In unteren Lagen der Weinberge ist nichts mehr zu machen

Der Nachtfrost der vergangenen Tage beschäftigt die Wein- und Obstbauern in der Umgebung. Die Schäden hängen auch mit Lage und Sorte zusammen und sind aktuell noch nicht ganz abzusehen.

Winzer Matthias Holzwarth aus Aspach begutachtet im Weinberg seine betroffenen Weinreben am Föhrenberg. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Winzer Matthias Holzwarth aus Aspach begutachtet im Weinberg seine betroffenen Weinreben am Föhrenberg. Fotos: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Aspach. „Deprimierend!“ So fasst Winzer Matthias Holzwarth aus Aspach die Situation in den unteren Lagen des Aspacher Weinbergs zusammen. Vor allem die Rebsorten Dornfelder und Lemberger hat der Nachtfrost der vergangenen Tage getroffen. In den oberen Lagen sieht es dagegen etwas besser aus, dort ist es nicht so kalt geworden. Man müsse allerdings noch abwarten, wie sich die Reben in den kommenden Wochen weiterentwickeln. Zwar würden manche Sorten, etwa Schwarzriesling oder Spätburgunder, innerhalb der bevorstehenden drei bis vier Wochen voraussichtlich wieder austreiben. Doch ob die Trauben überhaupt erntereif werden, das könne man jetzt noch nicht sagen. Die Versicherung habe seinen Eindruck bestätigt: So drastisch sei es mit Frostschäden in Baden-Württemberg noch nie gewesen. „Die Arbeit bleibt aber gleich. Gesundheitsschutz und Pflege müssen weiter betrieben werden, doch der Ertrag fällt bei den betroffenen Sorten aus“, so Holzwarth. Unterkriegen lässt er sich jedoch nicht: „Die Winzer geben nicht auf.“

Der Austrieb hat zu früh begonnen

Ungewöhnlich seien solche Frostnächte im April nicht, meint Günther Ferber, Vorstandsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft Aspach. Aber aufgrund des milden Winters und der warmen Tage im März sei die Vegetation drei bis vier Wochen weiter als sonst um diese Jahreszeit. Dabei sei in der ersten Frostnacht, von Dienstag auf Mittwoch, noch nichts passiert, aber in der darauffolgenden Nacht habe es einige Reben in den niedrigeren Weinbergen getroffen. „Die Nacht auf Freitag hat dann den unteren Weinbergen den Rest gegeben. In den unteren eineinhalb Etagen gibt es nicht mehr viel“, sagt Ferber.

Der Frost hat schätzungsweise 20 bis 40 Prozent der Reben betroffen.

© Alexander Becher

Der Frost hat schätzungsweise 20 bis 40 Prozent der Reben betroffen.

Von Dienstag auf Mittwoch habe er auf seiner Kontrollfahrt um 3.30 Uhr noch ein Grad plus gemessen, zwei Stunden später dann ein Grad minus. „Aber das hat noch keinen Schaden gemacht. Der kam erst in der Nacht auf Donnerstag“, berichtet er. In den Nächten auf Donnerstag und Freitag sei dann die Kälte nach oben gezogen. „Ganz oben beim Funkmast am Föhrenberg war das Gras weiß“, hat er beobachtet.

Obwohl die Triebe der Sorten Lemberger und Dornfelder fast komplett erfroren seien, habe man noch Glück im Vergleich zu anderen Gegenden. Im Weinsberger und Öhringer Tal und in der Gegend um Lehrensteinsfeld sei bereits in der ersten Frostnacht schon fast alles erfroren.

Manche Rebsorten treiben nachträglich wieder aus

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„Der Schaden bei uns ist schwer zu schätzen“, sagt Ferber, „denn man sieht ihn eigentlich erst nach ein paar Wochen.“ Er geht jedoch von etwa 20 bis 40 Prozent Frostschäden aus. Vollständig betroffen sind die unteren Lagen der Weinberge in Allmersbach am Weinberg, Kleinaspach und Sinzenburg. Auch wenn manche Rebsorten nachträglich wieder austreiben würden, vor November sei eine Ernte nicht möglich. Das Ergebnis könne man laut Ferber höchstens noch als Traubensaft verwenden.

Glück hatten dagegen die Ebersberger Vinöre. „Ich habe keine nennenswerten Schäden gesehen“, sagt Franz K. Matyas. Allerdings habe der Ebersberg auch einen klaren Vorteil durch seine besondere Lage: „Das Wetter geht entweder ins Rems- oder ins Murrtal.“ Bei Frost könnten schon ein oder zwei Grad entscheidend sein, vor allem Neuaustriebe seien gefährdet.

Auch beim Obstanbau haben die Frostnächte Spuren hinterlassen. Man sei wohl mit einem blauen Auge davongekommen, sagt Gerhard Bollinger, Landwirt aus dem Kirschenhardthof in Burgstetten. Die späteren Apfelsorten hätten jedoch noch keine Blüten angesetzt, daher könne man noch nicht abschließend sagen, ob sie vom Frost geschädigt wurden oder nicht. „Zwei Nächte mit etwa 1,5 Grad gehen gerade noch“, meint er, in tieferen Lagen sei es jedoch sicher ein bis zwei Grad kälter. Sein Sohn Bernd Bollinger ergänzt: „In vier bis sechs Wochen weiß man mehr.“

Pufferspeicher soll Abhilfe schaffen

Um solche Situation zu vermeiden, baut der Landwirt aktuell einen Pufferspeicher mit 40000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Bei Minusgraden sollen Blüten und Blätter beregnet werden, damit die sich bildende Eisschicht den Pflanzen einen Schutz bietet. Der Pufferspeicher ist aktuell allerdings noch nicht fertig, auch die Leitungen zur Beregnung der Bäume müssen noch verlegt werden.

Nun hoffen die Bollingers trotz der noch fehlenden Technik glimpflich davongekommen zu sein. Zwar hätten die früheren Apfelsorten bereits angesetzt, doch neben den Blüten seien auch junge Früchte frostempfindlich und könnten bei Schäden nach einiger Zeit unreif abfallen. Zudem wirken sich Frostschäden oft auf das Aussehen aus, was insbesondere bei Tafeläpfeln zu Qualitätseinbußen führen könne. Allerdings sei der Blütenansatz dieses Jahr sehr gut gewesen. Und da im Frühsommer die Früchte ausgedünnt werden müssen (um eine gleichmäßige Ernte zu gewährleisten, sollten Apfelbäume nicht zu viel tragen), können mögliche geschädigte Äpfel entsprechend aussortiert werden.

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Erstellt:
30. April 2024, 06:00 Uhr

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