Probleme in den Wechseljahren

Jede fünfte Frau erwägt wegen Menopause frühere Rente

Rund neun Millionen Frauen sind momentan in Deutschland in den Wechseljahren. Trotzdem ist das Thema Menopause gesellschaftlich noch immer tabu. Welche Behandlungsmethoden gibt es für Frauen mit hohem Leidensdruck?

Viele Frauen in den Wechseljahren leiden so stark unter den Symptomen, dass ihr Alltag dadurch negativ beeinflusst wird.

© Rido - stock.adobe.com/IMAGO/designer491

Viele Frauen in den Wechseljahren leiden so stark unter den Symptomen, dass ihr Alltag dadurch negativ beeinflusst wird.

Von Luisa Rombach

Hitzewallungen, Blutungsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden – die Symptome in den Wechseljahren können vielseitig sein. Bei vielen Frauen ist der Leidensdruck groß. Umso wichtiger, dass ihnen mithilfe der richtigen Behandlung geholfen wird. Die Deutsche Menopause Gesellschaft (DMG) informiert nun über den aktuellen Stand bei den Behandlungsmethoden und darüber, was sich ändern muss, um das Thema mehr in den Fokus zu rücken.

England ist bei dem Thema Vorreiter

Bei einer deutschlandweiten Umfrage gaben knapp 20 Prozent der befragten Frauen an, darüber nachzudenken, wegen der Menopause den Renteneintritt vorzuziehen. „Zwanzig Prozent mehr Ruheständlerinnen können wir uns einfach nicht leisten“, sagt Katrin Schaudig. Stattdessen sei eine gute, frühzeitige Beratung notwendig, um solche Folgen zu vermeiden.

England ist uns in dieser Hinsicht um einiges voraus. Dort gibt es bereits seit 2021 ein Gesetz, das die Versorgung von Frauen in den Wechseljahren gewährleisten soll. In Deutschland wurde im Oktober 2024 ein entsprechender Antrag in den Bundestag eingebracht. Ziel ist, eine nationale Menopausen-Strategie zu erarbeiten.

Politisch muss sich etwas tun

„Es ist gut, dass wir jetzt in Deutschland auf diesen Zug aufspringen und ich hoffe sehr, dass sich da jetzt politisch etwas tut“, sagt Katrin Schaudig, die Präsidentin der DMG. Sie betont, dass dies auch deshalb notwendig sei, da sonst zu viele Frauen verfrüht aus dem Arbeitsleben ausscheiden würden.

Viel Unsicherheit besteht bei Patientinnen rund um das Thema Hormonersatztherapie als Behandlungsmöglichkeit. Diese wird oft mit einem potenziell erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Solche Hormone kommen in der Regel vor allem bei Frauen zum Einsatz, deren Alltag durch die Symptome ihrer Menopause stark beeinträchtigt wird.

Die Entscheidung für oder gegen eine Hormontherapie hängt von mehreren Faktoren ab. „Die Beratung ist komplex“, räumt Katrin Schaudig ein. „Auch hier müssen Ärztinnen und Ärzte bei Frauen mit hohem Leidensdruck individuell besprechen, ob und welche Faktoren ihr persönliches Brustkrebsrisiko erhöhen könnten, zum Beispiel Alkoholkonsum, wenig körperliche Bewegung, Übergewicht.“

Die Entscheidung sollte auch von der möglichen Kombination von Hormonpräparaten und der Behandlungsdauer abhängig gemacht werden, rät Katrin Schaudig. Zudem mache es einen Unterschied, ob das Östrogen in Form eines Gels, Pflasters oder Sprays über die Haut verabreicht werde, oder durch Tabletten. Letztere könnten zu einem höheren Schlaganfall- und Thromboserisiko führen, sagt die Vorsitzende der DMG.

Mehr Fokus auf die Perimenopause

In der Perimenopause, also der Phase vor der eigentlichen Menopause, sei eine Behandlung mit Hormonen dagegen meist nicht sinnvoll. Hier trete noch kein Hormonmangel auf, vielmehr seien die Symptome auf eine stark schwankende Aktivität der Eierstöcke zurückzuführen, so die Ärztin. In dieser Lebensphase könnten Lebensstilveränderungen oder Achtsamkeitstraining hilfreich sein, erklärt Katrin Schaudig.

Thomas Römer, der Vizepräsident der DMG, betont: „Wichtig ist, dass die Perimenopause mehr in den Fokus genommen wird.“ Eine frühzeitige Behandlung der Symptome, wie etwa Blutungsstörungen im Zyklus der betroffenen Frauen, sei wichtig, so der Kölner Gynäkologe. Wenn Frauen wegen solchen Störungen sehr viel Blut verlieren, entwickeln sie oft eine Anämie, also eine Blutarmut, sagt Thomas Römer.

Den Grund für diese Anämie würden Hausärzte oft nicht sofort erkennen, erklärt der Gynäkologe: „Wenn sie immer blass aussehen, einen Leistungsknick haben und jeden Monat sehr stark bluten, ist das ein Zeichen für Anämie.“ Bei der Behandlung einer Blutarmut gebe es inzwischen ein breites Spektrum an Möglichkeiten, sagt Thomas Römer.

Grundsätzlich sei es wichtig, die Aufklärung beim Thema Wechseljahre weiter voranzutreiben. Katrin Schaudig sieht diesbezüglich auch Unternehmen in der Verantwortung: „Frauen aufzuklären und ihren Mut für den weiteren Berufsweg zu stärken, kann schon sehr viel Positives bewirken.“ Dann würde Deutschland im internationalen Vergleich auch nicht mehr hinterherhinken.

Deutsche Menopause Gesellschaft

VereinDie Deutsche Menopause Gesellschaft ist die größte ihrer Art weltweit. Aktuell hat sie mehr als 3 500 Mitglieder. Gegründet wurde sie 1994. Für Betroffene und Interessierte bietet sie regelmäßig Informationsveranstaltungen an. Weitere Informationen gibt es online unter https://www.menopause-gesellschaft.de/

JahrestagungDie DMG trifft sich am 15. und 16. November zum 28. Mal, um gemeinsam über das Thema Wechseljahre zu sprechen. Die Tagung steht unter dem Motto „Wissen macht cool“. Dabei soll das Thema Menopause ganzheitlich betrachtet werden und verschiedene Perspektiven beleuchtet werden.

Zum Artikel

Erstellt:
15. November 2024, 06:10 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen