In Großerlach könnten Solarparks gebaut werden
Laut einer Potenzialanalyse würde es sich auf drei Flächen lohnen, größere Freiflächenfotovoltaikanlagen zu errichten.
Von Anja La Roche
Großerlach. „Ich habe immer gesagt: Freiflächenfotovoltaik, muss das sein? Solange wir noch so viele freie Dachflächen haben?“, gestand Christoph Jäger in der jüngsten Gemeinderatssitzung – und seiner letzten als Bürgermeister von Großerlach. Auf der anderen Seite werde gerade ein enormes Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien angestrebt. Und in Sachen Windkraft könne die Gemeinde nun mal nicht viel bieten. Eine Solarfreiflächenanlage hingegen wäre wahrscheinlich möglich. Und mit nur einer davon hätte die Kommune das Zweiprozentziel erreicht; zu diesem Anteil muss Baden-Württemberg seine Landesfläche für Wind- und Solarenergie ausweisen. Außerdem könne auf der Wiese unter den PV-Anlagen eine große Artenvielfalt und somit ein ökologischer Mehrwert entstehen, ergänzte Jäger.
Die Gemeinderäte zeigen sich grundsätzlich offen
Welche Flächen sich theoretisch dafür eignen würden, hat die Firma Hep aus Güglingen in einer Potenzialanalyse untersucht. Das Ergebnis stellte Jäger in der Sitzung vor. Noch ist nichts Konkretes geplant, doch die Räte und Rätinnen zeigten sich grundsätzlich offen. „Der Gedanke, damit das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, ist absolut richtig“, sagte etwa Gemeinderat Markus Zick.
Das ist ein grünes Signal für die Firma, nun eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für die geeigneten Standorte zu erstellen, was sie wie auch die Potenzialanalyse kostenfrei anbietet – natürlich in der Hoffnung, später einen Auftrag zu erhalten.
Bei der Potenzialanalyse seien nur Flächen ab fünf Hektar relevant gewesen, erklärte Jäger. Das liege daran, dass kleinere Flächen für ein solches Projekt nicht wirtschaftlich seien, „weil die Pacht für die Fläche miterwirtschaftet werden muss und auch die Rendite für die Investoren“. Privatpersonen solle das aber nicht davon abschrecken, auch auf kleineren Flächen eine Freiflächen-PV-Anlage in Betracht zu ziehen. „Wenn jetzt beispielsweise ein Landwirt privat Agri-Fotovoltaik machen möchte, dann ist das ein anderes Thema“, erläuterte Jäger.
Weitere Themen
Neben der Flächengröße spielen viele weitere Faktoren mit hinein, inwieweit ein Gebiet für Freiflächen-PV geeignet wäre – zum Beispiel die Hangneigung hin zur Sonne. In anderen Fällen sind Flächen ausgeschieden, weil sie als landwirtschaftliche Vorrangfläche geschützt sind. Letztendlich bleiben laut der Analyse der Solarfirma drei Potenzialflächen in Großerlach übrig. Diese liegen in den Teilorten Mannenweiler und Trauzenbach sowie beim Höhenzug Schanze. „Hier besteht das Potenzial, dass man etwas machen könnte“, erklärte Jäger den Gemeinderäten. Ob es dazu tatsächlich einmal kommen wird, das kann der Gemeinderat mitentscheiden. Denn anders als die Windkraft gilt Fotovoltaik nicht als baurechtlich privilegiert – somit ist ein Bebauungsplan notwendig, und den kann nur der Gemeinderat erlassen. „Die Gemeinde ist Herrin des Verfahrens.“
Möglich sind verschiedene Finanzierungsmodelle
Auch ob und wie die Gemeinde mit der Firma Hep zusammenarbeiten möchte, ist noch vollkommen offen. Möglich wären verschiedene Modelle, vom Investorenfond, an welchem sich die Gemeinde, die Eigentümer und die Bürger beteiligen können, bis hin zu einem Vertrag, bei dem die Firma die Fläche alleine anpachtet und das volle Risiko trägt. „Das sind dann alles Dinge, die man diskutieren muss“, sagte Jäger mit Blick in die Zukunft. Dieses Projekt weiterzuführen wird, wenn es denn so weit kommt, dann die Aufgabe seines Amtsnachfolgers Kevin Dispan sein.
Jäger berichtete überdies, dass die Verwaltung bereits erste Sondierungsgespräche mit den maßgeblichen Grundstückeigentümern geführt hat, welche Boden innerhalb der drei Potenzialflächen besitzen. Die gute Nachricht: Die angesprochen Eigentümer zeigten sich grundsätzlich interessiert, einen Teil ihres Bodens mit Fotovoltaik zu bebauen. Zudem sind auch kommunale Flächen dabei, bei denen der Gemeinderat selbst entscheiden kann.
Analyse Ebenfalls Thema für die Gemeindeverwaltung von Großerlach sind PV-Analgen auf den kommunalen Dächern. Auch hierfür hat die Firma Hep eine kostenlose Analyse erstellt und eine Kostenschätzung abgegeben. Die Ergebnisse stellte Jäger in der Sitzung kurz vor.
Geeignete Dächer Infrage kommt zum einen das Dach des Bauhofs. Darauf ließe sich eine Anlage mit rund 63 Kilowattpeak (kWp) für einen Nettopreis von rund 111.000 Euro errichten. Auf dem Feuerwehrhaus ist eine Anlage mit etwa 46 kWp für rund 85.000 Euro möglich. In Frage kommt auch die Grundschule mit einer Anlage von knapp 60 kWp für rund 109.000 Euro. Und zuletzt der Kindergarten, auf welchem eine Anlage mit etwa 66 kWp für rund 118.000 Euro möglich ist. Die Beratungen des Gemeinderats stehen hierzu noch aus.