das Gasthaus Rose in Unterweissach bewirtet.
Kalaitzis verwendet für die Pommes aus dem Roboterkoch das gleiche Frittieröl wie in seiner Gastronomie. Sein selbst gemischtes Gewürzsalz gebe den Pommes obendrein einen qualitativen Geschmack, verspricht er. Das Frittieren der Pommes funktioniert dabei genauso wie sonst auch. „Das Einzige, was die Maschine ersetzt, ist die menschliche Hand“, erklärt Kalaitzis.
Wenn erwünscht, gibt die Maschine einen Klecks Ketchup über die Pommes
An einem Touchscreen wählen die Kunden aus, ob sie ihren Imbiss mit oder ohne Ketchup wollen. Das Ketchup kostet nicht extra. Gezahlt werden kann sowohl mit Bargeld als auch mit Karte, Handy, Smartwatch und Co. In nur 35 Sekunden füllt der Automat die warmen Fritten in einen Pappbecher. Falls gewünscht, gibt er das Ketchup gleich obendrauf. Aus einer weiteren Öffnung kommt ein Essstäbchen – und das Schlemmen kann losgehen. Es kann aber auch vorkommen, dass der Kunde etwa fünf Minuten auf seine Pommes warten muss. Denn wenn der Automat acht Portionen ausgegeben hat, muss er nachproduzieren. Dafür gibt er in seinem Inneren die tiefgekühlte Ware automatisiert in die Fritteuse.
Doch wie kamen die Gastronomen auf die Idee, einen Pommesautomaten zu betreiben? „Wir hatten hier einen normalen Kiosk, aber es war schwierig, Personal zu finden“, erklärt er. Und weil er etwas Neues ausprobieren wollte, wurde er auf die Pommesautomaten aufmerksam. Um den Hersteller und seine „Pommaten“ kennenzulernen, ist Kalaitzis mit seiner Familie nach Köln gefahren. Durch Zufall hatte das Konzept Pommesautomat auch zwei weitere Weissacher überzeugt, auch weil der Imbiss Bleile auf der Bleichwiese zugemacht hatte. Ulrich Ettle und Gunnar Stuhlmann sind deshalb gleich als Investoren eingestiegen und haben die neue Innenausstattung in dem Laden inklusive der Automaten finanziert. „Uns war wichtig, dass wir jemanden aus der Gastronomie haben, der sich gut auskennt“, sagt Stuhlmann.
„Wir kommen erst mal täglich her und überprüfen den Automaten“, sagt Athanasios Kalaitzis. Wie oft sie ihn reinigen werden, das hänge davon ab, wie viele Portionen pro Tag so gekauft werden. Der „Pommat“ sammelt die Daten darüber, zu welcher Uhrzeit wie viele Frittenbecher ausgegeben werden und übermittelt die Zahlen per WLAN an den Betreiber. So weiß dieser Bescheid, wann er nachfüllen muss. Mithilfe der Daten kann die Produktion außerdem optimiert werden: Der Automat frittiert mehr Portionen zu Zeiten, in denen durchschnittlich viel verkauft wird und weniger zu Zeiten, in denen weniger Kunden zu erwarten sind. Dadurch soll die Abfallmenge reduziert werden. Denn wenn eine Ladung der Kartoffelware nach 30 Minuten nicht gekauft wurde, wird sie automatisch entfernt, landet also im Müll.
Vor zwei Jahren wurde versucht, ein Pizzaautomat in Weissach im Tal zu etablieren. Der hat allerdings nicht lange gehalten. Kalaitzis sieht im „Pommaten“ mehr Potenzial: „Der Pizzaautomat war keine schlechte Idee, aber der Standort war falsch“, sagt er. Sein Shop hingegen liege zentraler und sei ein idealer Treffpunkt, beispielsweise für junge Leute, die dann gemeinsam weiter nach Stuttgart ziehen wollen. Vor dem Imbiss können die Kunden parken, falls sie mit dem Auto kommen.
Ettle und Stuhlmann wollen in weitere Pommesautomaten investieren
Von einem erfolgreichen Geschäftsmodell gehen auch die Investoren aus. „Das soll nicht der einzige Shop bleiben“, kündigt Stuhlmann an und spricht von einem Siegeszug der Pommesautomaten. „Wir wollen den mittleren Neckar erobern und darüber hinaus.“ Im nächsten Jahr sollen 20 Automaten unter der Marke „Pommes Paradise“ hinzukommen. Die Weissacher haben bereits verschiedene Standorte ins Auge gefasst, aber noch nichts eingetütet.
Die Gastronomen aus Weissach wollen den personalfreien Imbiss in Backnang noch erweitern. So ist geplant, auch einen Softeisautomaten und eventuell einen Currywurstautomaten zu installieren. Dann können sich die Backnanger über noch mehr Auswahl freuen, wenn sie mitten in der Nacht eine Heißhungerattacke ereilt.