Feuer in der Konstanzer Altstadt
In diesem Haus brach der Brand aus
In der Konstanzer Altstadt riecht es nach Rauch. Noch sind nicht alle Glutnester gelöscht. Nur langsam wird das Ausmaß des Feuers, das in der Nacht zum Donnerstag ausgebrochen war, sichtbar.
Von Eberhard Wein
Bei dem in der Nacht zum Donnerstag ausgebrochenen Brand in der Konstanzer Altstadt ist die Zahl der Verletzten gesunken. Die Feuerwehr habe die Zahl der Leichtverletzten auf sieben reduziert. Zunächst war von 16 Menschen gesprochen worden, die Rauchgasvergiftungen erlitten hätten. Zudem wurde ein Bewohner stationär im Krankenhaus aufgenommen. Er war aus dem zweiten Stock des Gebäudes in der Konstanzer Zollernstraße gerettet worden, wo der Brand offenbar auch ausgebrochen war. Dort sei es zu einer starken Rauchentwicklung gekommen, anschließend breitete sich der Brand rasch über das dritte Stockwerk und den hinteren Bereich des Erdgeschosses aus.
In der gesamten Konstanzer Altstadt roch es am Vormittag nach Rauch. Der Bereich der Zollernstraße, die zwischen Münster und Hafen liegt, war weiträumig abgesperrt. Auch am Nachmittag sei die Feuerwehr noch mit den Löscharbeiten beschäftigt, sagte eine Sprecherin der Polizei. Aussagen zur Brandursache könnten gegenwärtig nicht getroffen werden. Unklar ist, wie viele weitere Gebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Bau aus der Zeit des Historismus
Das Wohn- und Geschäftshaus, in dem gegen 1 Uhr in der Nacht das Feuer ausgebrochen war, liegt zwar mitten in der mittelalterlichen Altstadt, es ist aber neueren Datums. Der historistische Bau sei kurz nach 1900 von einer örtlichen Familie als Druck- und Verlagshaus im Stil eines Stadtpalais an der Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus erstellt worden, sagte der Historiker und Leiter der Konstanzer Museen, Tobias Engelsing. In einer rückwärtigen Werkstatt stünden noch heute die Druckmaschinen.
Das repräsentative, aus drei Teilen bestehende Gebäude stehe gleichwohl unter Denkmalschutz und sei eines der beherrschenden Häuser an der Zollernstraße, die sich dort zu einem länglichen Platz weitet. Im unteren Bereich befand sich ein dänisches Möbelhaus. Oben befinden sich Wohnungen. Eine Bekannte habe ihr gesamtes Hab und Gut verloren, berichtete die Altstadtbewohnerin Heike Seehaus unserer Zeitung. „Sie ist total verzweifelt.“
Erinnerung an Brand vor 14 Jahren wird wach
Viele Konstanzer fühlen sich an den letzten großen Altstadtbrand erinnert. An Weihnachten 2010 waren zwei Gebäude am Obermarkt vollständig ausgebrannt und mussten abgerissen werden. Damals war ein im Hausgang aufgehängter Adventskranz die Ursache. Der Schaden wurde auf zehn Millionen Euro geschätzt, der Wiederaufbau dauerte Jahre. Eine Diskussion über den Brandschutz in der durch enge Gassen geprägten Altstadt war die Folge. Zwar gibt es auch im Bereich der Zollernstraße bereits seit dem Spätmittelalter Feuergassen, die ein Ausbreiten von Bränden verhindern sollen. Viele historische Gebäude verfügen aber über einen Fachwerkkern.
Auch für die Zollernstraße ist es laut Engelsing nicht das erste verheerende Feuer in der Neuzeit. 1967 brannte das sogenannte Hohe Haus aus, ein spätmittelalterlicher Patriziersitz, damals kam ein Mensch ums Leben. In den frühen 1980er Jahren brannte ein spätmittelalterliches Wohnhaus an der Arkadenseite, genau gegenüber dem jetzigen Brandort. Beide Gebäude konnten allerdings wieder aufgebaut werden.