Der Traum vom Glück: Zahl der Lotto-Millionäre gestiegen

dpa/lsw Stuttgart. Auf der Suche nach dem Glück im Spiel setzen Menschen in Baden-Württemberg jährlich mehr als eine Milliarde Euro beim Lotto ein. Viele gehen leer aus, andere landen Volltreffer. Im vergangenen Jahr sogar so viele im Südwesten wie nie zuvor in Euro-Jahren.

Ein Aufsteller mit Hinweisen auf Jackpots steht vor einer Annahmestelle. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Ein Aufsteller mit Hinweisen auf Jackpots steht vor einer Annahmestelle. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Im vergangenen Jahr sind so viele Spieler aus Baden-Württemberg zu Lotto-Millionären geworden wie seit 20 Jahren nicht. 39-mal haben Menschen aus dem Südwesten im Jahr 2021 Millionen-Gewinne im Lotto, Eurojackpot und den übrigen Spielarten erzielt. Das sind neun mehr als im Vorjahr und so viele wie nie seit Einführung des Euro, wie Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker am Mittwoch in Stuttgart sagte. Damit wohnen in keinem anderen Bundesland so viele millionenschwere Lotto-Glückspilze wie in Baden-Württemberg. Der Größte von ihnen kommt aus dem Ortenaukreis: Dort war ein Lottoschein im vergangenen März durch den Eurojackpot satte 63,6 Millionen Euro wert.

Gründe für die hohe Zahl an Volltreffern im Südwesten seien unter anderem auch zusätzliche baden-württembergische Angebote wie die sogenannten Silvester-Millionen und Sonderauslosungen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für den Hauptgewinn zum Beispiel im Spiel 6 aus 49 auch nicht sehr groß: Die Chance auf den sogenannten Sechser mit Superzahl liegt nach Angaben von Lotto BW mit einem gespielten Feld bei 1 zu 140 Millionen. Das heißt, dass von 140 Millionen Tippern nur einer den Hauptgewinn kassiert. Auch der „einfache Sechser ohne Superzahl“ kann millionenschwer sein, dort liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1 zu 15,5 Millionen mit einem Feld.

Glücksspieler haben dennoch auch im zweiten Corona-Jahr mehr Geld eingesetzt als in den Jahren vor der Pandemie, wie Lotto BW im Jahresbericht weiter festhält: Binnen eines Jahres wurde im Land mehr als eine Milliarde Euro (1,073 Mrd) für staatliche Tippspiele wie 6 aus 49 oder Eurojackpot ausgegeben. Im Vergleich zum Jahr 2020 mit Wetteinsätzen in Höhe von 1,08 Milliarden Euro ist das ein leichter Rückgang. Wacker erklärt dies unter anderem mit einer höheren Zahl attraktiver Jackpots im Jahr und mehr Veranstaltungswochen im vorletzten Jahr. „Die Kunden spielen sehr stark angetrieben von ihrem großen Traum vom Glück“, sagte Wacker.

Im vergangenen Jahr hat ein Baden-Württemberger im Durchschnitt etwas mehr als 96 Euro ins Lottospiel eingesetzt. Menschen in Baden haben sich mit Einsätzen in Höhe von durchschnittlich 104,35 spielfreudiger gezeigt als die württembergischen Glücksspieler mit 90,54 Euro pro Kopf und Jahr.

Tipper weichen dabei weiter auf das Internet aus: Lotto-Kunden setzten per Mausklick 147,2 Millionen Euro ein, 5,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Online-Angebote werden im Handel generell attraktiver“, teilte Lotto BW mit. Prognosen gingen davon aus, dass der Online-Markt auch beim Lotto wachsen werde. Deshalb wolle die Landesgesellschaft neue Glücksspiel-Angebote im Internet anbieten und privaten Anbietern Marktanteile abnehmen.

„Wir möchten Spielinteressierten eine verlässliche und seriöse Alternative zu privaten Anbietern offerieren“, sagte Wacker. „Wir werden unser Portfolio um virtuelle Automatenspiele und gegebenenfalls Online-Casino-Spiele erweitern, sobald wir die Genehmigungen der Aufsichtsbehörden und grünes Licht vom Land haben.“ Das noch zu novellierende Landesglücksspielgesetz müsse einen konkreten rechtlichen Rahmen dafür vorgeben, forderte der Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg (Lotto BW).

Das Anbieten von Online-Glücksspielen war bislang in großen Teilen Deutschlands verboten. Auch wegen des Booms von bisher nicht regulierten Glücksspielen im Internet hatten sich die Länder auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag geeinigt, der seit dem vergangenen Sommer gilt. Er erlaubt unter strengen Auflagen zuvor meist illegale und teils besonders suchtgefährdende Glücksspiele im Internet wie virtuelle Automatenspiele, Online-Casino-Spiele und Online-Poker.

Für die Automatenspiele ist laut Wacker bereits die Zulassung beantragt worden. Für Casino-Spiele habe Lotto BW das Monopol erhalten. Geplant sind laut Wacker auch virtuelle Roulette-, Black-Jack- und Baccara-Spielmöglichkeiten. Poker, das vierte klassische Casino-Spiel, sei vorerst nicht vorgesehen, sagte er.

Mit einem Teil der Einnahmen der staatlichen Lotto-Anbieter werden unter anderem Projekte aus den Bereichen Sport, Kultur, Denkmalpflege oder Soziales gefördert. Im vergangenen Jahr gingen laut Lotto BW rund 421,9 Millionen der Spieleinsätze ans Gemeinwohl über.

Allerdings kann Glücksspiel süchtig machen. Eine Glücksspielsucht oder problematisches Glücksspielverhalten haben einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge rund 430 000 Menschen in Deutschland.

© dpa-infocom, dpa:220105-99-593203/3

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Erstellt:
5. Januar 2022, 07:10 Uhr

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