Ticketbörse

Ist Viagogo seriös?

Viagogo sorgt regelmäßig für Schlagzeilen: Als Ticketbörse bietet die Plattform scheinbar Lösungen für ausverkaufte Konzerte und Sportevents, doch viele Kunden berichten von Problemen wie hohen Preisen, ungültigen Tickets und mangelhaftem Kundenservice.

Ist Viagogo seriös?

© T. Schneider/ Shutterstock

Ist Viagogo seriös?

Von Katrin Jokic

Viagogo steht seit Jahren in der Kritik: Die Plattform, die sich als Vermittler für Tickets zu ausverkauften Konzerten und Sportveranstaltungen positioniert, sorgt immer wieder für Ärger bei Käufern. Vor allem jetzt, da Tickets für die heiß begehrte „From Zero World Tour“ von Linkin Park auf Viagogo zu horrenden Preisen angeboten werden, fragen sich viele Fans, ob der Anbieter vertrauenswürdig ist.

Was ist Viagogo überhaupt?

Viagogo ist eine Online-Ticketbörse, die als Marktplatz für Käufer und Verkäufer fungiert. Anders als bei offiziellen Ticketanbietern wie Eventim oder Ticketmaster verkauft Viagogo selbst keine Eintrittskarten, sondern vermittelt zwischen privaten Anbietern und Interessenten. Doch diese Vermittlerrolle wird nicht immer klar kommuniziert. Für viele Käufer entsteht der Eindruck, dass sie Tickets direkt von Viagogo erwerben, was zu Missverständnissen führt – insbesondere dann, wenn es zu Problemen kommt.

Neben teilweise extrem hohen Ticketkosten berechnet Viagogo zusätzliche Gebühren, die oft erst beim finalen Bezahlvorgang sichtbar werden. Kritiker werfen der Plattform vor, intransparent zu agieren und das Risiko vollständig auf die Käufer abzuwälzen.

Ist Viagogo vertrauenswürdig?

Die Seriosität von Viagogo wird von Verbraucherschützern, Künstlern und Nutzern infrage gestellt. Verbraucherschützer haben bereits mehrfach gegen Viagogo geklagt. Bewertungen auf Portalen wie Trusted Shops (1,5 von 5 Sternen bei rund 250 Bewertungen) und Trustpilot (1,7 von 5 Sternen bei knapp 15.000 Bewertungen) sind überwiegend negativ. Die Beschwerden reichen von überhöhten Preisen bis hin zu nicht gelieferten oder ungültigen Tickets. Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass Käufer den tatsächlichen Verkäufer der Tickets nicht kennen und somit auch keine direkte Möglichkeit haben, Ansprüche durchzusetzen.

Besonders problematisch wird es bei personalisierten Tickets, die für viele Konzerte inzwischen Standard sind. Stimmen der Name auf dem Ticket und die Ausweisdaten nicht überein, kann der Zugang zur Veranstaltung verweigert werden – ein Umstand, auf den Viagogo laut Kritikern nicht ausreichend hinweist. Für Fans bedeutet das: Sie haben im schlimmsten Fall ein teures Ticket gekauft, das sie nicht nutzen können.

Künstler wehren sich gegen teuren Wiederverkauf

Auch Künstler wie Rammstein oder Die Ärzte gehen seit Jahren gegen Viagogo und andere Wiederverkaufsplattformen vor. Laut Rolling Stone gingen Rammstein sogar soweit, eine einstweilige Verfügung gegen Viagogo zu erwirken. Die Plattform durfte für die Tour 2023 keine Tickets verkaufen oder bewerben – angeboten wurden sie dort dennoch.

