Investor für Nahwärmenetz in Sechselberg steht bereit
Mit der Firma Pfeil ist ein lokales Unternehmen als möglicher Investor und Betreiber eines Nahwärmenetzes in Sechselberg gefunden. Im nächsten Schritt soll das Interesse der Hausbesitzer abgefragt werden.
Von Annette Hohnerlein
Althütte. Im Hauptort Althütte gibt es bereits ein kommunales und ein privates Nahwärmenetz. Nun soll Sechselberg folgen. Im Idealfall könnte in ein paar Jahren der Großteil der Gebäude in dem Teilort zentral von einer Hackschnitzelanlage mit Wärme versorgt werden. Damit könnten die angeschlossenen Häuser die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes erfüllen und wären aufgrund des regionalen Rohstoffs unabhängig von großen Energiekonzernen.
Die Gemeinde hatte das Ingenieurbüro Schuler aus Bietigheim-Bissingen beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz in Sechselberg zu erstellen, die im Juni 2023 im Gemeinderat vorgestellt wurde (wir berichteten). „Der damals angesetzte Endpreis war sehr hoch, deshalb ist man nicht an die Bevölkerung gegangen“, erklärte Bürgermeister Reinhold Sczuka in der Gemeinderatssitzung am Dienstag. Klar sei auch, dass sich die Gemeinde in dem Projekt nicht als Investor, Bauherr oder Betreiber engagieren kann. Es sei auch diskutiert worden, für diese Aufgaben eine Bürgergenossenschaft zu gründen, heißt es in der Sitzungsvorlage, dies sei erfahrungsgemäß aber ein sehr langwieriger Prozess.
Szuka: „Das ist für uns ein Glücksfall“
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Bei ihrer Klausurtagung im vergangenen Sommer hatten sich die Gemeinderäte mit der Sache befasst. Reinhard Pfeil von der Freien Wählervereinigung (FWV) hatte angeboten, sich des Themas anzunehmen und „eine praktikable und für die Bevölkerung günstige und risikolose Variante zu entwickeln“. Das Ergebnis: Die Firma Pfeil stünde bereit, die Finanzierung, den Bau und den Betrieb des Nahwärmenetzes in Eigenverantwortung zu übernehmen. „Das ist für uns ein Glücksfall“, so Sczuka. Die Risiken liegen in diesem Fall bei der Firma Pfeil und nicht bei den Hauseigentümern oder der Gemeinde. Außerdem könnten durch die Bündelung von Planung, Bau und Betrieb Kosten eingespart werden, was einen günstigen Wärmepreis ermögliche.
Bei einer ersten Abfrage im Januar 2021 hatten nur 20 Besitzer von Bestandsgebäuden in Sechselberg Interesse an einem Anschluss an eine Nahwärmeversorgung gezeigt. Das ist bei Weitem nicht genug, um das Projekt wirtschaftlich zu gestalten. Angesichts der neuen Konstellation soll nun nochmals das Interesse der Hausbesitzer abgefragt werden. Denn, so FWV-Gemeinderat Rudi Beck: „Je größer das Netz ist, desto besser bezüglich der Technik und der Kosten.“ Dieses Mal hofft man auf mehr Zuspruch, hat man doch mit der Firma Pfeil ein renommiertes lokales Unternehmen als Partner. „Es sind mehrere Kilometer Leitungen zu verlegen, dafür braucht man jemanden, der das leisten kann“, sagte Matthias Schaal von der Bürgerliste. Björn Fuchs vom Forum Althütte 2000 erkundigte sich, wann der erste Nutzer in den Genuss der neuen Wärmeversorgung kommen könnte. Einen konkreten Zeitpunkt konnte der Bürgermeister nicht nennen, meinte aber: „Das Bauunternehmen wird Interesse haben, das zügig aufs Gleis zu bringen.“ Allerdings müsse zuerst die Befragung durchgeführt werden und genügend Abnehmer feststehen, dann könne die Firma Pfeil mit der konkreten Planung beginnen. Zunächst würden die Kosten ermittelt und der Preis pro Kilowattstunde festgelegt, der dann für mindestens fünf Jahre beibehalten werden soll. Auf der Basis dieses Preises würde erneut das Interesse abgefragt, der nächste Schritt wäre dann, sich um Fördermittel für das Projekt zu bemühen. Thomas Kuntz von der Bürgerliste betonte, es sei wichtig, die Anlage so auszulegen, dass sie in Zukunft auch auf andere Wärmeträger, zum Beispiel auf Wasserstoff, umgestellt werden kann. Angedacht ist auch, das Wärmenetz und die Heizanlage nach einigen Jahren einer noch zu gründenden Bürgergenossenschaft zu übergeben, die dann für den Betrieb, einen möglichen weiteren Ausbau und die Preisgestaltung zuständig wäre.
Gabriele Gabel vom Forum Althütte 2000 erkundigte sich, ob man nicht auch Angebote von anderen Firmen einholen müsse. „Wir haben zu wenig konkrete Angaben für eine Ausschreibung“, entgegnete Sczuka, „im Übrigen findet man niemand, der das auf die Schnelle übernimmt. (...) Wir können froh und dankbar sein, wenn wir einen Investor haben.“ Dieser Ansicht schlossen sich die Räte an und beauftragten die Firma Pfeil einstimmig, ein Konzept umzusetzen.