Konzerne gegen Homeoffice

In den USA wächst der Widerstand gegen Remote-Arbeit – zurecht?

Große Firmen in den USA machen sich daran, ihre Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurück in die Büros zu holen – gar von Lohnabzug ist die Rede. Auch in Deutschland wird über die Zukunft des Homeoffice diskutiert.

Amerikanische Unternehmen versuchen der Homeoffice-Arbeit  ihrer Mitarbeiter einen Riegel vorzuschieben.

© dpa/Sebastian Kahnert

Amerikanische Unternehmen versuchen der Homeoffice-Arbeit ihrer Mitarbeiter einen Riegel vorzuschieben.

Von Jannis Jäger

Das Homeoffice bleibt ein Aufreger: Große Marken in den USA wie Amazon, JP Morgan oder Dell haben sich daran gemacht, ihre Mitarbeiter verstärkt wieder in die Büros zu holen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge will beispielsweise der Tech-Riese Google auf negative Verstärkung setzen – wer im Homeoffice arbeitet, muss teilweise mit Gehaltseinbußen rechnen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, könnten Google-Mitarbeiter verschiedene Gehaltsabzüge erleben, wenn sie dauerhaft im Homeoffice arbeiten – abhängig vom Wohnort. Menschen, die lange Strecken pendeln, sollen stärker betroffen sein.

Ein Vorbild für deutsche Firmen?

Auch hierzulande gibt es eine Debatte rund um das Thema. Werden solche Anti-Homeoffice-Initiativen also auch in Deutschland bald zur Praxis? Erst vor einer Woche wurde bekannt, dass Mercedes-Benz seine Mitarbeiter in Deutschland dazu auffordert, künftig wieder öfters ihre Arbeitsstätte aufzusuchen.

Für Verdi-Referentin Astrid Schmidt sei es „nicht nachvollziehbar“, wenn es in einem Betrieb, in dem es möglich wäre, gar keine Option auf Homeoffice gebe.

Schmidt betont, dass es sich bei dem Thema Homeoffice um ein „Gestaltungsthema“ handelt. In vielen Unternehmen wird heute eine Kompromisslösung praktiziert, nach der Arbeitnehmer einen Teil ihrer monatlichen Arbeitszeit von zu Hause aus erledigen können.

Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter

Natürlich sei der jeweilige Beruf, in dem über die Möglichkeit zum Homeoffice diskutiert werde, ein wichtiger Faktor, so Schmidt. Es gebe Jobs, die leichter von zu Hause aus erledigt werden könnten. Und Gegenstand der Debatte sei meist auch ein Übermaß an Homeoffice. Viele Firmen setzen derweil auf Zwischenlösungen. Bosch etwa strebt eine Balance zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit an, um das soziale Miteinander und die Teamdynamik zu stärken.

Zuvorderst müsse bei der Gestaltung der Homeoffice-Praxis in einem Unternehmen die Rücksprache mit den Beschäftigten stehen. Eine solche Beteiligung sei wichtig. „Es ist niemandem geholfen, wenn alle ins Büro kommen und dann in Online-Konferenzen sitzen“, erklärt sie.

Nach Einschätzung von Verdi gebe es derweil wenige Menschen, die ihre Arbeit gerne komplett von zu Hause aus erledigen möchten. Vielmehr sei es wichtig, dass in Betrieben eine das Verhältnis von Präsenz- und mobiler Arbeit gut austariert werde, erklärt Schmidt. Dafür sei eine gewisse Vertrauenskultur wichtig. „Die Leute wollen in der Regel ihre Arbeit gut machen – egal von wo.“ Etwas Vertrauen in das Engagement der eigenen Mitarbeiter sei wichtig.

Keine fehlende Produktivität im Homeoffice

Der Punkt absinkende Produktivität scheint in der Diskussion um die moderne Heimarbeit zu vernachlässigen. Einer Meldung des Ifo-Instituts auf dessen Website zufolge geben nur 8,3 Prozent der Unternehmen an, dass sie sich vom Homeoffice unproduktivere Arbeit ihrer Beschäftigten erwarten.

Ein Wert, der sich mit den Erfahrungen aufseiten der Gewerkschaft deckt. Einen Einbruch der Produktivität durch das Homeoffice sehe sie eher nicht gegeben, erklärt Schmidt.

Der Versuch der Rückkehr zu 100 Prozent Präsenzarbeit stößt in manchen Fällen auf unvorhergesehene Hindernisse. Einem Bericht zufolge, musste Amazon in den USA noch im Dezember eine Rückrufaktion der Mitarbeiter fürs Erste vertagen – Es stellte sich heraus, dass zu wenige Büroräume zur Verfügung stehen, um alle auf einmal aus dem Homeoffice zu holen.

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Erstellt:
6. März 2025, 11:44 Uhr

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