Die Ärzte wollen Wucherpreisen beim Tickethandel im Allgemeinen einen Riegel vorschieben. Die Konsequenz: Zuletzt gab es ausschließlich personalisierte Konzerttickets, die nur über die Band-eigene Webseite erhältlich waren. Im gleichen Atemzug warnte die Band explizit vor Ticketbörsen wie Viagogo, Ticketrocket oder Ticketbande: „Diese Anbieter haben von uns keine Karten bekommen, es kann sich nur um Fälschungen oder ungültige Karten handeln.“

Auch der FC Bayern München hat erfolgreich gegen Viagogo geklagt. Hierbei ging es insbesondere um sogenannte Leerverkäufe – wenn also bei Viagogo Tickets für Fußballspiele angeboten werden, die offiziell noch gar nicht erhältlich sind. Auch beim VfB Stuttgart, dem FC Augsburg und zahlreichen anderen Vereinen sowie Fans steht Viagogo seit Jahren immer wieder in der Kritik.

Viele Musiker, Vereine und Veranstaltungen versuchen mittlerweile, sich und ihre Fans mit personalisierten Tickets vor den Praktiken von Viagogo und anderen Ticketbörsen bzw. den dort tätigen Verkäufern zu schützen. Auf autorisierten Wiederverkaufsplattformen, zum Beispiel Eventims „Fansale“ gibt es die Möglichkeit, Tickets umschreiben zu lassen, sodass es beim Einlass nicht zum Problem für den Käufer kommt.

Was können Sie tun, wenn Sie betrogen wurden?

Wenn Sie den Verdacht haben, über Viagogo betrogen worden zu sein, ist schnelles Handeln gefragt. Der erste Schritt sollte immer der Kontakt zum Viagogo-Kundenservice sein, um eine Klärung zu erreichen. Doch viele Nutzer berichten, dass die Kommunikation mit der Plattform schwierig und oft erfolglos ist.

Sollte der Kundenservice nicht helfen, können Sie ein sogenanntes Chargeback-Verfahren bei Ihrer Bank einleiten, sofern Sie mit Kreditkarte bezahlt haben. Dabei wird die Zahlung rückgängig gemacht. Diese Methode gilt als eine der effektivsten, hat jedoch strenge Fristen, die oft nur wenige Monate betragen. Für andere Zahlungsarten wie PayPal ist die Rückerstattung schwieriger, da Ticketkäufe in der Regel nicht vom Käuferschutz abgedeckt sind.

Falls alle Versuche scheitern, bleibt Ihnen die Möglichkeit, den Betrugsfall bei der Polizei anzuzeigen. Bei internationalen Käufen können Sie sich zudem an europäische Verbraucherschutzorganisationen wie das Europäische Verbraucherzentrum wenden, das in solchen Fällen rechtlichen Beistand bietet.

Welche Alternativen gibt es?

Um Ärger zu vermeiden, sollten Tickets möglichst über offizielle Verkaufsstellen erworben werden. Plattformen wie Eventim, Ticketmaster oder die Websites der Künstler bieten in der Regel transparente Preise und eine höhere Sicherheit. Für den Weiterverkauf von Tickets gibt es außerdem geprüfte Resale-Plattformen wie den Fansale von Eventim, die die Echtheit der Karten sicherstellen.

Einige Veranstalter setzen inzwischen auf digitale Tickets, die nicht übertragbar sind. Der sogenannte EVENTIM.Pass, der ausschließlich über die Eventim-App genutzt werden kann, verhindert etwa, dass Tickets weiterverkauft werden. Diese Lösung ist zwar nicht perfekt, reduziert jedoch das Risiko, Opfer von Betrug oder überteuerten Resale-Angeboten zu werden.

Fazit

Viagogo mag auf den ersten Blick wie eine einfache Lösung für ausverkaufte Veranstaltungen erscheinen, doch die Risiken sind erheblich. Die Plattform ist nicht nur wegen intransparenter Gebühren und überteuerter Preise in der Kritik, sondern auch aufgrund der häufig unklaren Kommunikation über die eigene Rolle als Vermittler. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Tickets direkt beim Veranstalter oder über geprüfte Resale-Plattformen erwerben. Für viele Linkin-Park-Fans bleibt die Hoffnung, beim regulären Ticketverkauf oder offiziellen Weiterverkaufsstellen doch noch Karten zu ergattern – ohne die Unsicherheiten und Risiken von Viagogo.

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Erstellt:
20. November 2024, 10:56 Uhr

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