Neun ungeklärte Tode aus Deutschland
Interpol sucht Hinweise zu 46 toten Frauen in Europa – auch in BaWü
Interpol, Deutschland und weitere europäische Länder wollen seit Jahrzehnten ungelöste Frauenmorde aufklären. Sie suchen die Namen von 46 toten Frauen - und richten sich an die Bevölkerung.
Von red/dpa
e Leichen sind schon vor Jahrzehnten gefunden worden, doch ihre Identitäten sind noch immer unklar: Die internationale Polizeiorganisation Interpol will mit einer Kampagne der Aufklärung von lange zurückliegenden Frauenmorden in Europa ein Stück näher kommen.
Gemeinsam mit der deutschen, belgischen, niederländischen, italienischen, französischen und spanischen Polizei sucht sie bei der Aktion „Identify Me“ nach Hinweisen zu 46 Frauenleichen. Die meisten dieser Frauen seien ermordet worden oder unter verdächtigen oder nicht geklärten Umständen gestorben. Neun der noch nicht identifizierten Toten waren in Deutschland gefunden worden.
Selbst kleinste Informationen könnten helfen
Auf der Kampagnenwebseite hat Interpol Gesichtsrekonstruktionen sowie Bilder von Schmuckstücken und Kleidung veröffentlicht, die bei den Frauen gefunden wurden. Interpol zitierte seinen Generalsekretär Jürgen Stock: „Auch das kleinste Informationsstückchen kann entscheidend dabei sein, diese ungelösten Fälle aufzuklären.“ Die Öffentlichkeit könne der Schlüssel dazu sein, einen Namen und eine Vergangenheit zu finden und für längst überfällige Gerechtigkeit zu sorgen.
Ursprünglich war „Identify Me“ im Mai vergangenen Jahres mit dem Ziel gestartet, 22 tote Frauen zu identifizieren. Aus der Bevölkerung gingen zu den Fällen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden rund 1.800 Hinweise ein. Eine Frau wurde 31 Jahre nach ihrem Tod identifiziert - eine Britin, deren Leiche 1992 in Belgien gefunden worden war, wie das Bundeskriminalamt mitteilte.
Neun ungeklärte Fälle aus Deutschland
Mittlerweile geht es auch um insgesamt neun ungeklärte Tode von Frauen, deren Leichen zwischen 1986 und 2002 in Deutschland entdeckt wurden. Mit der Ausweitung der Kampagne sind drei Frauen hinzugekommen: Eine wurde 1994 auf einem Militärübungsgebiet bei Hannover gefunden, eine 2001 in Frankfurt im Main und eine 1989 im hessischen Lahn-Dill-Kreis.
Zu den Fällen aus Deutschland gehören zudem eine 2001 in Köln gefundene Tote, eine 1986 an der A6 bei Heilbronn (Baden-Württemberg) entdeckte Frau, eine Tote 1997 in Altena-Bergfeld (Nordrhein-Westfalen), eine 2002 in Bremen in der Weser gefundene und in einen Teppich gewickelte Tote sowie Leichenfunde 1998 im Spandauer Forst bei Berlin und 1997 nahe einem Wald bei Todtnau (Baden-Württemberg).
Boxerin Halmich: „Wir geben nicht auf“
In Deutschland wird „Identify Me“ unter anderem von Boxweltmeisterin Regina Halmich und ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein unterstützt. „Noch wissen wir nicht, wer ihr seid, aber wir haben euch nicht vergessen. Wir geben nicht auf, euch eure Namen zurückzugeben und euch würdig zu bestatten. Gerechtigkeit ist keine Frage der Zeit“, sagte Halmich.