Ingrid Teufel gehörte 15 Jahre dem Weissacher Gemeinderat an, heute wirkt sie im Ortsseniorenrat mit
Mit einem befreundeten Paar und ihrem Partner Peter Haußmann zog Ingrid Teufel 1982 von Stuttgart in ein altes Bauernhaus in Oberweissach. Schon bald darauf wurde sie im Gemeinderat aktiv. 15 Jahre lang gehörte sie dem Gremium an.
Von Armin Fechter
Weissach im Tal. Ingrid Teufel lebt seit 40 Jahren in der Gemeinde. Dass sich die gebürtige Stuttgarterin einmal in der ländlichen Umgebung heimisch fühlen würde, war nicht abzusehen, als sie zusammen mit ihrem Partner und einem zweiten Paar in Oberweissach ein Haus kaufte. Von Anfang an brachte sie sich energisch ins Gemeinwesen ein – und eckte dabei das eine oder andere Mal kräftig an.
Die Wohngemeinschaft in dem alten Bauernhaus an der Weissachstraße – die erste dieser Art in der Gemeinde – wirkte auf die Mitmenschen befremdlich. Schnell ging das Wort von der Kommune um, die sich dort 1982 niedergelassen habe, zumal Ingrid Teufel in, wie es früher hieß, „wilder Ehe“ mit ihrem Partner Peter Haußmann lebte. Dieser betätigte sich zudem als Künstler, er schuf sonderbare Gebilde, die, wie es schien, aus Sperrmüll zusammengezimmert waren und deren Sinngehalt so manchem neugierigen Passanten verschlossen blieb. Also waren die WG-Mitglieder bald ein Begriff: „Wir waren bekannt wie ein bunter Hund“, sagt Teufel im Rückblick und lacht.
Teufel bezeichnet sich selbst als „Kind der 68er-Generation“
Die Frau, die 1952 in Stuttgart geboren wurde und in Botnang aufgewachsen ist, bezeichnet sich selbst als „Kind der 68er-Generation“. Auch wenn sie noch jung war, machte sie bei Demos mit, denn Themen wie die Notstandsgesetze und der Vietnamkrieg bewegten den Teenager – dies auch deshalb, weil Ingrid Teufel aus einem politisch denkenden Elternhaus stammte. Dazu trug ihr Vater Fritz bei, der als Fußballtrainer viel herumkam (und zufällig denselben Namen trug wie der bekannte Berliner Kommunarde). Eine seiner Stationen war der VfB Stuttgart, den er 1946 in der neuen Oberliga Süd zur Meisterschaft führte. So wurde Ingrid Teufel früh fußballaffin – und hadert heute mit der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Katar.
Nach dem Abitur – Ingrid Teufel war gut in Naturwissenschaften – dachte sie daran, Pharmazie zu studieren, verwarf diesen Plan aber, nachdem sie in einer Apotheke praktische Erfahrungen gesammelt hatte. Stattdessen entschied sie sich, einen Abschluss als Diplom-Pädagogin anzusteuern, und ging dazu nach Berlin. „Berlin hat mich geprägt“, erzählt sie. Die studentische Protestbewegung wirkte in der damals noch geteilten Stadt spürbar nach.
Aus dem Studium mit Schwerpunkt Sozialpädagogik nahm sie die Erkenntnis mit, dass soziale Unterstützung sehr notwendig ist, „damit wir friedlich zusammenleben können“. Als logische Konsequenz schloss sich nach ihrer Rückkehr ins Ländle eine 35-jährige berufliche Tätigkeit beim Berufsbildungswerk (BBW) in Waiblingen an. Im BBW bekam sie sogar die zu der Zeit noch revolutionäre Möglichkeit, ihre Stelle und damit ihren Schreibtisch mit einer Kollegin – noch dazu die Mitbewohnerin aus Oberweissach – zu teilen.
