Gebet auf Tempelberg
Israelischer Minister Ben Gvir löst international Empörung aus
Der rechtsextreme israelische Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir hat mit seinem Gebet auf dem Tempelberg in Ost-Jerusalem international Empörung ausgelöst. Kritik kam unter anderem von vom EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.
Von red/AFP
Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir hat mit seinem Gebet auf dem Tempelberg in Ostjerusalem international für Empörung gesorgt.
„Die EU verurteilt die Provokationen des israelischen Ministers auf das Schärfste“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag im Onlinedienst X. Auch die USA, die Vereinten Nationen und mehrere arabische Länder übten scharfe Kritik.
The EU strongly condemns the provocations by Israeli Min. Ben-Gvir who, during his visit to the Holy Sites, advocated for the violation of the Status Quo.The EU reiterates its June #EUCO Leaders call for the Status Quo to be upheld, incl. with respect to Jordan’s special role. — Josep Borrell Fontelles (@JosepBorrellF) August 13, 2024
„Jede einseitige Maßnahme, die den Status quo gefährdet, ist inakzeptabel“, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel. Der nach der israelischen Eroberung Ostjerusalems im Jahr 1967 verhängte Status quo bestimmt, dass Juden auf dem Tempelberg nicht offiziell beten dürfen. Patel betonte, der Auftritt des israelischen Ministers beeinträchtige zudem die Bemühungen um ein Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas.
„Dieses Verhalten ist nicht hilfreich und provoziert auf unangemessene Weise“, erklärten auch die Vereinten Nationen mit Blick auf das Gebet in der Nähe der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg. „Wie die anderen heiligen Stätten in Jerusalem sollte die Al-Aksa-Moschee sich selbst überlassen bleiben und von den bestehenden religiösen Einrichtungen kontrolliert werden“, erklärte der UN-Sprecher Farhan Haq.
Ben Gvir hatte auf dem Tempelberg die israelische Flagge gehisst
Das Außenministerium der palästinensischen Autonomiebehörde sprach von einer „Eskalation“ und einem „illegalen Eindringen, um eine vollständige israelische Kontrolle“ des Tempelbergs zu erreichen. Auch die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) verurteilte das Vorgehen des israelischen Ministers.
Ben Gvir hatte am Dienstag anlässlich des jüdischen Trauertags Tischa Beav mit mehr als 2000 Juden auf dem Tempelberg gebetet und dort die israelische Flagge gehisst. Ungeachtet der internationalen Empörung betete der rechtsextreme Minister am Nachmittag erneut in dem Gebiet. Er hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach über das von der israelischen Regierung verhängte Gebetsverbot hinweggesetzt.
Ben Gvir gilt als entschiedener Gegner eines Geisel-Abkommens
Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee steht im Mittelpunkt des israelisch-palästinensischen Konflikts. Jordanien verwaltet diese islamischen Heiligtümer, Israel regelt jedoch den Zugang zum Tempelberg. Juden verehren den Tempelberg als Ort des früheren Zweiten Tempels als ihren heiligsten Ort. Dem 1967 verhängten Status quo zufolge dürfen sie ihn zwar betreten, dort jedoch nicht offiziell beten - zum Ärger rechtsgerichteter Israelis.
Ben Gvir gilt als entschiedener Gegner eines Geisel-Abkommens zwischen Israel und der Hamas, die mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Zuletzt drohte der Minister Regierungschef Benjamin Netanjahu immer wieder mit Koalitionsbruch, sollte er der Hamas Zugeständnisse machen.