Ein Auto auf der Straße sollte den Verkehr bremsen
Nach dem Einzug in das alte Bauernhaus dauerte es nicht lang, bis Ingrid Teufel aktiv wurde: Die Situation am Ortseingang, wo häufig schneller als erlaubt gefahren wurde, ließ ihr keine Ruhe. Von der Polizei bekam sie den Tipp, ein Auto auf der Straße zu parken, um den Verkehr zu bremsen – ein Rat, der ihr viel Ärger einbrachte. Die gut ausgebaute Infrastruktur der Gemeinde weiß sie sehr zu schätzen: Kindergarten, Schule und Bildungszentrum in erreichbarer Nähe – „für die Kinder war das super“. Eine Selbstverständlichkeit für Ingrid Teufel: Sie stellte sich als Elternvertreterin zur Verfügung.
Als bald darauf ein mögliches Baugebiet im Bereich Wefzgenhölzle am Ortsrand von Unterweissach Richtung Aichholzhof für Kontroversen sorgte, kam sie in Kontakt mit Leuten, die das Projekt ablehnten. Daraus erwuchs ein festes kommunalpolitisches Engagement. Bei der nächsten Gemeinderatswahl ließ sich Ingrid Teufel von der Liste Weissacher Bürger als Kandidatin aufstellen und gewann sofort ein Mandat. 15 Jahre lang gehörte sie dem Ortsparlament an. „Es war eine Zeit, in der man viel miteinander gesprochen hat“, erinnert sie sich – und das bezieht sie sowohl auf die fraktionsinterne Meinungsbildung als auch auf die Beziehungen über die Fraktionsgrenzen hinweg. „Man hat sich gerieben, aber man wusste auch, was man voneinander hat“, fasst Teufel – nun auch mit Blick auf den Bürgermeister – zusammen.
Mehr Ruhe und Sicherheit im Mühlweg
Nach 25 Jahren Oberweissach stand 2007 ein Wechsel an, im Mühlweg in Unterweissach fanden Teufel und Haußmann ein neues Zuhause. Und erneut erkannte sie ein brisantes Verkehrsthema: die wilde Situation im Mühlweg, wo oft zu schnell gefahren und ungeordnet geparkt wurde, wo Traktoren und andere große Fahrzeuge wie die Müllabfuhr Platz brauchten und wo andererseits Radfahrer und Fußgänger ihre Nöte hatten. Über Jahre zogen sich die Diskussionen hin, bis die Gemeinde ein Verkehrsbüro einschaltete. Aus den folgenden Untersuchungen und Vorschlägen ließ sich die Lösung entwickeln, die dem Straßenzug jetzt mehr Ruhe und Sicherheit gibt.
Aus ihrer Gemeinderatstätigkeit weiß sie, dass man für vieles einen langen Atem braucht. Den hat sie: „Meine beste Eigenschaft ist meine Hartnäckigkeit.“ So ließ sie beim Thema Wassertretbecken nicht locker, und deshalb wenden sich viele Weissacher nach wie vor an sie. „Die Leute wissen, dass ich mich nicht scheue, auf dem Rathaus anzurufen.“ Ihre Devise: „Es sind die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen.“ Zuletzt hat sie zum Beispiel vorgebracht, dass die Abendbusse seit einiger Zeit keinen Halt in der Ortsmitte mehr anfahren.
Waren im Gemeinderat Themen aus den Bereichen Verkehr, Jugend, Kunst und Kultur, Bautätigkeit sowie Infrastruktur Teufels inhaltliche Schwerpunkte, so haben sich die Akzente inzwischen verschoben. Jetzt wirkt sie im Ortsseniorenrat mit. Dort werden Fragen wie Pflege und Straßenverkehr besprochen – und man macht dabei nicht Halt vor Themen, die auf den ersten Blick nichts mit Seniorenbedürfnissen zu tun haben. Teufel: „Wir empfinden eine Verantwortung für die Enkel.“ Noch immer besucht sie, jetzt als Zuhörerin, Gemeinderatssitzungen und nutzt die Fragestunde, um ihre Punkte anzubringen. Und spricht ein persönliches Bekenntnis aus: „Weissach ist für mich heute wie Botnang früher.“